Das Weißhofer Tor - einst Bollwerk im Osten der Stadt

Das Weißhofer Tor aus Bretten in einer Zeichnung  von Samson Schmalkalder um 1689. | Foto: Stadtarchiv Bretten
  • Das Weißhofer Tor aus Bretten in einer Zeichnung von Samson Schmalkalder um 1689.
  • Foto: Stadtarchiv Bretten
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Folge 11 unserer Reihe zum Jubiläumsjahr über Schauplätze der Stadtgeschichte

Anlässlich des Stadtjubiläums „1250 Jahre Bretten“ veröffentlicht die Brettener Woche jeden Monat einen Beitrag von Dr. Peter Bahn. In der Serie beleuchtet der Leiter des Stadtmuseums im Schweizer Hof ausgewählte Schauplätze, die mit bedeutenden Kapiteln der Brettener Stadtgeschichte verbunden sind. Lesen Sie heute den elften Beitrag von Dr. Bahn über das Weißhofer Tor.

Das frühere Weißhofer Tor als östliches der drei Brettener Stadttore wurde 1417 erstmals urkundlich erwähnt. Über dem eigentlichen, in die Stadtmauer eingelassenen Tor erhob sich einst ein mächtiger Torturm, der sowohl auf dem Merian-Stich von 1645 als auch auf dem 1689 entstandenen Stich von Schmalkalder gut zu erkennen ist. Man kann davon ausgehen, dass das Tor bereits längere Zeit vor seiner ersten Erwähnung existierte. 1697, kurz vor dem Ende des Pfälzer Erbfolgekrieges, wurden das Tor, der Torturm und weitere Teile der Stadtbefestigung von kaiserlichen Truppen gesprengt. Sie befürchteten, dass ein zu stark befestigtes Bretten von französischen Einheiten als Stützpunkt genutzt werden könnte. 1820 wurden die längst funktionslos gewordenen Reste der Wehranlage abgerissen.

Unterhaltung mit dem württembergischen Feind

In der Schwartzerdt-Chronik über die Belagerung Brettens im Jahre 1504 ist überliefert, dass sich der Kraichgauer Adelige Conrad von Helmstatt, der als Gefolgsmann der Kurpfalz zu den Verteidigern gehörte, zu Beginn der Belagerung nahe des Weißhofer Torturms über die Mauer hinweg mit dem Feind unterhielt. Dies erregte großen Zorn bei den kurpfälzischen Landsknechten, die Spionage und schmählichen Verrat witterten. Hintergrund dieser Episode war, dass ein Verwandter Conrads, Hieronymus vom Helmstatt, im württembergischen Heer diente und den Fehdebrief Herzog Ulrich von Württembergs an die Kurpfalz mit unterzeichnet hatte.

Nachts die Bresche geschlossen

Das Weißhofer Tor war während der Belagerung jenes Stadttor, das am nächsten an den württembergischen Schanzen lag und daher für einen Sturmangriff am ehesten in Frage kam. Auf dieses Tor konzentrierte sich daher der Beschuss der Württemberger. Es entstand eine Bresche in diesem Stadtmauerbereich, die von den Verteidigern aber nachts wieder aufgeschüttet wurde.

Meuterei der Landsknechte

Die Folge dieses Beschusses war jedoch der unmittelbare Anlass für die Meuterei der Landsknechte des Fähnleins Schedel. Dazu heißt es in der Schwartzerdt-Chronik: „Vier Landsknechte aus ihren Reihen gerieten beim Weißhofer Tor und in den davorliegenden Gassen von der Schanze her unter starkes Geschützfeuer. Steine barsten aus dem Turm und verletzten zwei der Landsknechte tödlich.“ Mit Hinweis auf diese Verluste forderten die Landsknechte des Fähnleins die sofortige Auszahlung ihres Soldes und drohten an, andernfalls aus der Stadt abzuziehen und sie ihrem Schicksal zu überlassen.

Uhrtürmchen erinnert an das Stadttor

Ähnlich wie beim Gottesackertor im Westen der Brettener Altstadt sind auch vom Weißhofer Tor heute keine baulichen Überreste mehr zu sehen. Nur ein im 19. Jahrhundert angebrachtes Uhrtürmchen auf einem schräg gegenüber vom Melanchthon-Gymnasium gelegenen Wohngebäude erinnert noch an den ehemaligen Standort dieses zeitweilig heiß umkämpften Stadttores.
Dr. Peter Bahn

Weitere Schauplätze der Stadtgeschichte finden Sie auf der Themenseite zur Stadtgeschichte

Alles zum großen Jubiläum 1250 Jahre Bretten finden Sie auch auf der Themenseite
1250 Jahre Bretten.

Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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