Expert*Innen informierten zu: Rasenpflege
„Das beste Mittel gegen Moos ist ein organischer Dünger“
Der Frühling ist da, die Gartensaison hat begonnen – und es gibt jede Menge zu tun. Besonders der Rasen hat unter dem regenreichen Winter gelitten: Moos, kahle Stellen, kümmerlicher Wuchs, Staunässe. Jetzt gilt es, die Wachstumsbedingungen für die Rasenpflanzen zu verbessern, damit sie sich gegen Moos, Pilze und Unkraut durchsetzen können. Bodenstruktur, Nährstoffversorgung, Rasensanierung – zu allen Fragen rund ums Thema Rasen informierten Gartenprofis in der Sprechzeit. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten um Nachlesen:
Wann ist der beste Zeitpunkt zum Vertikutieren? Was sollte ich beachten.
Dieke van Dieken: Nicht zu früh zum Vertikutierer greifen! Ab einer Bodentemperatur von 10 Grad beginnt der Rasen mit dem Wachstum. Dann wird das erste Mal gemäht und ein Dünger ausgebracht. Die Forsythien-Blüte dient als zeitliche Orientierungshilfe. Vertikutiert wird frühestens zwei Wochen nach dem Düngen, je nach Region etwa Mitte April. Dann sind die Rasengräser kräftig genug, um nach der Pflegemaßnahme entstandene Lücken wieder zu schließen.
Das Vertikutieren hinterlässt kahle Stellen im Rasen. Wie kann ich Moos schonender entfernen?
Ingo Schlieder: Mancher verwechselt den Vertikutierer mit einem Pflug und stellt ihn viel zu tief ein. Gehen Sie von der höchsten Stellung aus langsam tiefer, bis Sie hören, dass die Zinken auf der Walze den Boden berühren. Bei kleineren Flächen bietet es sich an, den Rasen mit einem Rasenrechen auszukämmen. Dieser hat nach hinten gerichtete lange Zinken, ähnlich wie ein Kamm. Schonender sind Rasen-Lüfter, die statt feststehender Messer feine Federn haben, die Rasenfilz lockern, aber nicht in den Boden eindringen.
Was kann ich vorbeugend tun, damit gar nicht so viel Moos wächst?
Sabine Klingelhöfer: Rasen wächst nur dort gut, wo er mindestens sechs Stunden Sonne bekommt. Unter Bäumen und im Schatten von Hecken oder Häusern kann man nicht viel vom Rasen erwarten. Dort findet Moos einfach bessere Wachstumsbedingungen. Auch wo der Boden sauer ist, gedeiht Moos gut. Deshalb sollte der Boden alle zwei Jahre getestet und bei Bedarf gekalkt werden. Der häufigste Grund für Moos im Rasen ist jedoch ein Nährstoffmangel im Boden. Schlecht ernährter Rasen wird schwach und kann sich nicht gegen das Moos durchsetzen. Zweimal jährlich Rasendüngen ist deshalb Pflicht, damit Moos ganz natürlich verdrängt wird.
Wie finde ich den richtigen Dünger und bringe ich ihn gleichmäßig aus?
Ingo Schlieder: Ein guter Rasendünger enthält alle wichtigen Hauptnährstoffe: Stickstoff (N), Phosphor (P) und Kalium (K) sowie Spurenelemente. Diese Pflichtangaben finden sich meist seitlich oder hinten auf der Verpackung. Man unterscheidet zwischen organischen, organisch-mineralischen und rein mineralischen Düngern. Organischer Dünger hat eine Reihe von Vorteilen: Seine Bestandteile aktivieren das Bodenleben und erhalten den Boden gesund, eine Überdüngung ist so gut wie ausgeschlossen und der Dünger wird nicht so schnell ausgewaschen.
Wann ist der richtige Zeitpunkt, um Rasen nachzusäen – und worauf muss ich dabei achten?
Dieke van Dieken: Dafür gibt es zwei gute Termine: Klassisch jetzt im Frühjahr, also im April und Mai, wenn der Rasen im vollen Wachstum ist. Aber auch der frühe Herbst eignet sich gut für eine Nachsaat. Dann ist es nicht mehr so heiß und meist etwas feuchter – optimal für die jungen Rasengräser, die in der Keimphase nicht austrocknen dürfen. Zudem lassen sich sommerliche Schadstellen gleich mit beseitigen. Bei der Nachsaat wird die Fläche zunächst gemäht und der Boden etwas aufgeraut, zum Beispiel mit einer Harke. Nach dem Verteilen der Samen werden diese dünn mit etwas Rasenerde abgedeckt.
Nach dem Regen steht auf meinem Rasen lange das Wasser. Was kann ich dagegen tun?
Sabine Klingelhöfer: Das passiert häufig, wenn auf Neubau-Grundstücken nur Mutterboden aufgebracht wird, auf den dann Rollrasen gelegt wird. Die Verdichtungen im Unterboden verhindern den raschen Wasserabzug. Das Aussäen einer Gründüngungs-Mischung mit Lupine und Ölrettich oder Gelbsenf hilft, die tiefen Verdichtungen aufzubrechen. Ist der Rasen schon gelegt, hilft es, den Boden jährlich zu verbessern. Bodenhilfsstoffe wie Neudorff Terra Preta Bodenverbesserer werden als Granulat im Frühjahr ausgebracht und verbessern nach und nach den Boden, so dass er Wasser besser aufnehmen und in die Tiefe ableiten kann.
Was mache ich bei eher sandigen Böden, die Wasser schlecht speichern?
Sabine Klingelhöfer: Diesen Böden fehlen Tonminerale – und auch in diesem Fall kann ein Bodenhilfsstoff eingesetzt werden. Bentonit Sandbodenverbesserer sollte jährlich im Frühjahr ausgebracht werden. Das Granulat speichert zwischen seinen vielen dünnen Schichten das Wasser, so dass es nicht so schnell versickert.
Unser Rasen ist sehr ausgedünnt und hat viele Lücken. Was können wir tun?
Dieke van Dieken: Düngen! Diese Pflegemaßnahme wird oft vernachlässigt. Ein Rasen braucht regelmäßig Nachschub an Nährstoffen und sollte zwei-, besser dreimal im Jahr gedüngt werden: zu Beginn des Frühjahrs, dann im Frühsommer und noch einmal im Herbst. Für die zuletzt genannten Termine greift man zu kaliumbetonten Rasendüngern, weil dieser Nährstoff die Gräser widerstandsfähiger gegen sommerliche Trockenheit und winterliche Kälte macht. Wichtig ist zudem eine gute Belüftung des Rasens. Gerade bei schweren Böden lohnt es sich, vorab Sand einzuarbeiten. In bestehende Rasenflächen lassen sich mit einer Forke oder einer Grabegabel kleine Löcher stechen, die dann mit Quarzsand aufgefüllt werden, um dem Untergrund die nötige Lockerheit zu geben.
Wie verhindere ich, dass sich Rasenfilz neu bildet?
Ingo Schlieder: Rasenfilz entsteht, wenn nicht ausreichend Bodenleben vorhanden ist, um die abgestorbenen Gräserhalme zu zersetzen und daraus Humus zu bilden. Auch zu häufiges Mähen mit dem Mähroboter kann dazu führen, dass der Rasen flachgedrückt und dadurch verwoben wird. Abhilfe schaffen Bodenverbesserer und organische Dünger. Sie verbessern das Bodenleben, so dass Rasenfilz zersetzt wird und die darin enthaltenen Nährstoffe für die Gräser verfügbar gemacht werden.
Im letzten Jahr hatte ich vermehrt kleine Pilze im Rasen. Was hilft?
Sabine Klingelhöfer: Pilze treten vor allem in feuchten Jahren auf. Sie schädigen den Rasen in der Regel nicht. Meist befinden sich an den befallenen Stellen Holzreste von Baumwurzeln im Boden, die von den Pilzen zersetzt werden. Später bilden sich die sichtbaren Pilzkörper aus, mit denen sich die Pilze weiter vermehren. Pilze im Rasen weisen aber auch häufig darauf hin, dass zu wenig gedüngt wird. Wenn Sie zweimal im Jahr einen organischen Dünger wie den Azet Rasendünger ausbringen, beugen Sie damit auch Pilzwachstum vor.
Was hilft gegen Löwenzahn im Rasen?
Dieke van Dieken: Ich rate zum klassischen Ausstechen, weil ich kein Freund von chemischen Unkrautbekämpfungsmitteln bin. Zudem lassen sich solche Präparate auf Rasenflächen oft nicht anwenden, ohne gleichzeitig die Gräser zu schädigen. Wichtig ist beim Löwenzahn, die Pfahlwurzel zu entfernen, damit er nicht wieder austreiben kann. Inzwischen gibt es langstielige Geräte, mit denen man die komplette Pflanze aus dem Boden hebeln kann ohne sich bücken zu müssen. Wer den Insekten etwas Gutes tun möchte, lässt die hübschen gelben Blüten zunächst stehen und entfernt das Wildkraut, bevor sich die Samen – die bekannten Pusteblumen – bilden und auf der Rasenfläche verteilen können.
Mein Rasen ist eher gelblich als grün. Was fehlt ihm?
Sabine Klingelhöfer: Gelblicher Rasen ist ein deutlicher Hinweis auf Nährstoffmangel. Auch in diesem Fall schafft ein organischer Dünger wie der Azet Rasendünger Abhilfe. Wichtig ist, dass Düngen keine einmalige Maßnahme ist. Damit eine kontinuierliche Nährstoffversorgung gesichert ist, muss Düngen zur Routine werden – mindestens zweimal im Jahr.
Gibt es Rasensorten, die auch im Schatten wachsen?
Ingo Schlieder: Ein klares Nein. Egal welche Rasenmischung sie aussäen – im Schatten gedeiht Moos immer besser und verdrängt den lichthungrigen Rasen. Allenfalls in leichten Schattenlagen helfen gute Schattenrasenmischungen dabei, dass sich die Gräser gegen Moos behaupten können. Aber es gibt enorme Qualitätsunterschiede. „Schattenrasen“ ist kein geschützter Begriff – jeder Hersteller kann seine eigene Mischung erstellen. Ein erster Hinweis auf gutes Saatgut ist ein aufgeklebtes Etikett, das die enthaltenen Gräser prozentual auflistet. Sind die Angaben nur aufgedruckt, handelt es sich meist um minderwertigere Sorten. Achten Sie auf einen hohen Anteil von Wiesenrispe – abgekürzt POA – in der Saatmischung. Zudem gilt: Gutes Saatgut hat seinen Preis.
Wann und wie oft sollte ich den Rasen mähen?
Ingo Schlieder: Wenn Sie mit Fangkorb mähen, sollten Sie das mindestens alle 14 Tage bei trockener Witterung tun. Bitte aber nicht an sonnigen oder sehr warmen Tagen, damit Ihr Rasen keinen Sonnenbrand bekommt. Mähroboter sollten häufiger fahren, damit die gemähten Halmabschnitte klein genug sind, um vom Bodenleben zersetzt werden zu können. Dabei ist darauf zu achten, dass der Mähroboter nur tagsüber seine Bahnen zieht. In der Dämmerung oder gar nachts kann er Wildtiere gefährden, die den Schutz der Dunkelheit brauchen.
Kann Mulchmähen die Düngung ersetzen?
Dieke van Dieken: Beim Mulchmähen muss man den Rasen zwar weniger düngen, komplett darauf verzichten kann man jedoch nicht. Vorteil dieser Methode ist, dass das Schnittgut auf der Fläche verbleibt. Die fein zerhäckselten Halme rieseln in die Grasnarbe, zersetzen sich dort und werden den Rasengräsern direkt wieder als Nährstoffe zugeführt. Nachteil ist, dass man öfter mähen muss – am besten alle zwei bis drei Tage, weil sich kurze Halme besser zersetzen als lange. Mähroboter funktionieren nach diesem Prinzip. Eine Frühjahrs- und Herbstdüngung sollte man auf solchen Flächen trotzdem vornehmen.
Am Lesertelefon waren:
• Sabine Klingelhöfer; Gartenbauingenieurin, W. Neudorff GmbH KG, Emmerthal
• Ingo Schlieder; Gärtnermeister Fachrichtung Baumschule und selbstständiger „Gartendoktor“, Mettmann
• Dieke van Dieken; Diplom-Ingenieur (FH) und Redakteur bei MEIN SCHÖNER GARTEN für alle Themen rund um die Gartenpraxis
Weitere Informationen
• www.mein-schoener-garten.de
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• www.neudorff.de
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Autor:Kraichgau News Ratgeber aus Bretten |
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