Flüchtlinge: Atempause im Enzkreis

Gezielt gefördert werden in Darmsbach 23 Kinder im Grundschulalter und weitere 18 im Kindergartenalter, wie die Kreisräte erfuhren. | Foto: enz
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Der Kreistag hat sich über den Stand der Flüchtlingsarbeit informiert. Trotz einer kurzen Verschnaufspause in der Flüchtlingskrise sollen die Strategien für die Betreuung weiter ausgebaut werden.

Enzkreis (pm) Die Flüchtlingskrise verlangt auch den Gemeinden des Enzkreises vieles ab. Die Errichtung von Notunterkünften, die Betreuung sowie die Integration der Flüchtlinge sind nicht immer einfach und verlangen neben Fingerspitzengefühl auch viel Engagement und Einsatz. Als dann die Flüchtlingszahlen zurückgingen, gab es auch für den Enzkreis eine erste Atempause. „Bis Ende Juni wird der Enzkreis voraussichtlich keine neuen Flüchtlinge zugewiesen bekommen“, lautet die Prognose von Wolfgang Herz, Erster Landesbeamter und für die Unterbringung der Asylbewerber zuständig. Herz warnte jedoch gleichzeitig davor, davon auszugehen, dass der Zuzug dauerhaft gestoppt sei. Dem schlossen sich auch die Kreisräte an. Werner Henle, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, brachte dabei eine Sache auf den Punkt, die sich viele Kritiker der europäischen Flüchtlingspolitik auf die Fahnen geschrieben haben: „Diese Atempause wurde durch sehr viel Stacheldraht erkauft.“ Er spielt dabei unter anderem auf die Schließung der Balkanroute durch neu errichtete Grenzzäune an. Wie lange diese Atempause daher anhalten werde, sei völlig ungewiss. In der Vergangenheit war es an den neuen Grenzzäunen immer wieder zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und Flüchtlingen gekommen.

Viel erreicht, aber dennoch erst am Anfang

Wie sich die Lage entwickeln wird, könne seriös niemand vorhersagen, erklärte auch Herz. Dazu seien zu viele Unbekannte in der Rechnung. Allerdings korrigierte der Vize-Landrat die Prognose vom Ende des vergangenen Jahres deutlich nach unten: Damals war man für den Enzkreis noch von bis zu 6.500 Flüchtlingen ausgegangen. Nun rechnet Herz mit etwa 4.200 Menschen, die Ende 2016 in der Obhut des Kreises und der Gemeinden leben werden. Trotz dieser niedrigeren Zahl an Flüchtlingen ist sich der Kreistag auch über die anstehenden großen Aufgaben bewusst. So sei man sich im Klaren darüber, dass auf die Städte und Gemeinden nicht nur die Anschluss-Unterbringung, sondern auch die Schaffung von genügend Plätzen in Schulen und Kindertageseinrichtungen für Flüchtlingskinder zukomme. „Aber wir lassen unsere Kommunen dabei nicht alleine“, versprach Landrat Karl Röckinger. Ein Beispiel für die Enzkreis-Strategien zur Flüchtlingsbetreuung ist die Einrichtung von Flüchtlings-Koordinatoren bei den Gemeinden: „Sie sind die Ansprechpartner vor Ort, was sowohl für die Ehrenamtlichen als auch für die Bürger und die Flüchtlinge selbst schnelle und einfache Zugänge ermöglicht“, erklärte Sozialdezernentin Katja Kreeb.

Notunterkünfte besichtigt

Um sich auch selbst ein Bild von der Lage der schon im Enzkreis lebenden Flüchtlinge zu machen, besuchten die Abgeordneten unter anderem Unterkünfte in Keltern und in Remchingen. Dort, in einem früheren Firmengebäude im Ortsteil Darmsbach, unterhält der Enzkreis seine größte Notunterkunft: „Wir haben hier Platz für 300 Menschen“, erläuterte Kreeb. Aktuell leben 260 Flüchtlinge in der Darmsbacher Unterkunft. Mehr als ein Drittel von ihnen ist unter 18 Jahre alt. Evelyne Teschner-Klug, Grüne, schlug vor, diese Notunterkünfte nicht zurückzubauen, auch wenn die Flüchtlingszahlen aktuell sinken. Dieser Ansicht war auch Landrat Karl Röckinger: „Wir wollen die Belegung in den Notunterkünften reduzieren und die Situation dort dadurch entspannen“, sagte der Kreischef. „Wir sollten diese Verschnaufpause gut nutzen“, betonte auch Jochen Protzer (SPD). Die Kreisverwaltung habe die Situation in den vergangen Monaten sehr gut gemeistert, jetzt gelte es, das Erreichte zu konsolidieren.

Autor:

Kraichgau News aus Bretten

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