Gelder für Händler kommen nur teilweise an/Click & Collect als Chance
Hilfen für den Einzelhandel

Bretten/Region (bea/hk) "Click & Collect", zu Deutsch "anklicken und abholen", ist seit dieser Woche für den Einzelhandel wieder erlaubt. Seit 16. Dezember mussten viele Händler in Baden-Württemberg ihre Ladentüren schließen, durften jedoch einen Lieferservice anbieten. Gastronomen mussten ihre Betriebe bereits im November schließen. Diese Regelungen der Bundes- und Landesregierungen sorgten seitdem für enorme Umsatzeinbußen bei vielen Händlern. Im Gegenzug wurden seitens des Staates Milliardenhilfen angekündigt.

Noch nichts angekommen

Doch bei Peter Geisser, Juwelier aus Kürnbach, ist "noch nichts angekommen". Er wettert: "Es ist eine Frechheit, was sie mit uns machen, sie verarschen uns jeden Tag", so Geisser. Sein Lager sei seit Weihnachten voll und inzwischen wisse er wegen der ausbleibenden Kundschaft selbst nicht mehr, was er machen solle. "Das wissen die wenigsten."

Keine Hilfen angefordert

"Man sieht, dass das Konto schrumpft", berichtet Stephanie Kreiter, eine der drei Geschäftsführerinnen bei Blumen Jenner. Dennoch habe das Floristik- und Gärtnereiunternehmen mit drei Filialen in Bretten, Sulzfeld und Kraichtal-Gochsheim keine staatlichen finanziellen Hilfen angefordert. "Unser Steuerberater hat uns empfohlen, es nicht zu tun", so Kreiter. Zudem habe man so anderen Betrieben, denen es finanziell besonders schlecht gehe, den Vortritt lassen wollen. Einnahmen konnte sich das Unternehmen durch eine Umstellung erzielen: Die Ladengeschäfte wurden für die Kunden zwar geschlossen, doch das Personal ist in den "Werkstatt-Modus" übergegangen." Das heißt, dass Bestellungen entgegengenommen werden durften und diese per Lieferung zugestellt wurden. "Das war sehr aufwendig", weiß Kreiter aus Erfahrung.

Koordinierung kostet Zeit

"Besonders die Koordinierung hat sehr viel Zeit in Anspruch genommen, weil wir darauf achten mussten, die Lieferwege geschickt zusammenzustellen. Das war schon eine Herausforderung." Über ansprechende Bilder in den sozialen Medien haben die Geschäftsführerinnen ihre Kunden auf ihre Produkte aufmerksam gemacht. "So konnten sich unsere Kunden aus der Auswahl etwas aussuchen." Nun geht das Floristikgeschäft auch mit "Click & Collect" an den Start. "Außer, dass die Hygienemaßnahmen eingehalten werden müssen, gibt es für die Kunden nichts Besonderes zu beachten. Die Fülle an Produkten, die wir sonst anbieten, können wir natürlich nicht aufrechterhalten. Deshalb sind wir dankbar über Vorbestellungen", so die Geschäftsführerin.

Hilfen im Januar beantragen

Diese gab es bei Heike Böhm vom Brettener Modegeschäft Formvollendet lediglich sporadisch. Bislang habe sie noch keine Hilfen beantragt, auch weil ihr Steuerberater die Formulare für Dezember erst am 20. Dezember erhalten habe, erzählt sie. Für den Januar will sie in jedem Fall Hilfen beantragen, denn die allgemeine Stimmung sei nicht nur bei ihr, sondern auch bei den anderen Händlern schlecht. "Alle haben Angst um ihre Existenz." Doch will sie ihren Kopf nicht in den Sand stecken: "Ich hoffe darauf, dass die Leute jetzt Geld sparen und uns unterstützen, wenn wir wieder offen haben", sagt sie.

November- und Dezemberhilfen angekommen

Im Gasthaus "Zum Goldenen Lamm" in Königsbach-Stein dagegen hat Geschäftsführer Karol Kazimierczuk die staatlichen Hilfen in Anspruch genommen, zunächst die sogenannte "Stabilisierungshilfe Corona für das Hotel- und Gaststättengewerbe" des Landes Baden-Württemberg im Frühjahr 2020 und dann die "Corona November- und Dezemberhilfe" des Bundes, "von der wir bisher 10.000 Euro erhalten haben", erklärt Kazimierczuk. "Insgesamt sollten es 45.000 Euro sein – wir rechnen aber damit, dass wir den Rest noch bekommen werden", sagt der Geschäftsführer optimistisch. Als Gastronom habe man das Glück aber insofern auf seiner Seite gehabt, als dass man sich über Bestell-, Abhol- oder Lieferservice über Wasser halten konnte. "Und das ist unserer Erfahrung nach sehr gut angenommen worden", so Kazimierczuk und nennt ein Beispiel: Im ganzen November und Dezember habe das Gasthaus seinen Kunden Gänsebraten angeboten und sich kaum vor Bestellungen retten können. "So war unser 'Lamm'-Auto ständig mit gebratenen Gänsen unterwegs zu den Kunden."

Autor:

Beatrix Drescher aus Bretten

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