Nitratwerte rückläufig
Proben vom Acker überwachen Nitratgehalt im Wasser

Uli Glos nimmt mit dem eigens dafür umgebauten Geländewagen Bodenproben zur Bestimmung des Nitratgehalts. | Foto: ger
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Königsbach-Stein (ger) Uli Glos fährt mit dem Geländewagen in den Acker, auf dem der Senf in voller Blüte steht. Bei offener Beifahrertür können die Pressevertreter verfolgen, wie er mittels einem Bohrstock, der anstelle des Beifahrersitzes an dem extra umgebauten Fahrzeug angebracht ist, aus dem Ackerboden Proben in 30, 60 und 90 Zentimeter Tiefe entnimmt. Die Proben nimmt Vermessungstechnikerin Daniela Wirth in Empfang, die sie mit Ort und Zeit beschriftet. Danach kommen die Proben ins Labor, wo sie auf den Gehalt von Stickstoffverbindungen (Nitrat) untersucht werden.

Proben werden auf 342 Flächen genommen

Jedes Jahr zwischen Mitte Oktober und Mitte November sind im Enzkreis zwei Teams unterwegs, die auf 342 landwirtschaftlichen Flächen im Wasserschutzgebiet acht oder, ist der Acker größer als ein Hektar, 15 Proben entnehmen. Die Vermessungstechnikerinnen achten dabei vor allem darauf, dass keine Strom- oder sonstige Versorgungsleitungen angebohrt werden, und dokumentieren auch haargenau, an welchen Stellen Proben entnommen werden. Corinna Benkel, Leiterin des Landwirtschaftsamts im Landratsamt Enzkreis, erläutert, dass dies zur Überwachung des Trinkwassers dient. „Nicht nur der Verwaltung, auch allen Landwirten ist daran gelegen, dass dieses hohe Gut nicht überbelastet ist“, betont sie.

Von 33 Wasserschutzgebieten sind nur sechs problematisch

Hintergrund ist die in Baden-Württemberg gültige Schutzgebiets- und Ausgleichsverordnung (SchALVO). Nicole Wenz, Wasserschutzgebietsberaterin beim Landwirtschaftsamt, betont, dass die 1988 eingeführte Verordnung mit sich gebracht habe, dass die Nitrat-Werte im Grundwasser gesunken seien und zum Teil noch weiterhin sinken. Von 33 Wasserschutzgebieten im Enzkreis – die insgesamt 36 Prozent der Landkreisfläche ausmachen – sind lediglich sechs als Nitrat-Problemgebiete eingestuft. Das bedeutet, dass sie zwischen 25 und 35 Milligramm Nitrat auf einen Liter Wasser enthalten. Zum Vergleich: In der EU gilt für Grundwasser ein Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter. Bei den anderen 27 Gebieten liegt der Nitratwert darunter.

Zwischenfrucht nimmt überschüssiges Nitrat auf

Der Acker, von dem Uli Glos und Daniela Wirth beim Pressetermin Proben entnehmen, wird von der Familie Schmider aus Königsbach-Stein bewirtschaftet. Die Brüder Daniel und Christoph Schmider haben einen Demeter-Betrieb mit Milchkühen und Puten und bauen in siebengliedriger Fruchtfolge Klee, Mais, Hafer, Gerste und Erbse als Futter für die eigenen Tiere sowie Dinkel und Weizen als Lebensmittel an. Der Acker liegt in einem der Nitrat-Problemgebiete. Um das überschüssige Nitrat aufzunehmen und so einen Eintrag ins Grundwasser zu vermeiden, haben sie auf der Fläche eine Zwischenfruchtmischung angebaut, wie es die Verordnung vorsieht. Wenn sie dort Mais anbauen, der wie auch Raps oder Zuckerrübe stickstoffreiche Ernterückstände hinterlässt, dürfen sie den Boden nach der Kultur nicht mit dem Pflug wenden, sondern lediglich mit einem Grubber oder der Scheibenegge für die nächste Aussaat vorbereiten, wobei die Ernterückstände nicht tief in den Boden eingearbeitet werden.

Landwirte bestimmen Bodenwerte vor Düngung

Woher die Nitratbelastung stamme, lässt sich selten eindeutig beantworten, stimmen Michael Niekrawietz vom Umweltamt und Nicole Wenz überein. Nicht zwingend muss von einer Überdüngung ausgegangen werden. Bodengegebenheiten können eine Rolle spielen, und auch die Witterung hat einen großen Einfluss. „Bei den trockenen Sommern, wie wir sie in den letzten Jahren haben, werden die Erträge geringer. Die Kulturen konnten den Dünger nicht vollständig aufnehmen und dadurch bleibt mehr Nitrat im Boden“, erklärt Wenz den Zusammenhang. Und Frank Zengerle vom Bauernverband Nordschwarzwald-Gäu-Enz weist ergänzend darauf hin, dass Landwirte auch auf Flächen, die nicht im Wasserschutzgebiet liegen, Proben nehmen, um zu bestimmen, wie viel Dünger sie ausbringen müssen.

Finanzieller Ausgleich für Landwirte

Die Bodenproben werden immer im Herbst genommen, wenn die Kulturen abgeerntet sind. Dies sei auch deshalb der richtige Zeitpunkt für die Analyse, so Wenz, da es die Niederschläge sind, die überschüssiges Nitrat auswaschen und ins Grundwasser eintragen, und tendenziell ist das Winterhalbjahr nasser als das Sommerhalbjahr. Die Landwirte bekommen die Probenergebnisse mitgeteilt und können daraus Rückschlüsse für ihre Planung im nächsten Jahr ziehen. Die Einschränkungen und rechtlichen Vorgaben hinsichtlich der Bewirtschaftung von Flächen in Wasserschutz-Problemgebieten und die daraus resultierenden finanziellen Nachteile werden über den SchALVO-Ausgleich in Höhe von 120 Euro pro Hektar ausgeglichen. Falls die Toleranzwerte für die Stickstoffmenge im Boden übertroffen werden, bekommen die Betriebe kein Geld ausbezahlt.

Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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