BEG-Kraichgau zu Gast in Bruchsal

Ein Vortrag – 100 Argumente

Elektrisierender Start der BürgerEnergie Bruchsal-Vortragsreihe: Florian Oeß von der BürgerEnergie Genossenschaft Kraichgau (BEG-Kraichgau) stellte am 31.01.24 die aktuellen Projekte der Genossenschaft und deren Philosophie vor und ließ uns teilhaben an fast 15 Jahren praktischer Erfahrung in verschiedensten Energieprojekten – immer erneuerbar und mit Bürgerbeteiligung! So veranlasste die Genossenschaft die erneuerbare Energieversorgung eines Quartiers in Kirchardt. Die benötigte Wärmemenge aus Solarthermie und einem Holzheizwerk zum Einspeisen in ein Wärmenetz wurde vor dem Bau aus dem Heizölverbrauch der jeweiligen Nutzer ermittelt. Nach zwei Jahren Betrieb zeigt sich, dass der eigentliche Wärmebedarf der Häuser geringer war als erwartet, da zuvor viel Energie durch den Schornstein der einzelnen Häuser verloren ging. Damit können zukünftig sogar noch ein paar mehr Verbraucher an das Wärmenetz angeschlossen werden.
Im Geschäftsbereich Photovoltaik hat die BEG-Kraichgau im letzten Jahr mehr als 1.000 kWp PV-Leistung auf von ihr gepachteten kommunalen Dächern errichtet. Wie der stellvertretende Vorsitzende der BEG ausführte eine Win-Win-Win Situation für alle Beteiligten: Die Kommune kann ihre Klimaziele ohne eigenen Kapitaleinsatz erreichen, bekommt einen günstigeren und preisstabilen Stromanteil vom eigenen Dach, die Bürger können sich über die BEG an nachhaltigen Projekten beteiligen und auch finanziell davon profitieren und nicht zuletzt wird die Energiewende vor Ort vorangebracht.
Bei allen Projekten der BEG, egal ob Strom, Wärme oder Mobilität, steht der Nutzen für die Gesellschaft im Vordergrund. Auch im Rahmen der neuen Tochtergesellschaft NextMove Kraichgau GmbH & Co KG, über die neben elektrischen PKW für Privat-, Gewerbe und Kommunalkunden auch reinelektrische Transporter gemietet werden können. Für Gewerbebetriebe und insbesondere Kommunen eine optimale Gelegenheit, um die Praxistauglichkeit im Alltag zu testen, das Investitionsrisiko zu vermeiden und Liquidität zu schonen.
Auch bei Freiflächen-Photovoltaik (PV) macht sich die BEG die Entscheidung nie leicht: Freiflächen-PV ist aktuell in unserer Region die günstigste Stromerzeugung, dennoch stehen die Flächen meist in Konkurrenz zur Landwirtschaft. Gerade bei den guten Böden in der Region ist das ein wichtiges Argument. Hier positioniert sich Florian Oeß klar: wir brauchen die Freiflächen-PV für die schnelle, bezahlbare und damit sozialverträgliche Energiewende, am besten mit Bürgerbeteiligung. Aber nicht überall und nur nach genauer Prüfung, welche Flächennutzung am jeweiligen Standort am sinnvollsten ist. Hier legt er besonders viel Wert auf eine gute Kooperation mit den Landwirten. Zugleich trägt eine gut geplante Freiflächen-PV zur Biodiversität und zum Humusaufbau und damit CO2-Bindung bei. Und die BEG probiert in Kooperation mit einem Landwirt auch neue Konzepte aus: in Fürfeld soll auf 20 ha eine Agri-PV-Anlage (5MWp PV-Leistung) entstehen. Die senkrecht aufgestellten und mit schmalen Blühstreifen „eingerahmten“ PV-Modulreihen produzieren dann insbesondere morgens und abends viel Strom. Zwischen den Modulen wird u.a. Getreide angebaut.
Zur Finanzierung der Projekte wird die BEG zukünftig auch die Kombination aus BEG-Anteilen und Nachrangdarlehen zur gezielten Unterstützung von Projekten anbieten. Weitere Infos werden zeitnah an Mitglieder und Interessenten kommuniziert.
Das Fazit aus dem Vortrag: Die BEG bietet mehr als die finanzielle Beteiligung für alle Bürger an der Energiewende: Mitsprache, Informationsaustausch und Vernetzung sind genauso wichtig – immer mit dem Ziel die Wertschöpfung vor Ort zu halten, anstatt Geld für fossile Energien in andere Länder zu überweisen.

Der nächste Vortrag der Energiestammtisch-Reihe findet am 1. März um 19:30 Uhr bei den Stadtwerken Bruchsal statt. Darin wird der Geschäftsführer Hr. Oehler über die Energieversorgung in Bruchsal berichten. Die jeweils kurz gehaltenen Vorträge der Reihe sind für alle offen und laden zum Austausch ein.