Fehlerhafte Signalanlagen bei Ruit machen Anwohnern Angst / Oberbürgermeister und Ortsvorsteher fordern von Bahn schnelles Handeln
Latente Gefahr von der Bahnstrecke

Signal auf Grün - aber kann man ihm trauen? Laut einem Bericht des SWR-Fernsehens ist auf die Signalanlagen an der Bahnstrecke bei Ruit schon seit fünf Jahren  kein Verlass mehr. | Foto: ch
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  • Signal auf Grün - aber kann man ihm trauen? Laut einem Bericht des SWR-Fernsehens ist auf die Signalanlagen an der Bahnstrecke bei Ruit schon seit fünf Jahren kein Verlass mehr.
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BRETTEN (ch) Von mulmigen Gefühlen bis zu heller Empörung reichen die Reaktionen im Brettener Ortsteil Ruit über die am Mittwoch bekannt gewordenen Störungen an fünf Signalanlagen entlang der durch den Ort verlaufenden Bahnstrecke. Das SWR-Fernsehen hatte diese Woche aus einem Bescheid des Eisenbahnbundesamts (EBA) zitiert, wonach es im schlimmsten Fall "zu Zusammenstößen von Zügen mit den damit verbundenen Risiken für Leib und Leben" kommen könne. Besonders der Umstand, dass das Problem bereits seit fünf Jahren bekannt ist, aber laut EBA bis heute nicht vollständig behoben wurde, macht manche Einwohner fassungslos.

„Das wäre eine Katastrophe“

„Ich war echt erbost, dass man das schon jahrelang weiß, aber nichts gemacht hat“, sagt beispielsweise die Ruiter Kindergartenleiterin Sandra Gamer auf Nachfrage. Die gebürtige Ruiterin hat früher selbst in Sichtweite der Bahngleise gewohnt und kann sich gut „in die Leute hineinversetzen, die da wohnen.“ Zu diesen gehörte früher auch Helmut Scheuble. „Ich bin in einem Haus am Bahndamm groß geworden“, erzählt der Pensionär. „Da haben früher die Fensterscheiben gezittert, wenn ein Güterzug vorbeigefahren ist.“ Daran habe man sich gewöhnt. Aber dass bereits seit fünf Jahren fehlerhafte Signale die Sicherheit der direkt unterhalb des steilen Bahndamms wohnenden Bürger gefährden, das mache ihm doch „ein bissle Angst“: „Wenn ich mir ausmale, dass so ein Kesselwagen entgleist, das wäre eine Katstrophe.“

Sorgen der Betroffenen ernst nehmen

Das Hauptproblem ist für den früheren Lehrer aber, dass bis heute keine richtige Lösung erkennbar sei. Er vermisst eine klare Aussage der Bahn im Sinne von: „Problem erkannt, da wird schnellstens gehandelt, denn wir nehmen die Sorgen der betroffenen Ruiter Bürger ernst.“ Auch die Kindergartenleiterin erwartet von den Verantwortlichen „die schnellstmögliche Beseitigung“ der festgestellten Mängel: „Ich wünsche mir, dass nicht mehr geredet, sondern gehandelt wird.“ Im Übrigen geht Sandra Gamer, die auch Ortschaftsrätin ist, davon aus, dass die Gefahr von der Bahnstrecke auch in der letzten Ortschaftsratsitzung für dieses Jahr am 18. Dezember Thema sein wird.

Ortsvorsteher regt Sperrung an

Sorgen und Ängste hinsichtlich der Bahnstrecke bekommt jetzt auch der Ruiter Ortsvorsteher Aaron Treut vermehrt zu hören. „Wir haben ja viele Häuser und Gärten entlang der Bahnlinie noch aus der Zeit, bevor die Bahn gebaut wurde“, weiß Treut, der selbst in einem Haus direkt unterhalb der Gleise wohnt. Über das Verhalten der Bahn habe er nur den Kopf schütteln können: „Es geht um Gefahr für Leib und Leben und da wird einfach munter weitergefahren.“ Dass im schlimmsten Fall ein Zug ins Dorf stürzt, müsse unbedingt verhindert werden. Eigentlich, so Treut gegenüber der Brettener Woche/kraichgau.news, „müsste ein totaler Streckenstopp verhängt werden, bis die Gefahr beseitigt ist.“

OB verlangt Auskunft von Bahn

So weit will, zumindest im Augenblick, der Brettener Oberbürgermeister Martin Wolff nicht gehen, den Treut ebenso wie den Leiter des Amts für Technik und Umwelt, Karl Velte, nach eigenen Angaben umgehend über die SWR-Sendung informiert hat. Zu einer eventuellen Streckensperrung fehlten ihm momentan die Informationen, so der OB auf Nachfrage. Gleichwohl macht er kein Hehl daraus, dass auch er „bestürzt“ sei über die SWR-Enthüllungen. Seine Reaktion: Ein Schreiben an die Deutsche Bahn und an den Verkehrsminister „mit der Bitte um Unterstützung und schnellstmögliche Behebung“. „Die Bahn soll erklären, wann der Fehler behoben wird“, verlangt Wolff. Außerdem habe er kurzfristig um einen Termin gebeten.

Manuelle Signalsteuerung keine Dauerlösung

Dass die Strecke nach Informationen des Landesverkehrsministeriums vom Fahrdienstleiter im Brettener Stellwerk im Handbetrieb frei gegeben werden muss, weil auf die Ruiter Signalanlagen kein Verlass ist, wie die Stuttgarter Zeitung am Donnerstag meldete, ist für den Brettener Rathauschef „sicher keine Lösung von Dauer“. Vielmehr müsse die Signalsteuerung möglichst schnell wiederhergestellt werden, damit der Zugverkehr sicher rollen könne. Das gilt laut Wolff „auch im Hinblick auf den Ausweichverkehr im nächsten Jahr“, wenn während der Sanierung der Schnellbahntrasse Stuttgart-Mannheim alle Züge über die Brettener Strecke umgeleitet werden sollen. In diesem Punkt sind sich OB und Ortsvorsteher einig. „Bevor hier irgendwelche ICEs fahren, muss das geregelt werden“, so Treut.

Den Original-SWR-Fernsehbericht finden Sie hier (bis 03.12.2020)

Den Vorgänger-Bericht lesen Sie hier

Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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