Das wohlhabende Bürgertum
Die Patrizier führen höfische und galante Tänze auf
Bretten (kuna) Die Patrizier repräsentieren auf dem Peter-und-Paul-Fest das wohlhabende Bürgertum. Ein Patriziat gab es in diesem Sinne in Bretten um 1504 nicht, wie es von Städten wie Nürnberg, Augsburg oder Köln bekannt ist. Die städtische Oberschicht setzte sich vielmehr aus reichen Kaufleuten und angesehenen Handwerkern zusammen. Mit ihrem Einfluss spielten sie in Bretten eine wichtige Rolle, nicht zuletzt bei der Schlacht um Brettheim, wo sie durch die Bezahlung der Landsknechte die Meuterei abwendeten und somit einen entscheidenden Beitrag zum Ausgang des Kampfes leisteten.
Teures Brokat, Samt und Schmuck
Als im Jahr 1950 das erste Peter-und-Paul-Fest nach dem Zweiten Weltkrieg stattfand, schlossen sich unter den „Patriziern“ Kaufleute, Freiberufler und Fabrikanten zusammen, allesamt in schönen Kleidern, möglichst historisch getreu. Von Jahr zu Jahr verfeinerten sie ihre Kleidung, mit zunehmender Kenntnis näherte man sich der Mode von 1504 an. Teures Brokat, Samt und Schmuck wurden unerlässlich für das historische Gewand, das von den Mitgliedern oftmals an die nächste Generation weitervererbt wurde. Als Maßstab für das äußere Erscheinungsbild dienten den Patriziern historische Adelsbilder. Doch die strenge Kleiderordnung, die im Mittelalter und in der Renaissance herrschte, wurde bei der historischen Darstellung durch die Gruppe oftmals missachtet.
Standesgemäße Tänze auf dem Marktplatz
Mit ihren vornehmen und aufwändig geschneiderten Gewändern waren die Patrizier zunächst nur beim Umzug des Peter-und-Paul-Festes vertreten. Doch die Aktivitäten der anderen Gruppen reizte einen Teil von ihnen, sich auch darüber hinaus auf dem Fest einzubringen. So sind die Patrizier beispielsweise bei der Schlacht um Brettheim vertreten, bei der sie die Söldner freikaufen, bei der Huldigung vor dem Vertreter des Kurfürsten oder während der Musterung der Landsknechte. Vom großen Erfolg der mittelalterlichen Tänze auf dem Kirchplatz und der Bauerntänze inspiriert, entstand außerdem die Idee, ebenfalls Tänze – natürlich in standesgemäßer Gewandung – aufzuführen. Ein Bauerntanz durfte es also nicht sein! Zum Vorbild nahm man sich deshalb unterschiedliche Tänze, die an europäischen Höfen entstanden waren. Die Zeit um 1504 war eine Zeit des Übergangs vom Mittelalter zur Renaissance, weshalb sich auch Musik und Tanz veränderten. Überwiegend handelt es sich bei den Tänzen der Patrizier um Pavane als Reihen- und Rundtanz. Mit ihren Tanzschritten wagt sich die Gruppe auf Bühnen in Bretten und Umgebung. Beim Peter-und-Paul-Fest sind sie vor allem auf dem Marktplatz vertreten. In den letzten 25 Jahren waren sie in ihrer eleganten Gewandung aber auch auf rund 40 Tanzauftritten in benachbarten und auch entfernteren Mittelalterfesten. Übrigens war auch Herzog Ulrich, der mit seinem Heer 1504 die Stadt Bretten belagert hat, ein begeisterter Tänzer!
Mehr zum Peter-und-Paul-Fest lesen Sie auf unserer Themenseite.
Autor:Kathrin Kuna aus Bretten |
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