Erinnerungen an Vertreibung und Enteignung
Die Heimat kehrt zurück

- Der Viereckhof der Familie Hammer bei Waldetschlag im Böhmerwald, Foto um 1950
- Foto: Archiv Hammer
- hochgeladen von Thomas Lindemann
Konrad Hammer war vier Jahre alt, als er mit seinen Großeltern und Eltern im Juni 1946 den Bauernhof der Familie im Böhmerwald von heute auf morgen verlassen musste. Die Biografie des Bretteners ist kein Einzelschicksal. Geschichten von Migration, Flucht und Vertreibung beherrschen die Menschheitsgeschichte. Die Integration von rund 12 Millionen deutschen Heimatvertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg stellte Deutschland vor eine schier unlösbar erscheinende Aufgabe, die man heute durchaus als Erfolgsstory feiern kann. Die Vertriebenen waren Deutsche, kannten die Sprache, waren meist gut ausgebildet und dazu fleißig und motiviert. Sie bildeten ein wesentliches Element zum Aufbau der demokratischen Bundesrepublik. Willkommen waren die Neubürger jedoch oftmals nicht.
Seltenes, glückliches Ende
Die Geschichte der Familie von Konrad Hammer ist eine sehr persönliche Familiengeschichte von Flucht und Vertreibung mit einem seltenen, glücklichen Ende. Solche Geschichten prägten das deutsche Wirtschaftswunder, von dem wir immer noch profitieren, obwohl wir es manchmal nicht mehr spüren, weil es so selbstverständlich geworden ist. Die Familie fand eine neue Heimat in Sprantal. 1954 erfolgte der Umzug ins nahegelegene Bretten. 1956 begann Konrad Hammer eine Ausbildung zum Werkzeugmacher und bildete sich ab 1965 zum Werkzeugkonstrukteur weiter. Bis 1981 arbeitete er in einem Konstruktionsbüro in Bretten. 1972 heiratete er Maria. Mit zwei Töchtern folgte der Umzug ins Eigenheim in Bretten-Gölshausen. 1981 eröffnete er ein eigenes Konstruktionsbüro, das er bis 2004 betrieb.
Schreibs alles auf!
Oft wurde Konrad Hammer ermutigt, seine Erinnerungen für die Nachwelt festzuhalten, wobei ihn schließlich Wolfgang Stoll vom „Verein für Stadt- und Regionalgeschichte Bretten“ (VSRG) unterstützte. Die ungewöhnliche Geschichte der Familie Hammer, fast 50 Jahre nach ihrer Vertreibung den einstigen Familienbesitz, ihren „Viereckhof“, zurückzugewinnen, hat ihn fasziniert, und so initiierte er die Veröffentlichung dieser Erinnerungen als ein besonderes Zeitdokument in der Schriftenreihe des VSRG. Das 100-seitige Taschenbuch mit 86 überwiegend farbigen Fotos und Abbildungen ist für 12 Euro im Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-96308-263-4).
Autor:Thomas Lindemann aus Bretten |
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