Landwirtschaft gegen Artenvielfalt: Leserbrief zum Pestizidbericht des Naturschutzbundes Deutschland

„Das Braunkehlchen ist eines der Opfer intensiver Landwirtschaft.” G. Döppenschmitt
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  • hochgeladen von Christian Schweizer

Leserbrief zum Pestizidbericht des Naturschutzbundes Deutschland.

Ölbronn-Dürrn. Der Landwirtschaftsminister Peter Hauk stellt für unser Land ein Armutszeugnis dar. Er ist ja auch zu jung um zu wissen, wie artenreich sein Ländle vor sechs Jahrzehnten war. Aber man kann sich ja auch schlau machen und sich in der zur Verfügung stehenden Literatur informieren. Da gibt es zum Beispiel eine Bücherreihe „Die Vögel Baden-Württembergs“ von Jochen Hölzinger, einem der bedeutendsten Ornithologen im Lande. In Hölzingers Werken kann man erfahren, wieviele Vogelarten durch eine verfehlte Landwirtschaftspolitik inzwischen verloren gegangen sind. Gehen wir nur von den bodenbrütenden Arten aus, die durch Flurbereinigung, dieser Landschaftstöterin, und der vorverlegten Heumahd systematisch ausgerottet wurden. Da ich mich schon in den 1960er Jahren mit der Vogelwelt im nördlichen Enzkreis befasste, kann ich bezeugen, wie artenreich die damaligen Felder und Wiesen der Bauschlotter-Platte waren. Es ist heute kaum vorstellbar, was damals auf engstem Raum zu beobachten war. Man stolperte geradezu über Feldhase, Rebhuhn und Fasan.

"Eliminierung draußen, folgt Eliminierung in unseren Köpfen"

Die Wachtel, unser kleinster heimischer Hühnervogel, war zwar schwer zu entdecken, aber ihr Ruf war aus allen Richtungen zu vernehmen. Dieser markante Ruf, den ich heutzutage so sehr vermisse, ist inzwischen im Enzkreis verstummt. Das Braunkehlchen, ein kleiner Wiesenvogel, den die meisten von uns nie gesehen, von dem nur wenige gehört haben. Er ist dabei, aus dem Bewusstsein des Menschen zu verschwinden, weil er als Opfer der modernen Agrarwirtschaft in weiten Teilen der Bundesrepublik nicht mehr vorkommt. Der Eliminierung draußen, folgt die Eliminierung in unseren Köpfen. Im Enzkreis ist das Braunkehlchen nur noch auf dem Durchzug zu beobachten. Inzwischen haben wir auch einen Insektenschwund von über 70 Prozent. Es ist nicht zu leugnen, dass die Chemie in der Landwirtschaft dafür verantwortlich ist. Da der Mensch auch ein Teil der Natur ist, wird auch ihn diese chemische Keule nicht verschonen. Herr Hauk hat sich vor kurzem für seine Äußerungen entschuldigt, aber für seine Inkompetenz gibt es keine Entschuldigung.

Gerd Döppenschmitt
Natur und Artenschutz-Vereine „Lebendige Wiese“
Ölbronn-Dürrn

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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