Vortrag: „Ver-rückte Welt – Demenz hat viele Gesichter“
„Ver-rückte Welt – Demenz hat viele Gesichter“: Mit diesem Thema startete die Themenreihe des Aktionsbündnisses „Gemeinsam älter werden in Pfinztal“.
Pfinztal (pm) Bürgermeister-Stellvertreter Frank Hörter begrüßte im „Haus Bühlblick“ die vielen interessierten Zuhörerinnen und Zuhörer sowie den Referenten Dr. Jakob Fässler, Facharzt für Neurologie. Hörter dankte den Mitgliedern des Aktionsbündnisses für diese Initiative, die der Seniorenbeirat angeregt hatte. Dr. Jakob Fässler begann seinen Vortrag mit Fotos von bekannten Menschen, die an Alzheimer Demenz erkrankt waren. Einen einfühlsamen Einblick in das ver-rückte Leben könnten auch die Spielfilme vermitteln zum Thema Demenz. „Es könnte jeden von uns treffen“, deshalb würde es Sinn machen, sich auch mit theoretischem Wissen zu befassen. Der Umgang mit erkrankten Familienangehörigen oder Freunden könnte dadurch weniger beschwerlich werden. Heute wird oft verallgemeinernd und vorschnell der Begriff „Alzheimer“ verwendet. „Demenz“ ist aber der Oberbegriff für rund 50 Krankheitsbilder, von denen die Alzheimer-Krankheit die häufigste ist. Bei ihr handelt es sich um Ablagerungen im Gehirn. Die zweithäufigste Demenzform ist die gefäßbedingte, sogenannte vaskuläre Demenz. Ihr Anteil beträgt etwa zehn bis 20 Prozent. Sie geht auf Durchblutungsstörungen im Gehirn zurück.
Veränderungen in der Persönlichkeit möglich
Die frontotemporale Demenz ist eine Krankheit, bei der der Abbau von Nervenzellen zunächst im Stirn- und Schläfenbereich des Gehirns stattfindet. In diesen Bereichen werden unter anderem Emotionen und Sozialverhalten kontrolliert. Der Rest entfällt auf Mischformen und andere seltene Demenzerkrankungen. „Demenz“ betrifft das wichtigste Organ des Menschen: das Gehirn. Am Anfang ist es nicht leicht, zwischen Vergesslichkeit und beginnender Demenz zu unterscheiden. Typische erste Anzeichen für Demenz sind beispielsweise massive Wortfindungsstörungen, zeitliche und örtliche Störungen in der Orientierungsfähigkeit oder ein schwindendes Kurzzeitgedächtnis. Ein demenzkranker Mensch verliert nach und nach seine intellektuellen Fähigkeiten wie Denken, Erinnern und Beurteilen. Auch Veränderungen in der Persönlichkeit sind möglich. Diese Störungen sind bei Betroffenen unterschiedlich stark ausgeprägt, können sich zu verschiedenen Zeiten verschieden stark zeigen und nehmen im Verlauf der Erkrankung zu. Man unterscheidet primäre und sekundäre Demenzen. Primäre Demenzen haben ihre Erkrankungsursache im Gehirn. Bei ihnen gibt es bisher keine Heilungschancen Medikamente können den Verlauf verzögern.
Gedächtnislücken können auch bei Depression auftreten
Bei sekundären Demenzen dagegen liegt eine andere Grunderkrankung vor, zum Beispiel Stoffwechselerkrankungen. Die Auswirkungen können heilbar sein. Er verwies in diesem Zusammenhang auch auf die Auswirkungen von übermäßigem Alkoholkonsum oder problematischen Medikamenten-Gaben. Manchmal wird eine Depression fälschlicherweise für eine beginnende Demenz gehalten. Auch bei einer Depression können Gedächtnislücken oder Verwirrtheit auftreten. Eine Altersdepression kann oft erfolgreich therapiert werden. Nicht selten treten beide Erkrankungen gemeinsam auf. Eine Diagnose müsse jedoch in jedem Fall von einem Arzt gestellt werden. Vermeintliche dementielle Symptome zeigen sich aber manchmal auch bei mangelnder Flüssigkeitszufuhr oder bei mangelnden sozialen Kontakten. Einsamkeit im Alter ist kein guter Nährboden für Lebensenergie und Widerstandskraft gegen gesundheitliche „Störungen“.
Dr. Fässler gab den Zuhörenden mit auf den Weg, Körper, Gehirn und Psyche solange wie möglich zu nähren durch „Beanspruchungen“ wie alltägliche Aktivitäten, verschiedene Bewegungsformen an Licht, Luft und Sonne (zum Beispiel wegen Vitamin D) – und durch das Zusammentreffen mit anderen Menschen. Diese Arzneien sind fast kostenfrei, aber recht wirksam für eine Lebensqualität für die Erkrankten, aber auch für ihre pflegende Umgebung.
Nächster Vortrag am 2. Mai
Das Aktionsbündnis mit Seniorenbeirat Pfinztal, AWO Sozialstation Pfinztal, DRK Söllingen, Martinshaus Berghausen, Ökumenische Diakoniestation Pfinztal, Pfinztaler Seniorenakademie und Gemeinde Pfinztal lädt zu folgender Veranstaltung auf Mittwoch, 2. Mai, 19 Uhr, DRK Söllingen, Rittnertstraße 99, Pfinztal-Söllingen (barrierefrei mit ausreichend Pkw-Abstellflächen) ein:
Demografische Entwicklung und sinnvolle Netzwerke in einer seniorenfreundlichen Gemeinde: Impulsvortrag von Peter Kappes, Sozialdezernent im Landratsamt Karlsruhe
Netzwerkpraxis in einer fürsorglichen Gemeinschaft: Care-Management der Pflegestützpunkte: Impulsvortrag von Sabrina Menze, Pflegestützpunkt im Landkreis Karlsruhe
Autor:Havva Keskin aus Bretten |
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