Interview mit dem Präsidenten des Badischen Fußballverbandes, Ronny Zimmermann
"Wir können immer nur auf Sicht fahren"

Der Präsident des Badischen Fußballverbandes, Ronny Zimmermann, spricht im Interview unter anderem über die Aussetzung des Spielbetriebs in Baden, über die Zeit nach Corona und die aktuellen Sorgen und Nöte der Vereine. | Foto: Ronny Zimmermann, Präsident des Badischen Fußballverbandes.
  • Der Präsident des Badischen Fußballverbandes, Ronny Zimmermann, spricht im Interview unter anderem über die Aussetzung des Spielbetriebs in Baden, über die Zeit nach Corona und die aktuellen Sorgen und Nöte der Vereine.
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Region (kn) Der Präsident des Badischen Fußballverbandes, Ronny Zimmermann, spricht im Interview unter anderem über die Aussetzung des Spielbetriebs in Baden, über die Zeit nach Corona und die aktuellen Sorgen und Nöte der Vereine.

Wie kommt die aktuelle Entscheidung des Badischen Fußballverbandes zustande, in Baden den Spielbetrieb bis zum 19. April auszusetzen?
Ronny Zimmermann: „Wir verfolgen täglich, im Grunde muss man sagen stündlich, die aktuellen Entwicklungen und tauschen uns dazu jeweils zeitnah aus. Nach den Entwicklungen des gestrigen Tages und zahlreichen kommunalen Verfügungen, die uns seitdem erreicht haben, haben wir direkt den Entscheidungsprozess durch das Präsidium eingeleitet, dessen Ergebnis wir kommuniziert haben. Die Entscheidung war aktuell leider alternativlos, trotzdem fällt so etwas unendlich schwer. Wir alle wollen Fußball spielen. Dass das einmal über Wochen nicht möglich sein könnte, hat sich bis vor Kurzem keiner vorstellen können. Und doch tritt das nun in den Hintergrund, wenn es um die Gesundheit von Menschen geht. Leider können wir genauso wenig wie alle anderen absehen, wohin die Entwicklung geht. Trotzdem wollten wir den Vereinen so früh wie möglich zumindest eine Orientierung geben.“

Wie soll es danach weitergehen?
„Um diese Frage halbwegs sachgerecht beantworten zu können, müsste man die Fähigkeit besitzen in die Zukunft sehen zu können. Wir können gewissermaßen immer nur „auf Sicht fahren“ und müssen alle Entscheidungen auf Basis der aktuellen Informationen treffen. Wohl wissend, dass das was heute richtig und sicher erscheint schon morgen falsch und unsicher sein kann. Wichtig ist dabei, dass man sich nicht treiben lässt und die Entscheidungen objektiv und sachlich trifft. Wir bereiten gerade die denkbaren Szenarien auf und versuchen dabei alle Unwägbarkeiten zu berücksichtigen. Entscheidend für den Fortgang des Spielbetriebs ist ganz klar der Zeitpunkt, an dem ohne gesundheitliches Risiko der Trainings- und Spielbetrieb wieder aufgenommen werden kann. Ob das unmittelbar nach dem 19. April so sein wird, können wir nur hoffen. Eines ist aber schon jetzt klar: einen Weg, der alle glücklich macht, wird es kaum geben.“

Was bedeutet die Spielpause für die Vereine? Können Sie die Sorgen verstehen?
„Natürlich verstehe ich, beziehungsweise wir, die Sorgen der Vereine. Denn aus dieser Krise, vermutlich die größte in den letzten 50 Jahren, wird niemand unversehrt rauskommen. Auch wir werden gewaltige Einkunftseinbußen haben und zwar sowohl im Verband als auch in der Sportschule. Die Situation der einzelnen Vereine ist völlig unterschiedlich, da es nicht den einen Vereinstypen gibt. Vordergründig fehlen natürlich zunächst die Einnahmen aus dem Spielbetrieb. Darüber hinaus wird man auf das Verständnis und die Solidarität durch Mitglieder, Sponsoren, Partner oder sonstiger Förderer hoffen müssen. Aber auch hier gilt, dass der Sport nur ein Teil unserer Gesellschaft ist und die Folgen dieser Krise auf vielen Ebenen spürbar sein werden. Gerade deshalb ist es jetzt ja so wichtig, dass die Menschen zusammenstehen und zusammenhalten. Allerdings hoffe ich doch, dass der Politik die Bedeutung der deutschen Vereinswelt und der ehrenamtlichen Arbeit für unser Land richtig bewusst ist und dass hier im Bedarfsfall möglichst zügig und unbürokratisch Hilfeleistungen zur Verfügung gestellt werden.“

Was können Vereine aktuell tun?
„Ich glaube nicht, dass es derzeit hilfreich ist, Spekulationen anzustellen. Wir sind alle gut beraten, uns ganz bewusst nur mit den bekannten Fakten zu beschäftigen. Die aktuellen Herausforderungen sind in ganz Deutschland und weiten Teilen der Welt so groß, dass diese die ganze Konzentration und Kraft erfordern. Daher kann ich wirklich nur an jeden appellieren die Herausforderung anzunehmen, und dabei auch auf den Menschen nebenan zu schauen. Diese Krise werden wir nur gemeinsam, alle miteinander in den Griff kriegen. Wir werden die Hilfe anderer benötigen und anderen helfen müssen, damit wir irgendwann wieder zu unserem alten Leben zurückkehren können und somit auch zu unserem geliebten Sport. Bis dahin sollten wir allesamt die behördlichen Anweisungen befolgen, die Einschränkungen unseres Lebens akzeptieren und nicht alles infrage stellen und schon gar nicht unterminieren.“

Wie bewerten Sie die Entscheidung der UEFA, die Europameisterschaft zu verlegen?
RZ: „Ich halte diese Entscheidung für richtig. Ein Turnier in zahlreichen Ländern Europas stattfinden zu lassen, ohne augenblicklich auch nur halbwegs einschätzen zu können, wie sich die Pandemie in all diesen Ländern bis dahin entwickelt, wäre meines Erachtens nicht nur unklug, sondern verantwortungslos gewesen. Es gibt derzeit wirklich wichtigeres als Fußball. Uns wird diese terminliche Verschiebung neue Möglichkeiten eröffnen, die Saison zu Ende spielen zu können. Aber im Grunde sind sämtliche damit zusammen hängende Fragen wie bspw. „wie wird die Runde zu Ende gespielt“ und „gibt es Meister oder Aufsteiger“ allesamt derzeit nebensächlich. Jetzt müssen wir den Virus besiegen und Leben retten. Sobald das erreicht und der Virus besiegt ist, wird der Fußball zurückkommen und uns allen wieder viel Freude bereiten."

Mehr lesen Sie auf unserer Themenseite.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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