Neujahrsempfang 2024
Oberderdingen feiert, blickt zurück und nach vorn

Beim Neujahrsempfang in der Aschingerhalle ließen Bürgermeister Thomas Nowitzki und der Festredner Jeff Klotz den Weg zu Oberderdingens Stadterhebung Revue passieren. | Foto: Jennifer Warzecha
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  • Beim Neujahrsempfang in der Aschingerhalle ließen Bürgermeister Thomas Nowitzki und der Festredner Jeff Klotz den Weg zu Oberderdingens Stadterhebung Revue passieren.
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Oberderdingen (war) Festliche Klänge des Musikvereins Flehingen und des Musikvereins Oberderdingen sowie die mit dem Publikum gesungenen National- und Europahymne wechselten sich mit den Festrednern ab: In Oberderdingen zelebrierte man am Dreikönigstag in der Aschingerhalle nicht nur den Neujahrsempfang. Die Neujahrsansprache von Bürgermeister Thomas Nowitzki und der Vortrag des Festredners Jeff Klotz ließen den Weg zu Oberderdingens Stadterhebung am 1. November des vergangenen Jahres noch einmal Revue passieren.

Immer mehr Aufgaben für Kommune

Bürgermeister Nowitzki reflektierte nicht nur die Lage und das Kriegsgeschehen in der Welt, sondern auch Erfolge und Herausforderungen in Oberderdingen. Zu letzteren gehöre unter anderem die Energiewende, und dass immer mehr Aufgaben an die Kommune übertragen werden. „Ich kann Ihnen, verehrte Gäste, nur berichten, dass der noch bis zum Sommer dieses Jahres amtierende Gemeinderat im letzten Jahr in 48 – ja, richtig – 48 Gremiensitzungen des Gemeinderats und seiner Ausschüsse, der Aufsichtsräte unserer Gesellschaften und Versammlungen der Verbände beraten, die Weichen gestellt und die maßgeblichen Beschlüsse gefasst hat. Eine richtig hohe Schlagzahl, um Oberderdingen voranzubringen! Dankbar bin ich persönlich für viele gute Gespräche, Gedanken und Ideen im Austausch und dass es immer wieder gelingt, unterschiedliche Positionen abzustimmen und Lösungen mit breiten Mehrheiten zu beschließen.“

Einsatzaufwand bei Großbrand wird aufgearbeitet

500 Einsatzkräfte der Feuerwehren aus der gesamten Region sowie des Technischen Hilfswerks waren im vergangenen Jahr durch einen Großbrand im Recyclingbetrieb stark gefordert gewesen. Auch für den Einsatz dieser Hilfskräfte bedankte sich Nowitzki. „Einmal mehr wurde deutlich, dass wir uns in Oberderdingen auf unsere Freiwillige Feuerwehr verlassen können. Jetzt gilt es, den Einsatzaufwand ordentlich aufzuarbeiten. 170.000 Euro stehen aktuell zu Buche. Für die Städte und Gemeinden, für die Unternehmen, ja, auch für die Versicherung kann es ein Modellfall werden.“

Oberderdingens Geschichte hängt mit Kloster Bad Herrenalb zusammen

Modell- bzw. beispielhaft ist Oberderdingen auch hinsichtlich seiner Geschichte. Das ging aus Jeff Klotz‘ Vortrag mit dem Titel „Klöster, Marktflecken, Handelsort – Oberderdingens langer Weg zur Stadt“ hervor. So habe es bereits im Mittelalter verschiedene Machtstrukturen zwischen Machthabern und Städten gegeben, weshalb es einigen Städten so ergangen sei, dass sie eigentlich schon Stadt waren, aber noch unterdrückt wurden. „Ich möchte mit Ihnen ein paar Jahrhunderte durch die Vergangenheit Oberderdingens gehen. Es ist ja schon eine verrückte Geschichte, hängt die Historie doch stark mit dem Kloster Bad Herrenalb zusammen.“ Insgesamt sei die Geschichte Oberderdingens die Verdrängungsgeschichte zweier großer Familien in Baden-Württemberg, die mit Bad Herrenalb zu tun haben. So habe man ein früh-mittelalterliches Gräberfeld gefunden und Bezüge bis nach Österreich festgestellt.

Viele Ritter und Schlösser auf kleinstem Raum 

Bei seinen Recherchen sei Klotz auf die Klöster Lorsch und Weißenburg gestoßen. Diese stellten einen Kipp-Punkt dabei dar, wie einzelne Ortschaften entstanden sind, durch Ritterschaften, die mit Machtzentren wie Pforzheim, Heidelberg und Stuttgart hin zum Württembergischen entstanden sind. „Im Kraichgau wurde das Machtgefüge nicht so ausgelebt. Hier waren viele Ritter und Schlösser auf kleinstem Raum zu finden. 1260 gab es einen großen Punkt in der Geschichte – Bad Herrenalb kam ins Spiel. Der lokale Adel gründete die Klöster, weil jegliche Organisationseinheiten wie die Kirchen vornational waren und alles von oben nach unten dirigiert wurde und nicht funktionierte.“ Ein einmaliger Schiedsspruch habe geregelt, dass der Grund, auf dem das Kloster steht, das 1149 von Berthold III. von Eberstein gegründet wurde und von dem noch Teile erhalten sind, zu Württemberg gehöre und das Kloster zu Baden.

Bedeutende Handelsroute führte durch Oberderdingen

Eine bedeutende Wirtschafts- und Handelsroute habe durch Oberderdingen sowie die angrenzenden Gebiete geführt. „Sie beginnt in Siebenbürgen, läuft im Osten durch Wien, Regensburg und Lienzingen, einer Stadt, die auch das gleiche Schicksal teilte und bis zum 5. Juli 1975 eine selbstständige Gemeinde war. Da beantworte ich mir die eigene Frage: Warum wollte Herrenalb hierher? – Wegen dieser Handelsroute.“ Ferner stellte der Referent fest: „Oberderdingen ist wie ein Portal zum Kraichgau, wenn man nicht über die Kurpfalz fahren möchte. Der Blick auf den Amthof ist auch sehr spannend, denn er stammt aus dem 14. Jahrhundert.“ Nachdem er noch auf weitere Entwicklungen wie den Wiederneuaufbau der Städte nach unter anderem dem Pfälzischen Erbfolgekrieg und Rückschlägen dadurch in den 1714ern- und 1715er-Jahren eingegangen war, stellte Klotz fest: „Stadt zu werden, bedeutete im Mittelalter mehr als heute. Es bedeutete Freiheit, etwas Besonderes.“

Die rund 400 Gäste nutzten die Gelegenheit, um im Anschluss noch miteinander ins Gespräch zu kommen, ausgiebig. Die Freude und der Stolz darauf, nun eine Stadt zu sein, war allen anzumerken.

Autor:

Kraichgau News aus Bretten

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