Paukenschlag in der Weißhofer Galerie: Brettener Elektronikfachhändler EP:Media Center macht zu

Ab nächster Woche Vergangenheit: Nach rund 14 Jahren in Bretten öffnet der Elektronikfachhändler EP:Media Center am Samstag von 9 bis 14 Uhr zum letzten Mal. Foto: ch
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Die Nachricht kommt überraschend – und vielleicht auch wieder nicht: Nach mehr als zehn Jahren auf der Diedelsheimer Höhe und dreieinhalb Jahren in der Weißhofer Galerie schließt das EP:Media Center Bretten an diesem Samstag endgültig seine Tore. Derweil sucht die städtische Kommunalbau GmbH als Vermieterin nach einem geeigneten Nachfolger.

BRETTEN (ch) Die Nachricht kommt überraschend – und vielleicht auch wieder nicht: Nach mehr als zehn Jahren auf der Diedelsheimer Höhe und dreieinhalb Jahren in der Weißhofer Galerie schließt das EP:Media Center Bretten an diesem Samstag endgültig seine Tore. Der 18. August ist zugleich der letzte Verkaufstag, wie Geschäftsführerin Julia-Marie Walter-Grossmann bestätigt.

Städtische Kommunalbau sucht Nachfolgemieter

Oberbürgermeister Martin Wolff nennt die Schließung auf Nachfrage „höchst bedauerlich“ und betont: „Es war ein Gewinn, mitten in der Stadt einen Elektronikfachmarkt zu haben.“ Einen Nachfolger kann die städtische Kommunalbau GmbH, die als Vermieterin der Weißhofer Galerie auftritt, noch nicht vorweisen. Auf die Frage, was das EP-Aus für den Standort Weißhofer Galerie bedeutet, antwortet der OB: „Wenn daraus ein Leerstand folgt, schwächt es den Standort. Aber wir setzen natürlich alle Hebel in Bewegung, um die Fläche möglichst bald wieder mit einem guten Einzelhandel zu belegen.“

Handelsspanne im Sinkflug

Für Geschäftsführerin Walter-Grossmann war es eine unternehmerische Entscheidung. Sie nennt zwei Gründe für den Rückzug: Zum einen seien die Handelsspannen für Elektronikprodukte stetig am Sinken, sodass die Verkaufspreise von den Kosten überholt zu werden drohen. Zum anderen sei der Umsatz auf Dauer zur Kostendeckung zu gering. Verantwortlich für diese Entwicklung sind nach Aussage der Geschäftsführerin in erster Linie der Internethandel, der Preise anbietet, die ein Fachhandelsgeschäft nicht kalkulieren kann, in zweiter Linie aber auch die Verbraucher, die dadurch vermehrt im Internet einkaufen. Dabei liegen der EP-Geschäftsführerin Schuldzuweisungen fern. Im Gegenteil: Sie analysiert nüchtern die Situation und möchte zum Nachdenken anregen.

Gutes Zeugnis für Brettener Einzelhandel

„Wir haben hier in Bretten und auch in der Weißhofer Galerie ein ausgesprochen gutes Angebot an Geschäften“, schlägt sich die Einzelhändlerin für ihre Kollegen in der Innenstadt in die Bresche und lässt zugleich leise Kritik anklingen: „Wenn auch in der Stadt mittlerweile nicht zu übersehen ist, wie viel Leerstand es gibt.“ Dass fast alle Brettener Geschäfte noch inhabergeführt sind, ist ihrer Meinung nach ein oft unterschätztes Qualitätsmerkmal. Damit meint sie: Die Inhaberin oder der Inhaber stehen selbst im Laden, kennen ihre Kunden, beraten sie entsprechend individuell und stehen persönlich dafür gerade, wenn im Zweifelsfall Abhilfe geschaffen werden muss.

Widersprüchliches Kundenverhalten

Demgegenüber verhielten sich viele Kunden widersprüchlich. Offenbar sei ihnen nicht bewusst, dass sie sich mit ihrem Verhalten auf Dauer selbst schaden. Walter-Grossmann zitiert ein Beispiel aus ihrem Alltag: „Neulich wollte eine Kundin eine Spülmaschine anschauen. Als ich ihr dann auch den Preis nannte, rutschte der Kundin heraus: Ja, kaufen wollte ich sowieso nicht.“ Dass die pure Möglichkeit, sich ein Gerät vor Ort anzuschauen, bereits mit Kosten für den Geschäftsinhaber wie Miete und Mitarbeitergehälter verbunden ist, die nur durch Verkäufe beglichen werden können, „daran sollte man denken“, so die Unternehmerin.

Vor Ort-Service hat seinen Preis

Auch dass der von vielen in Anspruch genommene Service, zum Beispiel Reparaturen oder Montagen von Satellitenanlagen, mit einer handwerklichen Qualifikation verbunden ist, die auch ihren Preis hat, werde vielfach ignoriert. Des Weiteren sei ein großes Problem, dass vielerorts erwartet werde, dass billige Nachbauten aus dem Internethandel oder Artikel von Firmen, die die Fachhändler nicht führen, bei Defekten repariert werden sollen, was häufig gar nicht möglich sei. „Wenn die Menschen weiterhin diesen Zusammenhängen keine Beachtung schenken, wird auf Dauer der stationäre Handel sterben“, wagt die Unternehmerin eine Vorhersage und fügt hinzu: „Und mit dem stationären Handel sterben dann auch der Service und die Ansprechpartner vor Ort, die sich die Leute eigentlich doch wünschen.“

Mitgefühl für Stammkunden

Viele Stammkunden, denen die EP-Geschäftsführerin ihren Entschluss in den letzten Tagen persönlich mitgeteilt hat, reagierten mit Bedauern, viele sogar schockiert. Um sie, die dem EP:Media Center die Treue gehalten haben, tut es ihr leid.

Gewährleistung und Versicherung bleiben

Beruhigen kann sie alle, die um Gewährleistungsansprüche oder Versicherungen bangen. „Für alle hier gekauften Geräte mit zweijähriger Gewährleistung gilt, dass man sich mit etwaigen Ansprüchen an EP: Stollstein, Flachter Straße 14, 71277 Rutesheim, Telefon 07152/52353 wenden kann.“ Außerdem: „Im Geschäft abgeschlossene Zusatzversicherungen Wertgarantie laufen ganz normal weiter, im Schadensfall kann man sich an Wertgarantie AG, Breite Straße 8, 30159 Hannover, Telefon 0511/71280123 wenden. Ebenfalls gilt, so die Geschäftsführerin: „Bis einschließlich diesen Samstag steht Ihnen das Team vom EP:Media Center Bretten von 9 bis 14 Uhr zur Verfügung, bis dahin können auch alle dort ausgestellten Gutschriften und Gutscheine eingelöst werden.“

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Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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