Diplom-Ingenieur stellt Ideen für den zweiten Bauabschnitt auf der Sporgasse vor
"Areal in die Gartenschau miteinbeziehen"

So könnte die Bebauung des zweiten Abschnitts des Sporgassen-Areals in Bretten mit Amphitheater (4), Treppen zum "Plaza" (6) und Wohnbebauung (9) aussehen. Reinacher
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  • So könnte die Bebauung des zweiten Abschnitts des Sporgassen-Areals in Bretten mit Amphitheater (4), Treppen zum "Plaza" (6) und Wohnbebauung (9) aussehen. Reinacher
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Bretten (hk) Der Brettener Diplom-Ingenieur Werner Reinacher hat seine Vorstellungen zur Gestaltung des zweiten Bauabschnitts des Sporgassenareals in einem exklusiven Gespräch in den Redaktionsräumen der Brettener Woche vorgestellt. Reinacher, der Städtebau in Karlsruhe studiert und seit über 50 Jahren ein Planungsbüro in Bretten hat, war in der Vergangenheit unter anderem am Bau der Gebäude für die Jugendmusikschule und die Stadtwerke in Bretten beteiligt gewesen. Er regt an, auf dem zweiten Bauabschnitt des Areals vorwiegend eine Wohnbebauung mit zusätzlichen Akzenten wie Amphitheater und Event-Flächen zu realisieren. Dadurch erhoffe er sich eine Belebung der Altstadt, hin zu einem reizvolleren Standort, von dem auch die Einzelhändler und die Gastronomie in der Weißhofer Galerie, auf dem Marktplatz und in der Fußgängerzone profitieren könnten. „Ich denke, dass nur durch mehr Einwohner in der Innenstadt eine Belebung zu erwarten ist“, so Reinacher überzeugt.

„Keine Verbesserung des medizinischen Angebotes“

Konkret schwebe ihm eine Wohnbebauung mit Eigentumswohnungen und Zwei-Familien-Häusern in Südlage mit begrünten Steildächern als Zentrum vor. Um diesen Kern soll sich dann das Sporgassen-Areal entfalten. In fünf Wohnhäusern und vier „Verbindungshäusern“ könnten laut Reinacher 150 bis 200 Menschen wohnen. Möglich wäre aus seiner Sicht in den Gebäuden auch die Ansiedelung von Büros, "aber keine Geschäfte, damit keine Konkurrenz zum bestehenden Einzelhandel entsteht", betont Reinacher. Mit Sorge habe er die Gemeinderatssitzung verfolgt, in der sich der Brettener Rat für die Bebauung der Sporgasse mit einem Dienstleistungszentrum mit Arztpraxen entschieden hatte (wir berichteten). Gegen das genehmigte Dienstleistungszentrum auf dem ersten Bauabschnitt habe er zwar grundsätzlich nichts einzuwenden, auch wenn er auf dem Platz eher für eine Wohnbebauung plädiere. Kritisch sieht Reinacher dagegen das Abwerben der Ärzte mit dem Ziel, sie auf die Sporgasse umzusiedeln: „Das ist keine Verbesserung des medizinischen Angebotes. Für mich ist das nicht in Ordnung, dass dorthin keine neuen Ärzte kommen.“

„Mir liegt an diesem Städtchen sehr viel“

Dem erfahrenen Stadtplaner stand bei der Erarbeitung seines Entwurfs der 25-jährige Joffre Portilla zur Seite. Portilla, geboren in Ecuador, hat 17 Jahre in New York gelebt und 2017 seinen Bachelor-Abschluss in Architekturtechnologie an der State University von Delhi in New York gemacht. Seit September 2020 lebt Portilla in Deutschland und arbeitet im Planungsbüro von Reinacher als Bauzeichner/Designer. Über die Zusammenarbeit, die durch einen privaten Kontakt entstanden ist, schätzt sich Reinacher sehr glücklich: „Als Architekt ist sein Können, meiner Meinung nach, außerordentlich.“ Reinachers Motivation, die zum Entstehen des Bauentwurfs beigetragen hat, beschreibt er selbst so: „Ich bin in Bretten geboren. Dadurch ist es für mich unheimlich wichtig, was hier passiert. Mir liegt an diesem Städtchen sehr viel.“ Es sei „äußerst wichtig“ das Areal, in einem Zug zu beplanen. „Man kann nicht hergehen und das Dienstleistungszentrum da hinstellen und alles Weitere danach planen“, findet er.

„Eine super Chance“ für Bretten

In seinem Bauentwurf ist die Fahrbahn auf der Sporgasse wie heute weiterhin zweispurig ausgebaut. Er gehe davon aus, dass der Verkehr langfristig gesehen aber weniger werde. In der von Reinacher geplanten Tiefgarage mit einer Parkebene und 150 bis 180 Parkplätzen sind Naturlicht-Öffnungen vorgesehen, die bei Events oder während des Wochenmarkts gedeckelt werden könnten. Als Event-Fläche ist der Platz vor der Wohnbebauung eingeplant. Mithilfe der Naturlicht-Öffnungen könnten, wie Reinacher erklärt, reizvolle Akzente entstehen, indem man Pflanzen durch sie hindurch wachsen lässt. Um die Höhendifferenz zwischen Sporgasse und Promenadenweg zu überwinden, ist ein öffentlicher Fahrstuhl vorgesehen. „Der Promenadenweg ist meiner Meinung nach viel zu trist. Den muss man auf jeden Fall, salopp gesagt, aufmotzen“, findet Reinacher. Vom Promenadenweg soll eine begrünte Treppe hinunter zur "Plaza", wie Portilla darlegt, führen. Entlang der Ost-Kante des Sporgassen-Areals, hin zum „Brühlgraben“, könne er sich offene Wasserläufe, angelehnt an die „Freiburger Bächle“ vorstellen. „Das wäre eine super Chance“, betont Reinacher.

Areal in die geplante Gartenschau miteinbeziehen

Eine Treppe würde dann entlang des Wasserlaufs zum Stadtpark hinaufführen. Zwischen Dienstleistungszentrum und Wohnbebauung könnte ein Amphitheater mit Bühne stehen. Der Blick zum Turm der St. Laurentiuskirche soll von der Spitalgasse aus frei bleiben. „Ich würde sogar so weit gehen und das ganze Areal in die geplante Gartenschau miteinbeziehen“, so Reinacher.

„Ich denke, ich habe einige gute Ideen“

Er hofft nun, dass sein Vorschlag zur Bebauung nicht einfach in der Schublade verschwindet. „Ich will eine Aufbruch-Stimmung erzeugen.“ Er verstehe seinen Vorschlag als Anstoß für eine weitere Debatte um das Sporgassen-Areal. Der Diplom-Ingenieur sei auch jederzeit bereit, seine Ideen dem Brettener Gemeinderat vorzutragen. Zudem erwarte er seitens der Stadtverwaltung einen Bebauungsplan für das Areal. "Ich verstehe nicht, wie für eine so große Fläche wie den Sporgassen-Parkplatz, mit riesigen Projekten und einem Bauvolumen von mehren Millionen Euro, ohne einen gültigen Bebauungsplan geplant wird." Aus diesem Grund erwarte er "viele rechtliche Einsprüche". Zu seinem Entwurf sagt er abschließend: „Ich denke, ich habe einige gute Ideen. Ich habe schon so viel in meinem Leben gebaut – und da will man natürlich, dass auch die Geburtsstadt schöner wird.“

So könnte die Bebauung des zweiten Abschnitts des Sporgassen-Areals in Bretten mit Amphitheater (4), Treppen zum "Plaza" (6) und Wohnbebauung (9) aussehen. Reinacher
Brettener Woche/kraichgau.news-Redakteurin Havva Keskin im Gespräch mit Werner Reinacher (rechts) und Joffre Portilla. | Foto: bea
Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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