Der Bundeskanzlerin in die Jacke geholfen
(SL) Zwei Studentinnen der Fakultät für Technik der Hochschule Pforzheim hatten kürzlich die Gelegenheit, der Bundeskanzlerin in die Jacke zu helfen. Im Rahmen des Girls' Day präsentierten Alexandra Göhring und Anna-Carina Spindler im Berliner Bundeskanzleramt das Technik-Projekt „Intelligente Jacke“ – vor Schülerinnen und Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Sichtlich interessiert ließ sich Angela Merkel die technischen Funktionen der Jacke erklären. Nach Meinung der Bundeskanzlerin werde „intelligenten Kleidung“ in Zukunft eine größere Rolle einnehmen. Im Selbstversuch probierte Angela Merkel die verschiedenen Funktionen der Outdoorjacke aus und zeigte sich beeindruckt, von deren Vielfältigkeit. Sie gab den Schülerinnen und den beiden Pforzheimer Studentinnen mit auf den Weg: „Wenn ihr Freude an den naturwissenschaftlichen Fächern habt, dann sollt ihr das auch machen. Nehmt Euer Herz in die Hand!“
Kommunikation: Mit der Jacke sprechen
Drei Monate tüftelten Studierende verschiedener Fachrichtungen an einer Jacke, die mehr kann, als vor Kälte und Regen zu schützen. Via Bluetooth, der Datenübertragung zwischen Geräten über kurze Distanz per Funktechnik, kann das Kleidungsstück mit einer von den Studierenden selbst programmierten Smartphone-App verbunden werden. „Unsere App enthält die Bereiche Kommunikation, Sicherheit und Gesundheit“, erklärt Projektleiterin Alexandra Göhring.
Tippt der Träger eine Textnachricht in sein Smartphone, so erscheint diese auf einem Farbdisplay der Jacke. „Das kann beispielsweise als Namensschild genutzt werden“, erklärt Alexandra Göhring. Außerdem, so die Masterstudentin im Studiengang Produktentwicklung, informiere die Jacke ihren Träger über eingehende Anrufe auf dem Mobiltelefon: „Vibrationsmotoren, die im Nackenbereich eingenäht wurden, informieren hier den Träger.“ Auf einem innenliegenden Display, das mit sogenannten Organic Light Ermitting Dioden (OLED betrieben wird, werden Name oder Telefonnummer des Anrufers angezeigt.
Sicherheit: Integrierter Diebstahlschutz
Eine in die Jackentasche integrierte Technik, der NFC-Tag – NFC steht für „Nearfield-Connection“ – schützt vor Diebstahl. Diese Methode arbeitet mit zwei Komponenten: Der Tag in der Jacke wird ergänzt durch ein Gegenstück, „das beispielsweise am Autoschlüssel befestigt oder im Geldbeutel aufbewahrt wird“. Entwenden Diebe den Schlüssel oder das Geld reagiert der Sensor in der Jacke und schlägt umgehend Alarm. Rote Blinklichter und lautes Piepen dürften Diebe irritieren.
Die Beleuchtung, die über in die Ärmel eingenähte Licht (LED)-Bänder realisiert wurde, schützt nicht nur vor Langfingern, sondern auch vor der Dunkelheit: „Beim abendlichen Joggen kann ich weiße Sicherheitsbeleuchtung einschalten – entweder über die App oder über einen Berührungssensor an der Jacke“, so Anna-Carina Spindler.
Gesundheit: Fit durch Fashion
Ob Joggen bei Tag oder Nacht – für Sportbegeisterte enthält die Jacke einen Schrittzähler. Ein Beschleunigungssensor im Nackenbereich misst die ruckartige Bewegung, die bei jedem Auftreten vollzogen wird. Ein weiterer Sensor misst zusätzlich die Temperatur im Nackenbereich. Der Träger wird so nicht nur beim Sport vor einer übermäßigen Belastung gewarnt, sondern kann bei Outdoor-Aktivitäten auch vor einem Auskühlen bewahrt werden.
Bereits zum dritten Mal stellte der Bereich Informationstechnik der Hochschule Pforzheim kreative Technik beim Girls' Day im Bundeskanzleramt vor. Gemeinsam mit dem Halbleiterhersteller Intel war der Hochschule Pforzheim 2014 und 2015 zu Gast bei Bundeskanzlerin Angela Merkel. Intel möchte Mädchen gemeinsam mit der Hochschule Pforzheim für MINT-Studienfächer begeistern und zeigen, wie vielseitig die von Hightech-Unternehmen angebotenen Berufe sind.
Technik und Mode geben sich die Hand
Erstmals war 2016 auch die Fakultät für Gestaltung im zehnköpfigen Projektteam vertreten. Denn neben technischen Arbeitsbereichen wie Programmierung & Co. galt es auch, das Kleidungsstück selbst zu entwerfen und zu nähen. „An der Fakultät für Technik fördern wir interdisziplinäres Arbeiten. Denn Produkte allumfassend zu verstehen und zu begleiten, das wird unsere Studierenden auch später im Berufsleben erwarten. Man muss sich auf unterschiedliche Denk- und Herangehensweisen einlassen können“, so Professor Dr.-Ing. Stefan Hillenbrand, Leiter des Studiengangs Mechatronik, der die „Intelligente Jacke“ gemeinsam mit seinem Kollegen, Professor Dr.-Ing. Mike Barth, mit auf den Weg brachte.
Insgesamt wurden in die „Intelligente Jacke“ eine NFC-Antenne, ein Tag/Chip-Signal, zwei Vibrations-Motoren, zwei Buzzer, ein OLED-Display, ein Touch-Sensor, zwei LED-Streifen, ein Barometer, drei Beschleunigungssensoren, ein RGB-Display sowie ein Akku integriert. Technische Programmierungs-Grundlage war der Intel Edison, ein Mikrochip des Halbleiterherstellers Intel.
Autor:Chris Heinemann aus Bretten |
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