Naturpark Stromberg-Heuchelberg
Wildkatzenpopulation stagniert aus unbekannten Gründen

Die Wildkatze ist eine bedrohte Art, die im Naturpark Stromberg-Heuchelberg heimisch ist. | Foto: Naturpark Stromberg-Heuchelberg
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  • Die Wildkatze ist eine bedrohte Art, die im Naturpark Stromberg-Heuchelberg heimisch ist.
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Region (red) Die Wildkatze ist eine bedrohte Art, die im Naturpark Stromberg-Heuchelberg heimisch ist. Als seltene, europaweit geschützte Art steht sie zugleich stellvertretend für viele weitere Arten naturnaher Wälder, etwa den Baummarder. Wo es der Wildkatze gut geht, fühlen sich auch diese Arten wohl.

Population im Naturpark Stromberg-Heuchelberg stagniert

Mehrere Monitoringaktionen des Naturparks in der Region seit 2011 haben gezeigt, dass die Wildkatze immer wieder nachgewiesen werden kann. „Leider macht die Wildkatze ihrem Ruf als Phantom des Strombergs aber immer noch alle Ehre. Während sie in vielen Gebieten auf dem Vormarsch ist, scheint die Entwicklung der Population auch mehr als zehn Jahre nach ihrem Erstnachweis im Stromberg zu stagnieren“, bedauert Naturparkleiter Dietmar Gretter in einer Mitteilung des Naturparks. Im Winter 2022/2023 wurden bei einer Lockstockaktion mit Jägern, Förstern und Naturschützern in Zusammenarbeit mit der Forstlichen Versuchsanstalt (FVA) lediglich zwei sichere Nachweise an mehr als 56 Lockstöcken erbracht.

Stromberg bietet lehrbuchhafte Lebensbedingungen

Dagegen wurden sechs Hauskatzen nachgewiesen und weitere fünf Katzen, bei denen der Verdacht auf Hybridisierung besteht, also auf Kreuzung zwischen Wildkatze und Hauskatze. Die Gründe für die Stagnation sind unklar, es gibt lediglich Mutmaßungen. Die Lebensbedingungen im Stromberg mit seiner strukturreichen Landschaft und eng verzahnten Wäldern, Obstwiesen oder Gewässern böten auf den ersten Blick alles, was Wildkatzen den Lehrbüchern zufolge benötigen, so Forstdirektor Gretter.

Viele mögliche Gründe, Datenlage aber unklar

Was könnten Gründe für die zögerliche Ausbreitung der scheuen Waldbewohner sein? Wie in weiteren Verbreitungsgebieten in Baden-Württemberg, etwa im Markgräfler Land oder am Kaiserstuhl, scheint die Hybridisierung auch im Stromberg ein Problem darzustellen, das man aus den großen Wildkatzenpopulationen in Rheinland-Pfalz oder Thüringen so bislang nicht kannte. Die Einwanderung von Wildkatzen in die Region erfolgt vermutlich aus der Rheinebene über den Kraichgau oder den Pfinzgau. Inwieweit diese Wanderkorridore aufgrund von Zerschneidung, Bewirtschaftung und Siedlungen für die Wildkatze noch gut geeignet sind, ist ohne genauere Untersuchungen schwer zu beurteilen. Vermehrte Holzerntemaßnahmen im Wald im Zusammenhang mit Dürreschäden und Borkenkäfern sowie zur Verkehrssicherung, hohe Brennholznachfrage im Gefolge des Kriegs in der Ukraine, eine zunehmende Freizeitnutzung im Zusammenhang mit Corona oder der wachsenden Zahl an E-Mountainbikes – für die störungsempfindlichen Katzen nicht eben förderliche Rahmenbedingungen. Für alle potenziellen Störfaktoren gilt aber: die Datenlage im Stromberg ist unklar.

Datenlage soll verbessert werden

In einem Runden Tisch „Wildkatze“ mit verschiedenen Akteuren aus dem Naturpark wie den Wildtierbeauftragten der vier Landkreise wurden verschiedene Maßnahmen zur Verbesserung der Datenlage diskutiert und vorgeschlagen, die das Naturparkteam um Projektmanagerin Maren Meissner in den kommenden Monaten in Angriff nehmen will.

Sensibilisierung von Förstern und Jägern notwendig

Ein wichtiger Baustein sei die Sensibilisierung der forstlichen und jagdlichen Akteure. Dazu werden Informationsblätter mit den Handlungsempfehlungen der FVA zum Wildkatzenschutz und mit den aktuellen Lockstock-Ergebnissen an alle Forstreviere und an die Hegeringe verschickt. Als Auftakt fand bereits am 16. Oktober eine Infoveranstaltung für Jäger, Förster und Naturschützer zur Wildkatzensituation im Naturpark mit mehr als 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmern statt. Als Referentin stellte Wildkatzenexpertin Sabrina Streif von der FVA den aktuellen Nachweis- und Wissensstand zur Wildkatze in Baden-Württemberg dar.

Hybridisierung als Problem für die Wildkatze

Die Naturparkgeschäftsstelle wird alle Naturpark-Gemeinden über die Problematik der Hybridisierung informieren und dabei auch abfragen, inwieweit es lokal bekannte Hotspots oder Fütterungsstellen verwilderter Hauskatzen gibt. Die Naturparkkommunen sind auch wichtige Partner, wenn es darum geht, die breite Öffentlichkeit durch eine Informationskampagne für die Problematik der verwilderten Hauskatzen und die Gefahr der Hybridisierung zu sensibilisieren.

Wildkameras sollen Wildkatzen aufzeichnen

Neben der Durchführung weiterer Lockstockaktionen verspricht sich der Naturpark eine Verbesserung der Datenlage durch ein intensiveres Fotofallenmonitoring mit Wildkameras. Hierfür wird die regionale Jägerschaft zur Zusendung von Katzenbildern von Wildkameras aufgerufen, außerdem werden die Daten aus dem landesweiten Fotofallenmonitoring der FVA speziell auf Katzenbilder im Gebiet des Naturparks ausgewertet. Zwischen Wildtierbeauftragten, FVA und Naturpark wurde ein transparenter gegenseitiger Informationsfluss verabredet. 2025 soll die nächste Lockstockaktion stattfinden, für die in den kommenden Monaten das Studiendesign entwickelt wird.

Monitoringaktion im Kraichtal

Um zu prüfen, ob Wildkatzen aus der Rheinebene in den Naturpark einwandern können, wird die Vergabe einer Forschungsarbeit zu Wanderstrukturen entlang von Saalbach und Kraichbach geprüft. Die Schaffung von Leitstrukturen zwischen Vogesen, Rheinebene und Stromberg soll neben einer Monitoringaktion im Kraichtal zwischen der B 3 bei Ubstadt und dem Naturpark ein weiterer Baustein zu diesem Themenpunkt sein. Darüber hinaus steht der Naturpark als Ansprechpartner in Sachen Wildkatze bei der kommunalen Biotopverbundplanung der Mitgliedsgemeinden zur Verfügung. Und schließlich werden die Straßenmeistereien und Bauhöfe der Landkreise und Naturparkgemeinden um Mithilfe gebeten, um mehr Informationen über die Anzahl überfahrener Wildkatzen oder Hybride im Naturpark zu erhalten.

Netzwerk "Wildkatze" soll Austausch verbessern

In den kommenden zwei bis drei Jahren sollen die genannten Aktionen umgesetzt werden. Maßnahmenübergreifend wird ein Netzwerk „Wildkatze“ aufgebaut und geknüpft für den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteursgruppen, die ein gemeinsames Interesse am Schutz der Wildkatze haben.

Die Wildkatze ist eine bedrohte Art, die im Naturpark Stromberg-Heuchelberg heimisch ist. | Foto: Naturpark Stromberg-Heuchelberg
Sabrina Streif von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt informierte im Naturparkzentrum über den Status der Wildkatze in Baden-Württemberg. | Foto: Naturpark Stromberg-Heuchelberg
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Kraichgau News aus Bretten

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