"Nutrilens" soll Allergikern helfen
Schüler aus Oberderdingen gewinnen Schülermedienpreis 2023

David Schaumann (Zweiter von links) und Marcel Helm (Zweiter von rechts) haben den Schülermedienpreis gewonnen. Foto: Michael Wagner
  • David Schaumann (Zweiter von links) und Marcel Helm (Zweiter von rechts) haben den Schülermedienpreis gewonnen. Foto: Michael Wagner
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Oberderdingen (kuna) Eine App, die dabei hilft, sich bewusst zu ernähren und wichtige Infos für Allergiker bereithält – mit „Nutrilens“ haben die beiden Schüler aus Oberderdingen, Marcel Helm und David Schaumann, beim Schülermedienpreis 2023 überzeugen können und den zweiten Platz in der Kategorie „13 bis 18 Jahre“ belegt. Damit haben sie sich gegen rund 90 andere Medienprojekte von Schülern aus ganz Baden-Württemberg durchgesetzt.

App wurde ursprünglich für anderen Wettbewerb entwickelt

Ursprünglich entwickelt haben die beiden Schüler der Leopold-Feigenbutz-Realschule (LFR) ihre App jedoch für einen ganz anderen und viel kleineren Wettbewerb: Den Karl-Fischer-Preis, der jährlich an der Oberderdinger Realschule vergeben wird. Dabei handelt es sich um einen Preis, der für eigens entwickelte naturwissenschaftliche und technische Projekte verliehen wird. Wie David erklärt, sei er von der Idee, eine App zu entwickeln, zunächst überhaupt nicht begeistert gewesen. „Deswegen haben wir zuerst an einen Pflanzenzuchtkasten gedacht“, meint Marcel, "aber die Bauteile wurden schnell sehr teuer.“ Deshalb ist die Wahl dann doch darauf gefallen, eine App zu entwickeln. Und das mit Erfolg: An ihrer Schule belegten sie mit dem Projekt gleich den ersten Platz.

„Die Idee für die App kam uns durch einen Freund, der viele Allergien hat“, erklärt David. Durch das Einscannen der Produkte könne man sich ganz einfach anzeigen lassen, ob Inhaltsstoffe vorhanden sind, die möglicherweise bedenklich sind. So können sich zum Beispiel Laktoseintolerante anzeigen lassen, ob ein Produkt Milch enthält. „Wir haben uns auch vorgenommen, die App für verschiedene Krankheiten anzupassen, wie zum Beispiel Diabetes“, ergänzt Marcel. Da die App damit an den Bereich eines Medizinproduktes grenzt, seien für die Entwicklung auch Gespräche mit Anwälten nötig gewesen. So kam es zu einer klaren Aufgabenteilung: Während David die Idee ausarbeitet und Kontakte knüpft, übernimmt Marcel das Programmieren.

"Und dann war es erstmal für eine zeitlang still"

„Während Corona habe ich mit Website-Baukästen angefangen“, schildert der 16-Jährige, „nach einer Weile wollte ich dann aber wirklich programmieren lernen.“ Und so entwickelten sich die Fähigkeiten und die Einblicke in die Welt der App-Entwicklung mit der Zeit immer weiter.
Seit der Ursprungsversion, wie sie für den Karl-Fischer-Preis eingereicht wurde, habe sich die App stark verändert und viele neue Funktionen erhalten: So ist es nun unter anderem möglich, Sportaktivitäten einzupflegen, Rezepte anzupassen oder eine Einkaufsliste zu erstellen. Damit deckt die App mittlerweile viele weitere Bereiche jenseits des Einscannens von Produkten ab.

Die Version mit vielen neuen Funktionen reichten die beiden Schüler schließlich auch für den Schülermedienpreis ein. Auf diesen habe sie ihr Schulleiter aufmerksam gemacht, erinnern sich die beiden. „Das war sehr spontan“, sagt David mit einem deutlichen Stirnrunzeln. Denn erst am letzten Tag der Abgabefrist hätten sie den Hinweis auf den Wettbewerb erhalten. „An dem Tag sind wir außerdem noch von einer Abschlussfahrt nach Hause gekommen“, erinnert sich Marcel. Deswegen waren sich die beiden gar nicht sicher, ob sie überhaupt noch an dem Wettbewerb teilnehmen können. "Dann kam aber schnell eine Rückmeldung, dass wir eine Runde weitergekommen sind", so Marcel, "und dann war erstmal für eine Zeitlang still." Irgendwann kam dann aber doch die Einladung ins Neue Schloss in Stuttgart: Mit "Nutrilens" belegen sie schließlich den zweiten Platz in der Kategorie "13 bis 18 Jahre".

Schüler arbeiten an Feinschliff

Doch damit haben die beiden Zehntklässler mit ihrer App noch nicht abgeschlossen. Denn veröffentlichen möchten sie "Nutrilens" erst zum Januar 2024. Bis dahin arbeiten sie am Feinschliff. Derzeit sind sie daran, eine eigene Datenbank aufzubauen, mit der sie sichergehen können, dass wirklich alle Inhaltsstoffe der eingescannten Produkte auch korrekt angezeigt werden. "Bisher arbeiten wir mit der Datenbank OpenFoodFacts", erklärt Marcel. Außerdem sei der Algorithmus sehr pingelig programmiert: Wenn Daten nicht vollständig zu den jeweiligen Produkten vorhanden sind, wird dies dem Nutzer entsprechend angezeigt. Wie die beiden betonen, möchten sie ihre App erst dann zugänglich machen, wenn sie dies mit gutem Gewissen vertreten können. Dass es sich bei Ernährung und Krankheiten um sehr sensible Themen handelt, sei ihnen sehr bewusst.

Mit "Nutrilens" haben die Oberderdinger auch gelernt, wie komplex der Prozess der App-Entwicklung ist und wie anstrengend es sein kann, einen langen Atem zu behalten – immerhin sind sie bereits seit Ende 2021 mit der App beschäftigt. "Großen wirtschaftlichen Erfolg erhoffen wir uns nicht unbedingt", sagt David, "aber es wäre schön, wenn wir bei Null rauskommen." Während Marcel sich für das Programmieren begeistert und demnächst eine Ausbildung bei Seeburger beginnt, will David nach seinem Realschulabschluss die Beruflichen Schulen Bretten besuchen und wieder zu seinem Interesse an Mechanik und Physik zurückkehren – mit dem Ziel, Luft- und Raumfahrttechnik zu studieren.

Autor:

Kathrin Kuna aus Bretten

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