Altstadtrettung Bretten
Von wegen Altstadtrettung kostet nur: Investor findet Böcklehaus

Links das Böcklehaus, rechts daneben die beiden abzubrechenden Häuser.  | Foto: C. Retsch
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  • Links das Böcklehaus, rechts daneben die beiden abzubrechenden Häuser.
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Überraschung! Das Böcklehaus ist plötzlich doch erhaltenswert!
Jedenfalls sehen das außer der Altstadtrettung ein Investor und ein erfahrener Architekt so. Gestern Abend stimmte der Gemeinderat der Stadt Bretten EINSTIMMIG für deren Angebot einer Sanierung des Eck-Fachwerkhauses, dessen älteste Gebäudeteile aus dem Mittelalter stammen.

Wir haben genau diese Option in den vergangenen Wochen entgegen plumper Stimmungsmache mehrfach gefordert: Den Verkauf des Böcklehauses an private Investoren - mit Sanierungsauflagen.

Nun ist es sogar noch besser für die Stadt gekommen. Die gestern auf den Weg gebrachte Lösung sieht vor, das gesamte Areal (Weißhofer Str. 33-35) auf Erbpachtbasis dem Investor Kai Uwe Feldengut zu überlassen. Das heißt, der Baugrund bleibt im Besitz der Stadt. Es fließen sogar dauerhaft Pacht-Einnahmen in den städtischen Haushalt.

Die erste Planung des Investors sieht Sanierungs- Abriss- und Neubaumaßnahmen vor. Die Vermietung bzw. der Verkauf von Räumlichkeiten in den Neubauten soll die Sanierung des Böcklehauses refinanzieren. Der nun angenommene Entwurf findet sich hier (Variante 2a). Die weitere planerische Ausarbeitung übernimmt das Architekturbüro wwz GmbH Bretten. In den Prämissen des derzeit in Arbeit befindlichen Vertragswerks wird unter anderem als zentraler Punkt der Erhalt und die Sanierung des Böcklehauses und der zugehörigen Kellergewölbe festgeschrieben. 

Die ehemalige Backstube sowie die Wohnhäuser Nr. 35 und 37 sollen abgerissen werden. Letztere sollen durch "dem Stadtbild angepasste Neubauten" ersetzt werden. Zudem soll der nördliche Bereich des Areals in der Kurve der Sporgasse durch Wohngebäude überbaut werden.

Wie sieht die Altstadtrettung diese Lösung?

Die in Aussicht stehende Lösung stellt für uns einen Kompromiss dar. Zwei Häuser werden schließlich abgerissen. Wie Herr Knecht (CDU) uns Altstadretter*innen im Gemeinderat gestern Abend in den Mund legte, wollen wir schließlich den städtischen Haushalt immer nur unflätig damit belasten, "JEDEN alten Balken" zu erhalten.
Spaß beiseite. Wir ignorieren mal die unqualifizierten Seitenhiebe der letztlich doch Umgestimmten. Wir können wie die meisten Bürger rechnen und wissen daher, dass Abrisskosten und Neugestaltung der Verkehrsfläche Millionen gekostet hätten. Jetzt kostet das Böckle die Stadt nichts mehr, wird ein Hingucker und spielt über die Erbpacht sogar dauerhaft Gelder in die Haushaltskasse. Wer hierzu noch mathematische Fragen hat, darf sich wie immer gerne melden. Nichts desto trotz freuen wir uns über die Zustimmung der CDU zur vorgelegten Lösung. 

Aus unserer Begehung mit Fachleuten sind einige wissenschaftliche Erkenntnisse und Gestaltungswünsche unsererseits aufgekommen. Beispielsweise stammt der abzubrechende Keller unter Nr. 35 wohl aus dem Mittelalter. Vielleicht kann er erhalten werden? Zudem verlief die Stadtmauer entlang der Westwand der abzubrechenden Backstube. Vielleicht stecken noch Reste im heutigen Mauerwerk?
Wir haben unsere Stellungnahme an die Stadtverwaltung adressiert und bemühen uns intensiv um Gespräche mit dem Investor Herrn Feldengut und dem Architekten Herrn Weiss. Im betreffenden Areal sind ebenso wie im Bereich des Sporgassenparkplatzes bei Abriss- und Tiefbauarbeiten archäologisch interessante Kulturdenkmäler zu schützen. Wir stehen hierzu im Austausch mit Gebietsreferenten der archäologischen Denkmalpflege.

Wir behalten das Thema im Auge. 

Danke an alle, die zu diesem Kompromiss beigetragen haben. Es entsteht eine schöne, neue, lebenswerte Ecke in der Altstadt. Alt und Neu respektvoll nebeneinander.

www.altstadrettung.de

Autor:

Matthias Goll aus Bretten

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