Ohne Bürgerwehr kein Peter-und-Paul-Fest
Die wehrhaften Bürger von Bretten
Bretten (kuna) Das Peter-und-Paul-Fest ist untrennbar mit der Geschichte der Bürgerwehr der Stadt Bretten verbunden. Älteren Bürgern werden die Feierlichkeiten noch als Schützenfest und weniger als mittelalterliches Treiben bekannt sein.
Ursprung in der Tradition des Freischießens
Die prunkvollen Uniformen der Bürgerwehr gehen auf die Zeit des Biedermeier zurück. 1824 verlieh der Großherzog Ludwig zu Baden die „Statuten für das uniformirte Bürger Militair zu Fuß in Bretten“. In diesen ist das napoleonische Erscheinungsbild festgeschrieben, darunter der grüne Uniformrock, die weißen Leinenhosen und die schwarzen Schuhe. Die Statuten schreiben ebenfalls das Gedenken an das Jahr 1504 vor, in dem die siegreiche Abwehr der Belagerung durch Herzog Ulrich von Württemberg stattgefunden hat. Diese Feierlichkeit begeht die Brettener Bürgerwehr seit jeher mit der Tradition des Freischießens. Das Freischießen wurde einige Jahrhunderte zuvor ins Leben gerufen. Es diente dazu, den männlichen Bürgern den Umgang mit Waffen nahezubringen. Schließlich war es ihre Pflicht, die Stadt vor Angriffen schützen zu können. Da Bewaffnung teuer war, stellte die Stadt jedem Mann zu Übungszwecken drei Schüsse.
Historische Abteilung des KKS
Nach der Niederschlagung der Badischen Revolution von 1848/49 wurden fast alle Bürgerwehren in ganz Baden verboten. Das Peter-und-Paul-Fest feierte man in den nächsten Jahrzehnten als Kinderfest mit Volksbelustigung, allerdings nur unregelmäßig. Die „Wiedergeburt“ der Brettener Bürgerwehr erfolgte erst einige Zeit später, im Jahr 1924, als der Kleinkaliber-Schützenverein (KKS) eine historische Abteilung ins Leben gerufen hat. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren es diese Männer, die die Initiative ergriffen und die amerikanische Militärregierung davon überzeugen konnten, 1950 wieder ein Peter-und-Paul-Fest feiern zu dürfen – wenn auch zunächst drei Jahre ohne Waffen.
Eingetragener Verein seit 1972
Seit den 50er Jahren findet das Peter-und-Paul-Fest immer mehr Zulauf. Auch die Bürgerwehr erweiterte sich um eine Abteilung, als 1953 acht Männer den Spielmannszug gründeten, der für die musikalische Begleitung zuständig ist. Nach dem großen Landestreffen im Jahr 1967 anlässlich der 1200-Jahr-Feier der Stadt Bretten, bei dem Bürgerwehren aus ganz Baden in Bretten zusammentrafen, fasste die Vereinigung Alt-Brettheim den Beschluss, das mittelalterliche Treiben des Festes zu erweitern. In den Folgejahren wurde auch die historische Bürgerwehr eigenständiger, bis sie sich schließlich vom KKS lossagte, der sich nunmehr den sportlichen Schießwettkämpfen widmete. Die traditionsbewussten Mitglieder beschlossen 1972, einen eigenen Verein zu gründen. Als Vereinsheim dient seitdem das ehemalige Pfadfinderheim, das die Stadt der Bürgerwehr überlassen hat. Es musste zunächst in Eigenleistung saniert werden.
Erinnerung an eine siegreiche Historie
In ihrer heutigen Form besteht die Bürgerwehr aus Spielmannszug, Infanterie und Artillerie. Bei besonderen Anlässen – wie dem Peter-und-Paul-Fest – unterstützt die Stadtkapelle Bretten den Spielmannszug, die dann gemeinsam den Musikzug bilden. Mit ihrem schneidigen Äußeren und der historischen Marschmusik erinnert die Bürgerwehr an die siegreiche Historie der wehrhaften Bürger von Bretten. Ein besonderes Highlight ist der Große Zapfenstreich, der dieses Jahr zum zweiten Mal, bereichert um 24 Fackelträger aus den mittelalterlichen Gruppen, am Simmelturm stattfinden wird.
Mehr zum Peter-und-Paul-Fest lesen Sie auf unserer großen Themenseite.
Autor:Kathrin Kuna aus Bretten |
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