Peter-und-Paul-Samstag 2018: Selbstbewusste Marketenderinnen bei Albrecht Schedels Fähnlein
Beim Zug der Landsknechte laufen sie laut trommelnd an der Spitze, im Lager sorgen sie für das leibliche Wohl und auch beim Peter-und-Paul-Festumzug am Sonntag sind sie unverzichtbar – die Marketenderinnen in Albrecht Schedels Fähnlein haben ihren mittelalterlichen Vorbildern manches voraus.
BRETTEN (ch) Am Samstagnachmittag ist es hochsommerlich heiß im festlichen Bretten, doch im Lager von Albrecht Schedels Fähnlein hinter der Stiftskirche lässt es sich gut aushalten. Unter schattigen Bäumen sitzen die Landsknechte und ihre Frauen an grob gezimmerten Holztischen beieinander und stärken sich für die bevorstehenden Einsätze. Dabei kommt auch manch Überraschendes zur Sprache.
Weiblicher Beitrag damals „nichts wert“
Von den 47 aktiven Mitgliedern sind etwa die Hälfte Frauen, berichtet der erste Vorstand Jörg Herrmann. Als historische Gruppe gibt es Albrecht Schedels Fähnlein seit 1990, zwei Jahre später ließ man sich im Vereinsregister eintragen. Auch vor 500 Jahren lag der weibliche Anteil im Tross der mittelalterlichen Söldnertruppen, denn um eine solche handelt es sich bei Albrecht Schedels Fähnlein, „nicht unter 30 Prozent“, weiß Chris Backhaus, Hauptmann und zweiter Vorstand. „Nur dass der weibliche Anteil damals nichts wert war“, wirft Marketenderin Petra ein. „In der Geschichte sieht man immer nur die Landsknechte.“
Heute machen Frauen „ganz wichtigen Job“
Das ist heute anders. Im Verein weiß man den weiblichen Beitrag zu schätzen. Im Lager sorgen die Frauen dafür, dass historisch korrekt getafelt wird. Statt Kartoffeln oder Tomaten, die es damals in Brettheim noch nicht gab, tischen sie beispielsweise Hirsebrei oder Brot auf. Auch die Gewänder sind nach historischen Vorlagen gefertigt, bestätigt Jörg Herrmann. Aber die Damen kochen und schneidern nicht nur, sie haben laut Marketenderin Petra auch während des Festumzugs einen „ganz wichtigen Job“. Wenn bei praller Sonne die Männer in ihren vor Hitze fast glühenden Rüstungen schwitzen, sorgen die Frauen ständig für den Flüssigkeitsnachschub. „Unsere Schedel-Mädels laufen den Umzugsweg nicht nur einmal, sondern gleich fünf Mal, um Wasser zu holen“, sagt anerkennend Chris Backhaus.
Alle Fotos: ch
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Autor:Chris Heinemann aus Bretten |
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