OB-Wahl in Bretten: Nach erneuter und öffentlicher Stimmenauszählung siegt Wolff mit zwölf Stimmen Vorsprung

Die Wahlhelfer zählten am Montag noch einmal alle Stimmen öffentlich aus.
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Martin Wolff bleibt Oberbürgermeister von Bretten. Am Montagabend, 4. Dezember, gegen 20.45 Uhr stand das endgültige amtliche Wahlergebnis fest: Wahlleiter Michael Nöltner gab bekannt, dass auf Amtsinhaber Martin Wolff 4152 Stimmen oder 36,0 Prozent der gültigen Stimmen entfielen, auf Mitbewerber Aaron Treut 4140 Stimmen beziehungsweise 35,9 Prozent sowie auf den Drittplatzierten, Andreas Leiling, 3235 Stimmen, was 28,05 Prozent entspricht. Demnach vergrößert sich der noch am vorangegangenen Wahlabend hauchdünn erschienene Vorsprung Martin Wolffs von lediglich zwei Stimmen auf jetzt zwölf Stimmen.

BRETTEN (ch) Martin Wolff bleibt Oberbürgermeister von Bretten. Am Montagabend, 4. Dezember, gegen 20.45 Uhr stand das endgültige amtliche Wahlergebnis fest: Wahlleiter Michael Nöltner gab bekannt, dass auf Amtsinhaber Martin Wolff 4152 Stimmen oder 36,0 Prozent der gültigen Stimmen entfielen, auf Mitbewerber Aaron Treut 4140 Stimmen beziehungsweise 35,9 Prozent sowie auf den Drittplatzierten, Andreas Leiling, 3235 Stimmen, was 28,05 Prozent entspricht. Demnach vergrößert sich der noch am vorangegangenen Wahlabend hauchdünn erschienene Vorsprung Martin Wolffs vor seinem schärfsten Mitbewerber Aaron Treut von lediglich zwei auf jetzt zwölf Stimmen.

Bürger und Medien beobachten Wahlausschuss

Aufgrund des äußerst knappen Wahlausgangs am Sonntag hatte der Gemeindewahlausschuss am Folgetag entschieden, alle Stimmen erneut auszuzählen. In der von zeitweise etwa 100 Bürgerinnen und Bürgern sowie Berichterstattern mehrerer lokaler und regionaler Medien ab 17 Uhr verfolgten öffentlichen Sitzung im Großen Ratssaal informierte Wahlleiter Michael Nöltner zunächst die Mitglieder des Gemeindewahlausschusses, dass die Verwaltung bereits am Vormittag und Mittag beim Überprüfen der Stimmzettelstapel der jeweiligen Kandidaten einige falsch zugeordnete Stimmzettel entdeckt habe.

Mühsame Überprüfung der ungültigen Stimmen

Daraufhin beschlossen die – einschließlich Vorsitzendem – insgesamt zehn Wahlausschussmitglieder, in einem ersten Schritt per Projektion auf eine Leinwand die 47 ungültigen Stimmzettel (davon 36 vom Wahltag und elf von der Briefwahl) zu sichten und bestätigte deren Ungültigkeit. Doch allein das dauerte schon fast eine Stunde. Weil Ausschussmitglied Peter Mayer mitgezählt hatte und auf eine andere Summe gekommen war, mussten alle bereits in Ordner einsortierte ungültigen Zettel erneut aus Klarsichthüllen geholt und einzeln präsentiert werden. Mancher Anwesende stellte sich die bange Frage, ob bei diesem Tempo die noch bevorstehende Auszählung der insgesamt weit über 11.000 abgegebenen Stimmen überhaupt noch am selben Abend zu schaffen wäre.

Falsch zugeordnete Stimmzettel

Anschließend bildete man Dreier-Gruppen und zählte in einem zweiten Schritt rund drei Stunden lang auch alle abgegebenen gültigen Stimmen noch einmal nach. Am Ende stellte der Gemeindewahlausschuss das gegenüber dem voran gegangenen Wahlabend geringfügig veränderte Ergebnis einstimmig fest. Wie bereits bei der Vorprüfung durch die Verwaltung festgestellt, gab es in mehreren Wahlbezirken einzelne Stimmzettel aller drei Kandidaten, die fälschlich anderen Kandidaten zugeordnet waren. Unter dem Strich ergab sich daraus das leicht günstigere Abschneiden des Amtsinhabers.

Hoffnung auf Befriedung der Stadt

Erst jetzt gratulierte Wahlleiter Michael Nöltner Amtsinhaber Martin Wolff offiziell zu seinem Wahlsieg. Nöltner holte damit auch eine Geste nach, die er noch am Vorabend wegen des ungewöhnlich geringen Stimmenabstands zwischen Wolff und Treut mit den Worten verschoben hatte: „Das ist mir zu heiß.“ Gegenüber kraichgau.news und Brettener Woche sagte der Wahlleiter: „Ich bin froh, dass wir jetzt Gewissheit haben.“ Er hoffe, dass dieses doch etwas klarere Ergebnis nun die Stadt wieder befriede.

Wahlbeteiligung nur wenig höher

Vorausgegangen war am Sonntagabend ein wahrer Wahlkrimi. Nach einer Wahlbeteiligung, die mit 50,6 Prozent nur geringfügig höher lag als beim ersten Wahlgang vor drei Wochen (49,71 Prozent), schien der Große Ratssaal abends zeitweilig aus allen Nähten zu platzen, so groß war das Interesse. Vor den geöffneten Türen stauten sich Bürgerinnen und Bürger, sodass kaum ein Durchkommen war. In der ersten Reihe saßen wie beim ersten Wahlgang die drei Kandidaten mit ihren Ehefrauen, dahinter Familienangehörige und Unterstützer.

Wechselbad der Gefühle und knisternde Spannung

Im Mienenspiel der Protagonisten spiegelte sich das Wechselbad der Gefühle angesichts der von Wahlbezirk zu Wahlbezirk schwankenden Auszählungsergebnisse, die vom Technikteam des Rathauses auf eine große Leinwand projiziert wurden: mal triumphierendes Lächeln, mal versteinerter Gesichtsausdruck, je nachdem, wer gerade vorne lag. Auch unter den Zuschauerinnen und Zuschauern knisterte es förmlich vor Spannung. Sah es am Anfang noch nach einer ähnlichen Stimmenverteilung aus wie beim ersten Wahlgang, stieg der Erregungsspiegel im Publikum in dem Maße, wie sich der Abstand zwischen Amtsinhaber Wolff und Herausforderer Treut allmählich verkürzte.

Frenetischer Jubel bei Treut-Ergebnis

Als der 27. von insgesamt 30 Wahlbezirken ausgezählt war, lag schließlich Treut vorne, was im Saal mit einem hörbaren Raunen quittiert wurde. Dann brach plötzlich die Projektion ab. Es folgten Momente schier unerträglicher Spannung, bis schließlich Michael Nöltner vor die Wartenden trat und das vorläufige Ergebnis verkündete: Es gab freundlichen Applaus für Spitzenreiter Martin Wolff, aber geradezu frenetischen Jubel, als Nöltner bekannt gab, dass Herausforderer Aaron Treut nur zwei Stimmen hinter dem Amtsinhaber lag. Auch dem wiederum auf dem dritten Platz gelandeten Andreas Leiling wurde mit anhaltendem Applaus nachdrücklich Respekt erwiesen.

Wahlsieger mit "gemischten Gefühlen"

Das knappe Wahlergebnis fachte die Diskussionen im Saal erst richtig an. Und auch die Bewerber kämpften in ihren ersten Reaktionen noch mit zwiespältigen Gefühlen. Er fühle sich „sehr gemischt“, gab Wahlsieger Wolff zu Protokoll, um sogleich hinzuzufügen: „Das ist Demokratie.“ Herausforderer Treut schien es glatt die Sprache verschlagen zu haben, bevor er dann doch seiner Anspannung Luft machte: „Zwei Stimmen Unterschied, das ist eigentlich unentschieden.“ Anders Andreas Leiling, der keinen Hehl aus seiner gelösten Stimmung machte. Er fühle sich sehr gut, bedauere nichts, vor allem, dass er kein Scheitern erklären müsse. Als Außenseiter habe er im Wahlkampf „viele Menschen erreicht und einen hohen Zuspruch“ verspürt. Nun wünsche er dem gewählten OB „toi-toi-toi für eine sicherlich schwierige Zeit“.

Regierungspräsidium überprüft die OB-Wahl

Wer sich die Spannung des Wahlabends von der Seele reden wollte, fand dazu im Rathaus-Foyer anschließend noch reichlich Gelegenheit. Bei Chorgesang, Fanfarenzug und kaltem Büffet diskutierten kleinere und größere Zirkel noch bis in den späten Abend. Offen blieb bis zur Stunde, ob vereinzelte Ankündigungen, die Wahl anzufechten, auch tatsächlich wahr gemacht werden. Nun ist erst einmal das Regierungspräsidium Karlsruhe (RP) als Rechtsaufsichtsbehörde der Großen Kreisstädte am Zug. Wie RP-Sprecher Uwe Herzel auf Nachfrage der Brettener Woche mitteilte, hat die Behörde ab Bekanntgabe des amtlichen Endergebnisses einen Monat Zeit, die OB-Wahl zu prüfen. Bis dahin werde man sich nicht dazu äußern.

Fotos, wenn nicht anders bezeichnet: ch

Alles über die Brettener OB-Wahl auf unserer Themenseite OB-Wahl Bretten

Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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