Shoppen ohne Grenzen?

Verkaufsoffene Sonntage sorgen für Diskussionen zwischen Gewerkschaften und Handel.

Bretten (swiz) Am Sonntag noch ein Paar Schuhe oder eine neue Hose kaufen? Oder einfach nur durch die Geschäfte der Innenstadt bummeln? An verkaufsoffenen Sonntagen kein Problem. Drei dieser „Shopping-Feiertage” pro Jahr gesteht das Land Baden-Württemberg den Einzelhändlern per Gesetz zu. Die Meinungen, ob diese Anzahl ausreicht oder gar viel zu niedrig angesetzt ist, gehen dabei weit auseinander. Andreas Drabek, Vorsitzender der Vereinigung Brettener Unternehmen (VBU), ist dabei ein klarer Verfechter der Shopping-Sonntage. „Gerade in den kleineren Städten wie Bretten ist dies für den Handel eine, wenn nicht sogar die einzige Möglichkeit, in Kombination mit einer Veranstaltung überregional auf sich aufmerksam zu machen. Neben dem willkommenen Zusatzumsatz werden dabei auch viele neuen Kunden gewonnen”, so Drabek. Die Anzahl der Sonntage sei im Prinzip zwar ausreichend. „Ich würde mir aber etwas mehr Flexibilität wünschen, wenn es darum geht, in einem besonderen Jahr auch mal einen Sonntag zusätzlich öffnen zu können”, so Drabek.

Gegenwind seitens Verdi

Gegenwind kommt naturgemäß von der Gewerkschaft Verdi, die den generellen Nutzen der verkaufsoffenen Sonntage für die Händler bezweifelt. „Der Handel kann in Baden-Württemberg von Montag bis Samstag, zwischen 0 und 24 Uhr, seine Pforten öffnen. Da braucht es eigentlich nicht auch noch den Sonntag”, sagt Thomas Schark, Verdi-Gewerkschaftssekretär für den Bezirk Mittelbaden-Nordschwarzwald. Dazu komme, dass die verkaufsoffenen Sonntage den Händlern nicht mehr Umsatz bringen würden, „da dieses Geld dann unter der Woche von den Kunden eben nicht mehr ausgegeben wird”, so Schark. Es handle sich dabei also nur um eine Verlagerung und keinen Zusatzumsatz. Das sieht Drabek gänzlich anders und betont: „Den Umsatz, den wir an den Sonntagen machen, können wir in normalen Wochen, von Montag bis Samstag, niemals wieder reinholen. Die Sonntags-Einnahmen sind zu 80 Prozent echter Zusatzumsatz.”

Zweifel an Freizeitausgleich

Doch nicht nur die Kunden und Umsätze stehen bei der Diskussion um die verkaufsoffenen Sonntage im Fokus. Auch das Wohl der Mitarbeiter ist immer wieder Thema. „Natürlich gibt es bei der Sonntagsarbeit auch einen gewissen Konflikt, was die Mitarbeiter-Belastung angeht. Aber wir setzen und vertrauen da ganz klar auf die Händler, dass sie ihren Mitarbeitern einen Ausgleich für die geleistete Sonderarbeit anbieten”, erklärt dazu der Brettener Oberbürgermeister Martin Wolff. Nicht in Ordnung findet dieses Vorgehen Gewerkschaftssekretär Schark und bezweifelt auch den Nutzen von einem etwaigen Freizeitausgleich für die Mitarbeiter. „Selbst wenn die Händler den Mitarbeitern einen Ausgleichstag, zum Beispiel unter der Woche, für die Sonntagsarbeit geben, dann ist das kein adäquates Angebot. Denn das Familienleben und viele Freizeitaktivitäten spielen sich am Wochenende ab.”

Bereitschaft der Mitarbeiter muss da sein

Drabek sieht dagegen die Bereitschaft der Mitarbeiter für diese Mehrarbeit schon durch die Jobwahl gegeben. „Ich vergleiche das mit dem Job als Polizist oder Krankenschwester. Wenn sich jemand dafür entscheidet, ist ihm klar, dass er auch mal am Wochenende und sonntags arbeiten muss.” Einem Mitarbeiter im Verkauf sei das auch klar. „Wir im Modehaus Martin kommunizieren das explizit bei den Vorstellungsgesprächen. Und da es sich ja bei drei Sonntagen mit je vier bis fünf Stunden im überschaubaren Rahmen bewegt, ist es für die meisten Mitarbeiter in Ordnung.” Und letztlich sei ein verkaufsoffener Sonntag auch ein Beitrag zum Erhalt der Arbeitsplätze, so Wolff. „Denn eine belebte City fördert den Verkauf und sichert damit natürlich auch die Jobs der Verkäufer.” swiz

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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