Großes Interesse am Gemeindewald
Waldspaziergang mit Bürgermeister und Förster

Michael Deschner, Thomas Nowitzki und Mirjam Saknus (von links) informierten über den Gemeindewald.  | Foto: Barbara Lohner
  • Michael Deschner, Thomas Nowitzki und Mirjam Saknus (von links) informierten über den Gemeindewald.
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Oberderdingen (kn) Am mittlerweile 13. Waldspaziergang der Gemeinde Oberderdingen bestand großes Interesse. Rund 90 Bürgerinnen und Bürger begrüßten Bürgermeister Thomas Nowitzki, Förster Michael Deschner und Mirjam Saknus vom Forstamt im Landratsamt Karlsruhe im Gemeindewald am Lehrnwald. Schwerpunkte beim Spaziergang waren die Waldökologie, Jungbestandspflege, das Totholzkonzept, der Naturschutz, die Brennholznachfrage und das Naherholungsgebiet.

Holz nicht versteigert, sondern aufgeteilt

Eine besondere Herausforderung bestehe aktuell durch die gestiegene Nachfrage an Brennholz. Teilweise war diese doppelt oder dreifach so hoch wie in den Vorjahren. Zusätzlich kamen ein Drittel neue Käufer dazu. „Der Gemeinde war es wichtig, dass das Holz nicht versteigert wird, sondern, dass so gut wie jeder Kaufinteressent mit drei bis vier Festmetern versorgt wird und nur so viel Holz eingeschlagen wird, wie nachwächst“, berichtete Bürgermeister Nowitzki.

28.850 neue Bäume in vier Jahren 

Beim ersten Stopp im Wald entlang der Schnellbahntrasse verschaffte Förster Michael Deschner mit Hilfe eines Schaubilds einen Überblick über die Wiederaufforstung seit 2019. Der Wald besteht aus einer Mischung von verschiedenen Baumarten. Damit die Vielfalt und das ökologische Gleichgewicht aufrechterhalten werden, kümmern sich der Förster und seine Waldarbeiter darum, dass immer wieder neue Bäume gepflanzt und alte oder kranke Bäume gefällt werden.

In den vergangenen vier Jahren wurden 28.850 Bäume neu gepflanzt. Neben weiteren Baumarten wurden hauptsächlich Stieleichen, Traubeneichen und Douglasien angepflanzt. Auch der Waldnaturschutz ist sehr wichtig, bietet der Wald doch Lebensraum für viele Lebewesen. Gemeinsam mit dem NABU, der E.G.O. und der Offenen Jugendwerkstatt Oberderdingen fanden in den vergangenen Jahren Baumpflanzaktionen und Nistkästenprojekte statt.

Borkenkäfer im Gemeindewald

Rund 1.852 Festmeter Holz hat Deschner für eine planmäßige Nutzung vorgesehen. Um zu verdeutlichen, wozu das Holz aus dem Gemeindewald verarbeitet wird, hatte Mirjam Saknus vom Forstamt Beispiele mitgebracht. Eisstiele, Kaffeefilter, Bleistifte, recyclingfähige Essensverpackungen und Besteck, aber auch Streichhölzer entstehen aus Holz. Ebenso wird daraus Industrieholz wie Pressspanplatten oder Zellstoff zur Klopapierherstellung produziert. Leider fielen weitere rund 1.249 Festmeter Holz dem Sturm, Pilzen, Insekten und Dürre zum Opfer.

Trotz intensiver Pflege und Kontrolle wurde, wie in ganz Deutschland, durch die extreme Hitze im vergangenen Sommer auch der Gemeindewald nicht vom Borkenkäfer verschont. Die Insekten haben Fichten und Laubholz befallen. Milde Temperaturen haben dazu beigetragen, dass sich die Käfer noch bis Ende des Jahres fortpflanzen konnten. „Darauf mussten wir reagieren und das tote und kranke Holz beseitigen“, sagte Deschner. Aufgeplatztes Holz, Kronenbrüche, hämmernde Spechte im Winter auf Nahrungssuche und Bohrmehl, das nur unter besonderer Lichteinstrahlung bei trockenem Wetter zu sehen ist, sind Indizien für den Borkenkäfer, der sich bei milden Temperaturen und Trockenheit rasend schnell vermehrt.

Naherholungsgebiet 

Die Erholungsfunktion des Waldes hat spätestens nach den beiden Jahren der Corona-Pandemie einen neuen Stellenwert in der Gesellschaft errungen. „Mittlerweile haben wir nicht nur Spaziergänger, sondern auch Jogger und Fahrradfahrer in unserem Wald. Mit dem Lehrpfad, den wir seit neun Jahren betreiben, sind wir in der Region Vorreiter und haben damit gute Erfahrungen gemacht“, erzählte Deschner, der bereits seit 15 Jahren der verantwortliche Förster für die Gemeinde ist.

Lern- und Erlebnisort für Kinder

Ein zentrales Aufgabengebiet ist für ihn die Öffentlichkeitsarbeit. „Wir versorgen seit Jahren Kindergärten und Grundschulen mit Bildungsmaterial rund um den Wald. Außerdem bieten wir jedes Jahr die Waldwoche an. Insgesamt 400 Kinder nutzten das Angebot im vergangenen Jahr und lernten die Natur und den Wald näher kennen“, so Deschner. Für Kinder, die beim Waldspaziergang dabei waren und Interesse hatten, fand parallel ein Kinderprogramm statt, geleitet von Lorenz Deschner und Tim Körner.

Der Waldspaziergang führte die Gruppe zur Kuglerhütte. Hier fand am Ende der Abschluss mit gegrillten Würstchen, Stockbrot, Glühwein und Kinderpunsch statt, bestens vorbereitet durch Andrea Steinhilper, Uwe Rothfritz, Thomas Barta (Mitarbeiter der Gemeinde Oberderdingen) und mit ehrenamtlicher Unterstützung durch Nicole und Markus Rothfritz. So klang in gemütlicher Runde und guten Gesprächen ein sehr informativer Nachmittag im Wald aus.

Autor:

Kraichgau News aus Bretten

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