Hochwasser in der Region: So packten die Anwohner die Aufräumarbeiten an

Diese Frauen-Gruppe bewahrte sich auch trotz der anstrengenden Aufräumarbeiten gute Laune.
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  • Diese Frauen-Gruppe bewahrte sich auch trotz der anstrengenden Aufräumarbeiten gute Laune.
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Wenig Schlaf, körperlich anstrengende Aufräumarbeiten und zu trocknen beginnender Schlamm, der immer stärker riecht – das ist die Bilanz der betroffenen Anwohner in den vom starken Regen der letzten Nacht betroffenen Gebieten. Jetzt geht es darum, die Schäden zu beseitigen und Schimmel in den Häusern vorzubeugen.

Hochwasser in Ruit

Blieb Ruit 2015 vom Hochwasser weitestgehend verschont, traf es nun vor allem die Anwohner An der Salzach und den umliegenden Straßen. Zwei Flutwellen, von der Bauschlotter Straße kommend, überschwemmten die Straßen. „Es ging ganz schnell“, berichtet ein Anwohner des Auwiesenweges. In wenigen Minuten liefen Keller, Wasch- und Heizungsraum zwischen zehn und 20 Centimeter hoch mit Wasser voll. „Ich habe gerade erst letzte Woche den Keller frisch gestrichen“, so der Anwohner weiter. Sein Schaden halte sich aber in Grenzen.

Nachbar Dieter Geudis hat allerdings noch keinen Überblick über die Schulden. Er ist immer noch mit Schaufel und Hochdruckwasserstrahler damit beschäftigt, den Hof vom Schlamm zu befreien. „Es gab einen Erdrutsch und die ganze Erde wurde mit gespült“, erklärt er.

Vor Ort packen viele Nachbarn und Ortsvorsteher Aaron Treut kräftig mit an. Das letzte Mal, erinnert sich ein weiterer Anhwohner, habe es Ruit 1969 so schlimm getroffen, als die Salzach über die Ufer trat. Allerdings sei damals kein Schlamm mit gespült worden.

Im Enzkreis traf es besonders Ölbronn

In Ölbronn hat es vor allem das Oberdorf erwischt. Der Hauptschwerpunkt lag am Bahnhöfle, wo sogar einige Leute per Boot evakuiert werden mussten. An der tiefsten Stelle sei eine Wasserhöhe von 2,60 Meter gemessen worden, berichtet Kommandant Jürgen Braun von der Feuerwehr Ölbronn-Dürrn, die am Mittwoch, 8. Mai, um 18 Uhr zunächst wegen eines Blitzeinschlages in einer Scheune alarmiert wurde. Schließlich kamen auch die Feuerwehren aus Ötisheim und Knittlingen, das Deutsche Rote Kreuz und das Technische Hilfswerk Pforzheim zur Hilfe, sodass etwa 165 Einsatzkräfte bis 3 Uhr morgens vor Ort waren. 40 bis 50 Keller mussten abgepumpt oder gesichert werden.

Waldemar Lampert, Anwohner an der Dürrner Straße, war nicht zuhause, als der Regen einsetzte. „Ich habe aber schon geahnt, was mich erwartet“, berichtet der Betroffene, dem das Wasser ins Erdgeschoss seines Hauses gelaufen war und einen Stand von etwa einem Meter erreichte. Der Boden müsse nun komplett erneuert werden. 20.000 Euro Schaden, so schätzt er, hätten Schlamm und Wasser hinterlassen. Er sei zum Glück aber versichert. Vier bis sechs Wochen Arbeit lägen jetzt noch vor ihm.

Auch in der Talstraße haben die Anwohner so gut wie kein Auge zugetan und waren die ganze Nacht mit Aufräumarbeiten beschäftigt. An einem Wohnhaus musste die Garagentür eingerissen werden, vor einem anderen schwamm die Bio-Tonne auf und davon. Sogar Exkremente sollen aus der Kanalisation auf die Straße gespült worden seien, berichtet eine Anwohnerin. Der Schlamm aber, darin sind sich alle Betroffenen einig, ist die fatalste Begleiterscheinung des Hochwassers. Der modrige Geruch ist schon auf der Straße deutlich wahrnehmbar. In den Häusern kriecht er in jede Ecke und lässt sich nur sehr mühsam wegputzen.

Erste Vorbeugemaßnahmen gegen Schimmel treffen

Das andere Problem ist die Feuchtigkeit. Diese kann schnell Schimmel hervorrufen. Daran erinnert Mark Patrick Tessmer, neuer Besitzer des Rotenberger Hofes und Geschäftsführer der Firma Aslo Sanierung GmbH aus Neulingen, der bei den Aufräumarbeiten vor Ort ist. „Wer jetzt meint, das es von allein trocknet, hat in fünf Tagen Schimmel“, warnt der Fachmann. Er wird am heutigen Donnerstag, 9. Mai, im Ortschaftsrat Rede und Antwort stehen. Bis zu 150 Trocknungsgeräte und 250 Helfer hat er organisieren können. Das Unternehmen für Vollschadensmanagement übernimmt aber auch die Schadensmeldung und die –dokumentation für die Versicherung sowie bei Bedarf auch die Räumung oder gar den Abbruch von Häusern. Betroffene können sich unter Telefon 07237/485140 melden. Am Wochenende ist unter dieser Nummer ebenfalls der Notdienst zu erreichen.

Schnelle Hilfe unter Nachbarn

Mit seinem Unglück wurde jedoch keiner der angetroffenen Anwohner allein gelassen. Alle berichten über engagierte und vor allem schnelle Hilfe aus der Nachbarschafft. „Ich weiß gar nicht, wie ich den Helfern danken soll“, sagt Dieter Geudis, „Da muss ich mir noch etwas einfallen lassen“.

Auch in Dürrn ist man sehr dankbar. „Wir möchten uns bei der SG Ölbronn-Dürrn und der Feuerwehr bedanken“, sagen die Einwohner der Dürrner Straße, „Die Spielgemeinschaft ist nicht nur Meister der Kreisklasse A1 Pforzheim, sondern auch Meister im Helfen!“

Autor:

Wiebke Hagemann aus Bretten

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