Interview mit Bernhard Brenner, Leiter des Polizeireviers in Bretten, zum Peter-und-Paul-Fest
„Mit welchem Engagement und mit welcher Professionalität gearbeitet wird, macht mich ziemlich stolz“

Bernhard Brenner: „Mit welchem Engagement und mit welcher Professionalität gearbeitet wird, macht mich ziemlich stolz.“ | Foto: Privat
  • Bernhard Brenner: „Mit welchem Engagement und mit welcher Professionalität gearbeitet wird, macht mich ziemlich stolz.“
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Herr Brenner, welche Erkenntnisse haben Sie aus dem letzten Peter-und-Paul-Fest gewonnen?
Zunächst die gute Nachricht: Wir sind uns sicher, dass unser Einsatzkonzept der letzten Jahre, also sichtbare Polizeipräsenz und frühe, deutliche Ansprachen von Störenfrieden und Trunkenbolden durch unsere Einsatzkräfte sich wieder bestens bewährt hat. Es gab – mit Ausnahme einer Schlägerei im Festzelt – keine größeren Gewaltexzesse. Hier hatte der Festwirt keinen eigenen Sicherheitsdienst engagiert. Wir führen nach allen größeren Polizeieinsätzen grundsätzlich mit allen Beteiligten Nachbesprechungen durch, analysieren bis ins Detail und passen unser Einsatzkonzept an neue Erfahrungen und Erkenntnisse an. Das Fest war 2018 so gut besucht schon wie lange nicht mehr, in manchen Gassen schoben sich die Leute zentimeterweise durch. Das stellt für uns eine große Herausforderung dar, denn grundsätzlich habe ich eine Zielvorgabe formuliert, dass wir an jedem Ort des Festes innerhalb einer bestimmten Zeit intervenieren können, wenn es erforderlich sein sollte. Es geht auch darum, den Rettungsdienst bei medizinischen Problemen so schnell wie möglich an den Ort des Geschehens zu bringen. Die logische Konsequenz ist, dass wir hier 2019 zusammen mit dem Veranstalter was tun mussten.

Werden Sie die Polizeistärke in diesem Jahr erhöhen?
Gerade bei Großveranstaltungen in dieser Größenordnung muss unser Kräftekonzept von Jahr zu Jahr angepasst werden. Wir erwarten wieder ein gut besuchtes Fest, es gibt in der Umgebung keine größeren Konkurrenzveranstaltungen und es findet auch keine Weltmeisterschaft statt. Wir denken momentan daher tatsächlich über mehr Beamtinnen und Beamte nach, um auch bei einem – wenn auch sehr unwahrscheinlichen – Krisenfall optimal handlungsfähig zu sein.

Was macht Ihnen grundsätzlich die meisten Probleme?
Glücklicherweise hatte ich im Rahmen unseres Einsatzmanagements bisher noch keine ernsthaften Probleme zu bewältigen, ich spreche da lieber von großen Herausforderungen. Und es ist schon eine Herausforderung, alle wesentlichen Risiken einer solchen Großveranstaltung im Blick zu haben und entsprechende Vorbereitungen zu treffen oder zu initiieren. Glücklicherweise bin ich hier nicht alleine unterwegs, sondern kann mich auf meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter voll und ganz verlassen. Mit welchem Engagement und mit welcher Professionalität hier gearbeitet wird, macht mich schon ziemlich stolz. Das gilt im Übrigen – das möchte ich ausdrücklich betonen – auch für unsere Rettungsdienste und unsere Freiwillige Feuerwehr.

Was wird getan, wenn sich zu viele Menschen auf einem Platz befinden und eine Überfüllung droht?
Wie gesagt, war es im vergangenen Jahr insbesondere in der Werkhausgasse und am Seedamm so voll wie schon lange nicht mehr. Es ist logischerweise nicht besonders sinnvoll, stark frequentierte Gassen einfach mit Absperrmaterial zu blockieren, weil das erst recht zu gefährlichen Situationen führen kann. Wir müssen deshalb bei drohender Überfüllung geschultes Personal so positionieren, dass die Besucherströme gelenkt werden können und die Menschen auch ruhig und direkt angesprochen werden können. Eine andere Möglichkeit sehe ich momentan nicht, denn unser Peter-und-Paul-Fest ist kein übersichtliches Festivalgelände, sondern ein mittelalterliches Fest in einer historischen Altstadt mit vielen Gassen und Winkeln.

Welche Rolle spielt die Technologie bei Sicherheitskonzepten dieser Größe?
Ständige Kommunikation und das „Leben in der Lage“, also während des Einsatzes immer „auf Ballhöhe“ zu sein ist entscheidend für den Erfolg. Ich bin daher froh, dass wir auf unseren modernen und ausfallsicheren Digitalfunk zurückgreifen können. Unsere Einsatzkräfte sind heute auch mit sogenannten „Bodycams“, also Kameras ausgestattet, die begangene Straftaten beweissicher aufzeichnen können. Ich gehe davon aus, dass diese ihre präventive Wirkung auch auf dem Fest entfalten werden.
In diesem Jahr möchten wir auch erstmals versuchen, eine sogenannte „Drohne“ mit Live-Bildübertragung der Besucherströme einzusetzen. Ich möchte das aber nicht überbewerten: Ob die entsprechenden Voraussetzungen dafür gegeben sind, werden wir vor dem Festwochenende zunächst testen. Wir dürfen uns der modernen Technik nicht verschließen, sondern müssen sie sinnvoll nutzen.

Bis zum Peter-und-Paul-Fest 2021 soll die Sporgasse bebaut werden, der Rummel müsste dann weichen. Welche Herausforderungen würden anstehen, wenn das Volksfest in Zukunft vor und hinter dem Technischen Rathaus stattfände?
Genaue Planungen können hier von unserer Seite noch nicht erfolgen, weil ich noch keine Informationen habe, wann in der Sporgasse der erste Spatenstich stattfindet und ob beziehungsweise wo das Volksfest dann aufgebaut werden soll. Aber wir sind sehr gut darin, uns auf ändernde Situationen einzustellen.

Wie läuft die Absprache, hinter den Kulissen, mit dem Veranstalter ab?
Vor und nach dem Fest finden ausführliche und verbindliche Besprechungen im großen und im kleinen Kreis statt. Wir arbeiten sehr vertrauensvoll zusammen, das ist nach meiner Auffassung die allerwichtigste Voraussetzung, wenn man gemeinsame Ziele erreichen möchte. Wir haben mit der Vorstandschaft der VAB und mit allen Engagierten eine sehr offene und sympathische Gruppe als Partner und es macht mir viel Spaß, mit denen zusammenzuarbeiten. Wir befinden uns das ganze Jahr über im ständigen Austausch.

Werden die Lager vom Polizeirevier eingewiesen, bevor es losgeht?
Ich habe am 5. Juni die zahlreichen Verantwortlichen in der Vogtey kurz über unser polizeiliches Konzept informiert und dabei betont, dass man bei aller Freude und Feierlaune auch immer einen gewissen Blick auf mögliche Risiken und Gefahrensituationen haben sollte. Ich finde diese kurzen Hinweise sehr wichtig, einerseits, um eine gewisse Sensibilisierung herzustellen, andererseits aber auch, um für Vertrauen in die Sicherheitsarbeit zu werben und uns in jedem Fall anzurufen, wenn was Verdächtiges beobachtet wird.

Wenn alles gut läuft – wie erleben Sie und Ihre Polizeibeamten das Fest? Gibt es Momente in denen Sie das Fest genießen können?

Wenn so wie in den vergangenen Jahren alles planmäßig und ohne größere Zwischenfälle verläuft, können wir das Fest tatsächlich auch genießen, obwohl wir fast durchgehend im Dienst sind. Wir erfahren aus der Bevölkerung für unsere Arbeit eine große Wertschätzung, meine Kolleginnen und Kollegen werden bei ihren Patrouillen häufig darauf angesprochen, wie wichtig ihre Arbeit empfunden wird und ich bekomme ausschließlich positives Feedback, das kommt wirklich unglaublich gut an. Ohne Zweifel hat man aber durchgehend eine gewisse professionelle Anspannung, die auch gut und wichtig ist und die die Sinne schärft. Und es ist nichts Neues wenn ich sage: Die vier Tage werden wieder wie im Flug vergehen und die Vorbereitungen für 2020 fangen am Dienstag nach dem Fest an.

Mehr zum Peter-und-Paul-Fest lesen Sie auf unserer großen Themenseite.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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