Ferienprogramm der Brettener Woche
Wo kommt eigentlich der Apfelsaft her?
Bretten-Neibsheim (ger) "Nach dem Schnitt muss man den Hut durch den Baum werfen können" oder "Ein Meter vierzig reichen - zum Runterfallen", mit solchen markanten Sätzen wusste Thomas Hauck, Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins (OGV) Neibsheim, seine Zuhörer kurzweilig zu unterhalten und detailreich zu informieren. Beim Rundgang über Streuobstwiesen erfuhren die Leserinnen und Leser, die am Ferienprogramm der Brettener Woche teilnahmen, so manches Neue. Und das, obwohl sich die meisten von ihnen als versierte Kenner des Metiers erwiesen.
"Nicht gegen den Baum schneiden"
Im neu angelegten Schaugarten rund um das "Hasenheim", so der Spitzname des Domizils des Kleintierzuchtvereins, mit der der OGV seit Haucks Vorstandschaft eine fruchtbare Kooperation pflegt, startete die Exkursion. Dort stehen frisch gepflanzte Hoch- und Halbstämme, aber auch Säulen- und Spalierobst, wie es sich für wenig Platz oder direkt am Haus anbietet. Hauck erläuterte den Oeschbergschnitt, den der als "Remstal-Rebell" bekannte Obstbauer Helmut Palmer einst aus der Schweiz nach Baden-Württemberg brachte. "Wichtig ist auf alle Fälle, nicht gegen den Baum zu schneiden", betonte er. Die Winter- und Sommerschnittkurse des OGV wie auch der so genannte Juni-Riss gebe allen Interessierten praktische Einblicke. Man könne Bäume aber das ganze Jahr über schneiden, merkte der Fachwart für Obst- und Gartenbau an, vorausgesetzt man habe einen guten Grund dafür.
Totholz ist Lebensraum
Auf den Wiesen sahen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann unterschiedlichste Schnittweisen. Hauck wusste auch bei offenkundig vernachlässigten Obstbäumen gute Tipps zum Erhalt. Insektensterben und Klimawandel kamen ebenfalls zur Sprache. Werden die Wiesen zweimal im Jahr gemäht und das Schnittgut entfernt, führe das zu Blütenpracht, denn nur so kämen die Blumen durch. Aufgrund der Trockenheit der letzten Jahre abgestorbene Exemplare solle man ruhig erstmal stehen lassen. "Die sind Lebensraum für viele Tiere." Und es gebe inzwischen viele Obstsorten auf klimaverträglichen Unterlagen, die mit den neuen Bedingungen besser zurecht kämen.
Nach zwei Stunden Fachsimpeleien bei schweißtreibendem Sonnenschein gähnte Haucks junger Jagdhund herzhaft. "Der ist müde und hat Durst", verkündete sein Herrchen. "Wie wir", ergänzte eine Teilnehmerin schmunzelnd. Und so versammelte sich die Gruppe zum Abschluss noch im Hasenheim, wo sie bei eigenem Apfelsaft und Most sowie selbst gebackenen Kuchen die gelungene Veranstaltung ausklingen ließ.
Autor:Katrin Gerweck aus Bretten |
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