Polizeichef Brenner stellte Gemeinderat Bretten Kriminalitäts- und Unfallstatistik vor
"Mehr Verkehrstote als im gesamten Enzkreis"

Bretten (hk) Die Gesamtkriminalität in Bretten ist gesunken: So lautete das Fazit des Berichts über die polizeiliche Kriminalitäts- und Verkehrsunfallstatistik des Vorjahres im Rahmen der jüngsten Gemeinderatssitzung. Wurden 2017 noch 1.497 Straftaten aufgenommen, waren es 2018 mit 1.413 Straftaten rund sechs Prozent weniger. Dies ist der niedrigste Stand seit über zehn Jahren. „Ein Rückgang, der sich sehen lässt“, freute sich der Leiter des Brettener Polizeireviers, Bernhard Brenner. „Wir leben hier sehr sicher. Ich sage das zwar jedes Jahr, aber es entspricht der Wahrheit“, sagte der Polizeichef zufrieden.

Aufklärungsquote erreicht Spitzenwert

Mit einer Aufklärungsquote von 65 Prozent (2017: 63,8 Prozent) hat das Polizeirevier Bretten zudem einen Spitzenwert der vergangenen Jahre erreicht. Erfreulich sei auch, dass es 2018 keine Rauschgift-Toten gegeben habe, so Brenner. Allerdings blieb die Zahl der Rausgiftdelikte mit 153 Fällen im Vergleich zum Vorjahr (2017: 159) etwa gleich hoch. Laut Brenner werde in Bretten "viel verkauft und konsumiert", inbesondere Marihuana.
Positive Nachrichten hatte Brenner im Bereich der Vermögenskriminalität zu vermelden: Es konnte ein Rückgang um rund 24 Prozent von 385 auf 295 Fälle im Jahr 2018 verzeichnet werden. Allein in 159 Fällen habe es sich um Schwarzfahrer gehandelt. Einziger Wermutstropfen: Ältere Menschen werden immer öfter von sogenannten "Enkeltrick"-Betrügern und falschen Polizeibeamten um ihr Hab und Gut gebracht. "Die Dunkelziffer ist sehr hoch. Es hilft nur Aufklärung", sagte Brenner in nachdrücklichem Ton.

Fahrraddiebstählen sind zurückgegangen

Einen deutlichen Rückgang verzeichnete das Revier auch in Fällen des schweren Diebstahls, nämlich von 159 auf 125 Taten (-23,4 Prozent). Auffällig sei hierbei die Quote bei den Fahrraddiebstählen. Diese sei um rund 16 Prozent auf 33 Fälle zurückgegangen, sagte Brenner. Die positive Entwicklung sei, neben der Polizeiarbeit, auf bessere Sicherung, größeres Problembewusstsein, technische Vorrichtungen wie Überwachungskameras und GPS-Überwachung von hochwertigen Rädern zurückzuführen. Auch bei den Wohnungseinbrüchen ist Aufatmen angesagt: Diese sind von 17 auf zehn Straftaten, also um rund 42 Prozent, gesunken – der niedrigste Wert seit 2015 mit 44 Wohnungseinbrüchen. 2019 gebe es bisher fünf Fälle.

Gewalt gegen Amtsträger ist gestiegen

Besonders viel zu tun gab es für das Polizeirevier Bretten in den Bereichen Straßenkriminalität und Sachbeschädigung. In diesen Bereichen sind die Straftaten von 244 auf 282 (15,6 Prozent) beziehungsweise von 141 auf 168 (19,1 Prozent) angestiegen. Aber: Die Zahlen würden auch zeigen, dass die Polizei im öffentlichen Raum verstärkt unterwegs sei sowie Kontrollen vornehme und mehr Sachbeschädigungs-Fälle zur Anzeige gebracht werden, so Brenner.
Mit 45 Fällen (2017: 35) von angezeigten Beleidigungen war ebenso ein Anstieg um rund 29 Prozent festzustellen. Bemerkenswert angestiegen ist auch der Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und die Zahl der tätlichen Angriffe auf Polizeibeamte. Gab es 2017 nur einen Fall von Gewalt gegen Amtsträger, waren es 2018 schon elf Fälle. Leider sind auch die Zahlen der Sexualdelikte von 20 auf 29 Fälle angestiegen. Der deutliche Anstieg sei aber auch auf die Reform des Sexualstrafrechts zurückzuführen. Auf dem Peter-und-Paul-Fest 2018 gab es erfreulicherweise keine sexuellen Übergriffe. Unter den fünf Raubdelikten sind auch Raubüberfälle auf Spielhallen zu verzeichnen. "Ich sehe diese Spielhallen sehr kritisch. Die mögen sich zwar finanziell lohnen, aber aus polizeilicher Sicht haben sie in der Stadt in Bezug auf Sicherheitsaspekte wenig Berechtigung", so Brenner.

Insgesamt 1679 Verkehrsunfälle

Die Zahl der Verkehrsunfälle ist im Verantwortungsbereich der Polizei Bretten von 1657 auf 1679 gestiegen. Im Detail ging die Zahl in Walzbachtal, Zaisenhausen, Gondelsheim, Kürnbach und Sulzfeld im Vergleich zum Vorjahr kontinuierlich hoch, während in Bretten und Oberderdingen die aufgenommenen Verkehrsunfälle leicht zurückgegangen sind. „In Bretten haben wir seit 2012 zum ersten Mal wieder einen Rückgang“, freute sich der Polizeichef. Die Zahl der Fälle mit Leichtverletzten sank von 127 auf 103. Jedoch ist dies immer noch wesentlich mehr als 2012, wo es nur 88 Fälle mit Leichtverletzten gab. Mit 23 Fällen mit Schwerverletzten gab es zwei weniger als 2017.

Verkehrstote: „Trauriger Höchstwert“

Brenner nahm in seinen Ausführungen auch zu den Verkehrsunfällen mit tödlichem Ausgang Stellung. Auf Gemarkung Bretten hatte man im Jahr 2018 vier Verkehrstote zu beklagen und im Zuständigkeitsbereich des Polizeireviers Bretten sieben Verkehrstote. „Wenn man bedenkt, dass wir 2017 im kompletten Zuständigkeitsbereich keinen einzigen Verkehrstoten hatten, sind diese Zahlen erschreckend“, sagte Brenner über diesen „traurigen Höchstwert“. „Wir haben in unserem Zuständigkeitsbereich mehr Verkehrstote als im gesamten Enzkreis“, beklagte Brenner.

Fokus auf Poser-Szene

Zu den häufigsten Unfallursachen bei tödlichen Verkehrsunfällen gehören laut Brenner überhöhte Geschwindigkeit (36,7 Prozent), Vorfahrtsverletzungen (10,7 Prozent) und Verkehrsuntüchtigkeit (10,4 Prozent). Zu den neuralgischen Punkten gehören die gesamte Wilhelmstraße in Bretten, die Bundesstraße 35 (Richtung Knittlingen, Ausfahrt Bretten-Ost) sowie die Bundesstraße B 294 (Richtung Pforzheim, Einmündung Sprantal). Ein Auge habe das Polizeirevier auch auf die „kleine Poser-Szene“ in Bretten, der man „deutlich mehr auf die Füße treten“ treten will, so Brenner. Als Anregung führte Brenner an, dass man darüber nachdenken kann, die Raserei mit städtebaulichen Maßnahmen zu entschärfen. „Spielt bei der Häufung von Unfällen auf der Wilhelmstraße auch die unechte Vierspurigkeit eine Rolle?“, wollte Grünen-Stadtrat Otto Mansdörfer wissen. In der Tat verleite dies dazu auf das Gaspedal zu drücken, sagte Brenner.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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