Neu erschienen: „Strom für das Grombachtal“ von Thomas Adam
Wie die Elektrizität vor hundert Jahren die Dörfer veränderte

Martin Lauber, Heimatverein Untergrombach, Autor Thomas Adam und Wolfram von Müller, Heimatverein Obergrombach (von links) mit der neu erschienenen Veröffentlichung „Strom für das Grombachtal“.  | Foto: privat
  • Martin Lauber, Heimatverein Untergrombach, Autor Thomas Adam und Wolfram von Müller, Heimatverein Obergrombach (von links) mit der neu erschienenen Veröffentlichung „Strom für das Grombachtal“.
  • Foto: privat
  • hochgeladen von Christian Schweizer

Bruchsal (tam) Als vor hundert Jahren in den Gemeinden rund um Bruchsal der elektrische Strom eingeführt wurde, begann – hier wie überall – ein allmählicher Wandlungsprozess, dessen Auswirkungen in sämtlichen Bereichen des modernen Lebens spürbar sind. Was mit der Beleuchtung einzelner Stuben in den Bauern- und Arbeiterwohnungen und mit dem Betrieb von Drei-PS-Motoren für landwirtschaftliche Zwecke anfing, bestimmt im Zeitalter der Digitalisierung durch und durch das Berufsleben, ebenso den Alltag und die Freizeit. Der Sprung von der „vorelektrischen“ Gesellschaft um 1880 zur modernen Hightech-Welt gilt als der wohl folgenreichste in der Geschichte.

„Strom für das Grombachtal“

In seiner nun veröffentlichten Studie „Strom für das Grombachtal“ beschreibt Thomas Adam, Autor zahlreicher regionalgeschichtlicher Bücher und Aufsätze, am konkreten Beispiel der beiden Gemeinden Ober- und Untergrombach die immensen Veränderungen, denen diese neue Technik den Weg bereitet hat. Als Band eins der neuen Schriftenreihe „Grombacher Geschichte(n)“ gemeinsam herausgegeben von den Heimatvereinen Obergrombach und Untergrombach, wurde das Erscheinen des Buches gefördert durch die BürgerStiftung Bruchsal, die EnBW Energie Baden-Württemberg AG, die Stadtwerke Bruchsal GmbH und die Stiftung der Volksbank Bruchsal-Bretten.

Arbeitergemeinde und Bauerndorf

Untergrombach ging während des Ersten Weltkriegs 1917 ans Netz, Obergrombach 1920. Die Ausgangslage in den beiden Orten war recht unterschiedlich: Einerseits die Arbeitergemeinde Untergrombach, deren berufstätige Einwohner täglich zu Hunderten nach auswärts in Fabriken pendelten, andererseits das Bauerndorf Obergrombach, in dem die Landwirtschaft den nach wie vor wichtigsten Broterwerb darstellte. So war denn auch das Drängen auf eine möglichst rasche Stromversorgung im gewerblich entwickelten Untergrombach wesentlich ausgeprägter als beim ländlichen Nachbarn. Es bedurfte aber einer Reihe von Anläufen und erheblicher Anstrengungen, ehe im Dezember 1917 in Untergrombach tatsächlich die elektrischen Lichter angehen und die Einwohner befreit feststellen konnten, es sei „kaum zu sagen, was dies in der momentanen licht- und petroleumlosen Zeit für eine Wohltat ist“.

"Aktenlage regelrecht verworren"

Wie schwierig und komplex jedoch die wirtschaftlichen und politischen Zusammenhänge in der Frühzeit der Stromversorgung waren, musste Adam bei seinen Recherchen im Generallandesarchiv Karlsruhe feststellen. „Manchmal ist die Aktenlage regelrecht verworren“, berichtet er. Denn sowohl privatwirtschaftliche Unternehmen als auch der badische Staat, der seit 1914 bei Forbach sein Murgkraftwerk bauen ließ, bemühten sich um die Elektrifizierung der Region und gerieten dabei auch in heftige Konkurrenzkämpfe. Obwohl bereits seit 1914 eine Starkstromleitung zwischen Durlach und der Stadt Bruchsal verlief, dauerte es in Untergrombach noch drei, in Bruchsal selbst mehr als vier und in Obergrombach sechs Jahre, ehe endlich der Strom über die Ortsnetze zu den Hausanschlüssen fließen konnte.

Ortsrufanlagen statt "Ausscheller"

In weiteren Kapiteln seiner durchgehend farbig illustrierten Veröffentlichung befasst sich Adam mit der Bedeutung des Stroms in Landwirtschaft und Gewerbe, mit der Straßenbeleuchtung, mit Unfällen durch Elektrizität, mit der Mangelwirtschaft, insbesondere während des Zweiten Weltkriegs sowie mit der „Demokratisierung des Fortschritts“ seit den Fünfzigerjahren. Im Mittelpunkt eines längeren Abschnitts steht außerdem der Untergrombacher Elektromeister Wilhelm Glaser, der unmittelbaren Anteil an der technischen Entwicklung sogenannter elektroakustischer Ortsrufanlagen hatte. An zentralen Plätzen und entlang von Straßen, auf Stangen oder an Hauswänden, wurden deren Lautsprecher angebracht. Die Durchsagen, die nun direkt vom Rathaus aus erfolgten, ersetzten den bisherigen „Ausscheller“ mit seiner Handglocke.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

15 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Aktuelle Sonderthemen

Weihnachtsmärkte im Kraichgau

Diese Woche mit dem Weihnachtsmarkt auf dem Rotenbergerhof in Ruit

Jetzt Leserreporter werden
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.