Brettener Gemeinderat billigt einstimmig den Feuerwehrbedarfsplan und die Anschaffung von zwei Wechsellader-Lkw
Feuerwehr setzt auf mehr Hauptamtliche

Das Feuerwehrhaus der Brettener Kernstadt: Der Standort steht laut Oberbürgermeister Martin Wolff nicht infrage, aber auch dort soll weiter investiert werden. | Foto: ch
  • Das Feuerwehrhaus der Brettener Kernstadt: Der Standort steht laut Oberbürgermeister Martin Wolff nicht infrage, aber auch dort soll weiter investiert werden.
  • Foto: ch
  • hochgeladen von Chris Heinemann

BRETTEN (ch) Eine weitere Verbesserung der Tagesverfügbarkeit des Einsatzpersonals, Erneuerung weiterer Feuerwehrhäuser und Übernahme der Führerscheinkosten von Nachwuchsfahrern – das sind die wichtigsten Folgerungen aus dem Feuerwehrbedarfsplan für die nächsten fünf Jahre, den der Brettener Gemeinderat am Mittwochabend einstimmig verabschiedet hat. Doch bevor es soweit war, gab es von den Ratsfraktionen neben viel Lob und Anerkennung für die Leistung der Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehr auch einige, teils kritische Rückfragen.

Höhere Anforderungen

Zu Beginn stellte Stadtkommandant Oliver Haas die aktuelle Situation der Brettener Feuerwehr mit ihren 373 aktiven Einsatzkräften in zehn Abteilungen dar, die durch eine stetige Zunahme der Alarmierungen, aber auch deutliche Verbesserungen geprägt sei. So stehe mittlerweile in jedem Stadtteil ein wasserführendes Fahrzeug zur Verfügung. Als besonders dringlich stellte Haas heraus, dass in den kommenden Jahren ein Generationswechsel bei den Fahrern der Einsatzfahrzeuge anstehe. Den Bedarf bezifferte er auf 20 Fahrer, verbunden mit der Bitte, die Stadt möge die Kosten für die zu erwerbenden Führerscheine übernehmen. Wobei bereits im kommenden Jahr zehn Führerscheine gemacht werden müssten.

Weiterer Erneuerungsbedarf

Auch bei den Fahrzeugen gibt es weiteren Bedarf. Sowohl in der Kernstadt als auch in Büchig muss laut Haas wegen Ablauf der auf 25 Jahre bemessenen Nutzungsdauer je ein Löschfahrzeug ersetzt werden, ebenso ein Mannschaftstransportwagen und ein Kommandowagen. Das Brettener Löschfahrzeug habe man nach einem Unfall zwar noch einmal reparieren können, aber in den kommenden drei Jahren müsse ein neues angeschafft werden. Darüber hinaus stehen nach den Worten des Kommandanten in der Kernstadt, in Büchig, Gölshausen und Ruit Renovierungen, Sanierungen oder Neubauten der Feuerwehrhäuser an.

Kritische Tagesverfügbarkeit

Fast durchweg kritisch bis sehr kritisch wird im Feuerwehrbedarfsplan die Tagesverfügbarkeit der Einsatzkräfte bewertet. Da viele Stadtteile inzwischen reine Wohngemeinden seien, müssten die Feuerwehrangehörigen zum Teil weite Anfahrtswege von der Arbeit zum Einsatz bewältigen, erläuterte Haas. Mit gemeinsamen Ausrückebereichen versuche man diese Lage zu bewältigen. Anders in der Kernstadt, wo unter anderem durch die Einstellung hauptamtlicher technischer Mitarbeiter für die auch mit Wartungsaufträgen aus zwölf Umlandgemeinden beschäftigte Werkstatt momentan neun Einsatzkräfte dauerhaft präsent seien. Haas regte an, eventuell weitere Werkstattleistungen anzubieten, um mit den Einnahmen zusätzliche Hauptamtliche zu finanzieren.

Anforderungen mit Maß

Weitere Themen sind laut Bedarfsplan für die Feuerwehr in den nächsten Jahren die Verbesserung der nicht minder kritisch bewerteten Ausbildung von Atemschutzgeräteträgern, die Einführung des Digitalfunks bis 2025 und der Kleidertausch nach Einsätzen, um Gesundheitsgefahren durch den von Brandrückständen auf der Einsatzkleidung verursachten Feuerkrebs vorzubeugen. Haas bedankte sich bei den Räten für ihr Verständnis für die Bedürfnisse der Feuerwehr und betonte: „Wir haben immer alles bekommen, was wir brauchten.“ Dies auch deshalb, weil die Feuerwehr mit Maß darum gebeten habe.

Bekenntnis zu dezentraler Struktur

Oberbürgermeister Martin Wolff bekannte sich ausdrücklich zur dezentralen Struktur der größten Feuerwehr im Landkreis und sagte zu, dass die Stadt den Sanierungsbedarf bei den Feuerwehrhäusern „peu à peu“ angehen werde. Er erinnerte unter anderem an die in diesem Jahr angeschaffte neue Drehleiter, die kürzlich vom Gemeinderat beschlossene Aufwandsentschädigung für die Feuerwehrangehörigen und daran, dass Bretten mit hauptamtlichen Mitarbeitern der Atemschutzwerkstatt seine Funktion als Mittelzentrum wahrnehme. Neun feste Kräfte im Feuerwehrhaus seien ein Einstieg, den es in den nächsten Jahren auszubauen gelte, bekräftigte Bürgermeister Michael Nöltner.

Anerkennung und kritische Nachfragen

Für die CDU empfahl Ulrich Schick unter anderem, den Neubau von Feuerwehrhäusern zeitnah anzugehen, wobei auch über eine Systembauweise nachgedacht werden sollte. Aus Sicht von Bernhard Brenner (FWV) sind Investitionen in die Feuerwehr nicht nur Investitionen in die Sicherheit, sondern – vor dem Hintergrund ihrer Jugendarbeit - auch in die gesamte Gesellschaft. Auf kritische Nachfragen von Fabian Nowak (Grüne) begründete Haas den von ihm auf 20.000 Euro bezifferten Mehrbedarf unter anderem mit immer mehr technischer Hilfe für den Rettungsdienst und notwendiger neuer Ausrüstung, beispielsweise zur Türöffnung.

Absage an „Blaulichtzentrum“

Die von Jörg Biermann (aktive) angesprochene Möglichkeit der Errichtung eines gemeinsamen „Blaulichtzentrums“ von Polizei und Feuerwehr auf dem alten Gelände der Straßenmeisterei wies der OB indes als Diskussion um ein „Wolkenkuckucksheim“ zurück. Man brauche kein neues Feuerwehrhaus, dessen Lage sei „hervorragend“. Gleichwohl bleibe man mit der Polizei hinsichtlich der Suche nach einem neuen Revierstandort in Kontakt. Auch Edgar Schlotterbeck (SPD) sprach sich für die Beibehaltung des jetzigen Feuerwehrhauses aus. Dann müsse man dort aber investieren. Anders in Gölshausen, wo nach Ansicht von Jan Elskamp (FDP) an einem günstigen Standort ein neues Feuerwehrhaus gebaut werden sollte.

Zustimmung zu Fahrzeugbeschaffung

Im Anschluss an den Bedarfsplan ermächtigte das Gremium ebenso einstimmig den OB, für die Feuerwehr kurzfristig zwei gebrauchte Wechsellader-Fahrzeuge anzuschaffen. Die beiden Lkw sind laut Oliver Haas notwendig, um etwa bei Hochwasser- oder Sturmeinsätzen große Abrollcontainer für Sandsäcke oder eine Mulde transportieren zu können. „Wir hoffen, dass wir für 220.000 Euro zwei Fahrzeuge bekommen“, so der Kommandant.

Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

6 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Aktuelle Sonderthemen

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.