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Damit die innere Uhr wieder stimmt
Retardiertes Melatonin – die moderne Art, den Schlaf zu fördern

Schlafstörungen lassen sich vielfach wirksam und schonend behandeln. Denn nur wer gesund schläft, hat einen guten Tag. | Foto: JPfeifer
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  • Schlafstörungen lassen sich vielfach wirksam und schonend behandeln. Denn nur wer gesund schläft, hat einen guten Tag.
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Wer gut schläft, hat einen guten Tag, sagt ein Sprichwort. Im Umkehrschluss gilt dann oft leider auch: Wer schlecht schläft, ist miserabel gelaunt, weniger leistungsfähig, kann sich kaum konzentrieren und hat Probleme mit dem Gedächtnis. Von Schlafstörungen Betroffene schlafen nicht ein oder wachen während der Nacht häufig auf. Vielfach ist der komplette Tag- und Nachtrhythmus aus dem Takt geraten. Lange ließen sich Schlafstörungen medikamentös nur schlecht oder mit starken Nebenwirkungen behandeln. Inzwischen hat der neue Forschungszweig der Chronobiologie mit retardiertem Melatonin jedoch eine gut wirksame und schonende Therapiemöglichkeit gefunden. Studien zeigen, dass retardiertes Melatonin in vielen Fällen sogar bei Demenz- und Alzheimer-Patienten die Innere Uhr wieder besser in den Takt bringt.

Wer nicht schlafen kann, nimmt Schlafmittel. So einfach war es jahrzehntelang, bis die Risiken wie Abhängigkeit, Tagesmüdigkeit, Reaktionsverlangsamung und andere ins Bewusstsein der Öffentlichkeit kamen. Kein Wunder, sind herkömmliche "Schlafmittel" vom Grundsatz her doch meist schwache Narkosemittel. Man schläft zwar ein, erholt sich aber nicht so wie bei natürlichem Schlaf. Denn im Schlaf räumt unser Gehirn auf – trennt Wichtiges von Unwichtigem, verarbeitet die Eindrücke des Tages. Behindern Medikamente oder Krankheiten diese Prozesse, verschlechtern sich Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnisleistung. Zudem können Gereiztheit, Aggressionen und schlechte Stimmung die Folge sein. Das Langzeitrisiko für Depressionen steigt. Dauerhaft schlechter Schlaf ist ein unabhängiger Risikofaktor für Gewichtszunahme, Diabetes sowie Herzinfarkt und Schlaganfall..

Retardiertes Melatonin bringt den Schlaf in Takt

Glücklicherweise gibt es eine medikamentöse Möglichkeit, Schlafstörungen gut verträglich in den Griff zu bekommen. Eine Schlüsselfunktion kommt dabei der Regelung des sogenannten circadianen Rhythmus' zu, des natürlichen Ablaufs von Tagesaktivität, Müdigkeit, Schlaf und Aufwachen. Ein wichtiger Taktgeber für die nächtliche Ruhephase ist das Hormon Melatonin. Gesteuert durch die innere Uhr und synchronisiert durch einsetzende Dunkelheit wird es von der im Zwischenhirn liegenden Zirbeldrüse gebildet und löst im Normalfall eine gesunde Müdigkeit aus. Erst gegen Ende der zweiten Nachthälfte sinkt die Konzentration dieses 'Dunkelheitshormons' wieder ab und leitet das Aufwachen ein. Durch eine moderne naturferne Lebensweise mit Lichtmangel am Tage und Lichtüberschuss am Abend kann die Rhythmik der Inneren Uhr aber gestört sein. Kann die Zufuhr von Melatonin einen beeinträchtigten zirkadianen Rhythmus wieder normalisieren? Ja, sagen Schlafforscher wie Dipl.-Psychologe Werner Cassel vom Schlafmedizinischen Zentrum am Klinikum der Philipps-Universität in Marburg. Eine seiner wichtigen Erkenntnisse lautet "Wir müssen nicht viel Melatonin geben, aber die Einnahme sollte rhythmisch sein, also immer zur etwa gleichen Zeit erfolgen". Melatonin sollte also möglichst immer zur gleichen Uhrzeit und nicht früher als 2 Stunden vor dem Schlafengehen eingenommen werden. Aber Vorsicht! Wird das Hormon zu schnell freigesetzt, hat dies eher eine nachteilige Wirkung. Nur, wenn im Verlauf der Nacht eine naturentsprechende gleichmäßige Freisetzung gegeben ist, kann physiologischer Schlaf mit seiner zyklischen Abfolge von Leicht-, Tief- und Traumschlaf gefördert werden. Die einzige Zubereitungsform, die dies ermöglicht, wird in der Fachsprache als 'retardiert' bezeichnet. Nur retardiertes Melatonin hat das Potenzial, das Schlafmuster in einer naturidentischen Form zu fördern – ein gewichtiges Argument gegen diffuse Internetpräparate oder Drogeriemarkt-Angebote mit ihrer teils unbekannten chemischer Struktur und Darreichungsform.

Geduld wird belohnt

Eine solche, dem Bedürfnis des Körpers angepasste Therapie benötigt oft etwas Zeit, bis sich ihre optimale Wirkung zeigt und die zirkadiane Rhythmik wieder richtig in Schwung kommt. Hier kommt eine vernünftige Aufklärung des Patienten ins Spiel, der sich bewusst für diese vielversprechende Therapieform entscheiden und seine Erwartungen entsprechend anpassen sollte. Denn obwohl die ersten Anzeichen einer Besserung recht schnell einsetzen, kann es durchaus etwa 14 Tage dauern, bis sich der Schlafrhythmus normalisiert hat. Trotzdem setzt sich in Anbetracht der großen Vorteile die chronobiologische Schlafunterstützung mit retardiertem Melatonin immer mehr als Mittel der Wahl bei Störungen des Schlaf-Wach-Ablaufs durch.

Wirksam selbst bei Demenz und Alzheimer-Patienten

Forschungen an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Klinikums rechts der Isar in München zeigen sogar Therapiechancen bei Wahrnehmungsproblemen, Demenz- und Alzheimer-Erkrankungen. Experten wundert dies wenig, ist doch ein ungestörter Schlaf eine wichtige Voraussetzung für die Selbstreinigung des Gehirns. Doch nicht nur zu wenig Schlaf ist gefährlich: Wenn Menschen plötzlich ein über 9 Stunden hinausgehendes Schlafbedürfnis entwickeln, kann dies ein Frühzeichen eines gesteigerten Demenzrisikos sein. Zudem zeigt sich, dass bei Alzheimer-Patienten bereits sehr früh die circadiane Rhythmik gestört ist sowie der Melatoninspiegel erniedrigt ist. Eine multizentrische Studie konnte zeigen, dass sich die Schlafqualität von Alzheimer-Patienten durch eine Therapie mit retardiertem Melatonin deutlich verbessert. Eine echte Erleichterung, nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern auch für die häufig unter extremen Belastungen leidenden pflegenden Mitmenschen. Da circadiane Störungen eher komplexe Gesundheitsprobleme sind, gehört ihre Therapie mit retardiertem Melatonin trotz seiner sehr guten Verträglichkeit eher in die Hand erfahrener Ärzte und sollte durch eine verhaltensmedizinische Beratung ergänzt werden.

Autor:

Kraichgau News aus Bretten

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