Universaler Citymanager ist passé

Eine volle Innenstadt wünschen sich viele - die Stadt will statt eines nur dafür zuständigen Citymanagers nun einen Universal-Manager einstellen, der sich um die gesamte Stadt kümmern soll. (Foto: wod)
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Stadt Bretten schreibt Stellen für Stadtmarketing und Tourismusförderung separat aus

Bretten (wod) Ein Citymanager sollte es richten: Die Brettener City ist durch Geschäftsaufgaben und Leerstand in einer schwierigen Lage, auch weil Besitzer der Ladenimmobilien, wie zu hören ist, teils horrende Mieten verlangen. Die Stadtverwaltung versucht, mit Leerstandsmanagement gegenzusteuern. Im „Speckgürtel“ außerhalb des Zentrums dagegen läuft es. Volle Parkplätze im Kraichgau-Center und auf der Diedelsheimer Höhe belegen: Dort geht was. Was lag näher, als jemanden einzusetzen, der sich hauptsächlich um die Belange der City kümmert? Nebenbei sollte der zunächst Citymanager, dann Projektleiter/in für Stadtmarketing genannte Universal-Manager auch den Tourismus ankurbeln. Doch jetzt schwenkt die Stadtverwaltung um. Aus eins mach zwei: Stadtmarketing und Tourismus als Aufgabe seien zwar verwandt, so Bürgermeister Michael Nöltner, aber aufgrund der in zwei Dezernaten angesiedelten Aufgabenzuordnungen schreibe man nun getrennt aus.

Noch im November 2016 hatten sich Stadt und Unternehmer, insbesondere Innenstadt-Händler, mehrheitlich für einen, auch vom Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) dringend geforderten Citymanager und eine entsprechende 50-Prozent-Stelle ausgesprochen. Jetzt gibt die Stadt noch mehr Gas. Denn statt eines Halbtags-Citymanagers ist nun eine 70 Prozent-Stelle für die Projektleitung Stadtmarketing ausgeschrieben worden, bestätigte Nöltner gegenüber der Brettener Woche. Der Neue im Rathaus soll sein Aufgabengebiet indes nicht auf die City beschränken: Seine gesamtstädtische Aufgabe wird sein, Industrie, Handel und Handwerk voranzubringen, auch in den Stadtteilen. Geplant war noch vor wenigen Wochen eine Vollzeitstelle Stadtmarketing, einschließlich 30 Prozent Tourismusförderung. Da jedoch der neue Projektchef Stadtmarketing dem Wirtschaftsförderungschef Frank Bohmüller unterstellt ist und der Tourismus-Antreiber beim Amt von Kulturamtsleiter Bernhard Feineisen angedockt ist, entschied sich die Stadt, zwei Stellen auszuschreiben. "Zwei Herren zu dienen, ist meist mit Problemen behaftet", sagt Nöltner. Die neue Halbtagsstelle für Tourismusförderung solle, so der Bürgermeister, alsbald ausgeschrieben werden.

Andreas Drabek: "Zügig umsetzbarer Weg"

Die Wende vom Citymanager zu den zwei Stellen komme zwar überraschend, meint VBU-Chef Andreas Drabek. Doch, so der Vorsitzende der Vereinigung Brettener Unternehmer, sei dies wohl der momentan einzig zügig umsetzbare Weg. Noch Ende 2016 wurde diskutiert, inwieweit die Händler den Citymanager mitbezahlen. Eine Kofinanzierung der Stelle durch Handel und Wirtschaft indes scheiterte auch am Zeitdruck. „So etwas braucht zeitlichen Vorlauf, da ist viel Überzeugungsarbeit, insbesondere bei den großen Betrieben nötig“, sagt Drabek. Und ein weiteres Hinausschieben der Ausschreibung eines Impulsgebers und Koordinators, Kontakte-Knüpfers, Impulse-Setzers und Wir-Gefühl-Stärkers ist weder im Sinne der Stadt noch des Handels. Für die bereits ausgeschriebene 70 Prozent-Stelle eines Projektleiters Stadtmarketing hofft man bei der Stadt auf eine Besetzung im Sommer.

Innenstadt erhofft neuen Schub

Der Schwerpunkt beim Stadtmarketing werde erstmal die Innenstadt sein, merkt Bohmüller an. Bei der Stellenfinanzierung sei der Handel jetzt zwar raus, das bedeute aber natürlich nicht, dass die Händler kein Geld mehr in die Hand nehmen sollten. Im Gegenteil: Aktionen, die von Seiten der Stadt, also von dem Neuen im Rathaus, angeleiert werden, brauchten auch die Unterstützung derer, die die Stadt unterstützen möchte. Will heißen: Aus dem Obligo sind die Händler nicht. Das weiß Drabek. Und er weiß auch, dass sich seine Kollegen nicht immer einig sind. Ja, gibt er zu, noch immer zögen nicht alle Geschäfte, sogar im Zentrum, bei verkaufsoffenen Sonntagen mit.

Trotzdem erhofft sich Drabek vom neuen Manager im Rathaus einen Schub: Gefragt seien Koordination und die Umsetzung von vorhandenen und neuen Ideen. Zu oft, beklagt Drabek, dauere es einfach zu lange, bis die Stadtverwaltung reagiere. Denn, so der Ladenbesitzer in der Fußgängerzone, was nutze es, wenn die Inhaber in ihre Läden investierten, um sie attraktiv zu machen und sich vor den Geschäften „verschmierte, vergammelte, verrostete“ Hinweisschilder dem Verfall hingeben. Neue Infotafeln seien jetzt zwar endlich beschlossen worden, „aber auf diesen Missstand weisen wir seit Jahren hin.“ Ähnlich bei der Beschilderung des Parkhauses am Löwentor, die ankommenden Gästen erst seit kurzem klar mache, dass sich dort ein öffentliches Parkhaus und nicht das des angrenzenden Hotels befindet. Die To do-Liste von Drabek ist lang. Von dem neuen städtischen Stadtmarketing-Förderer wünschten sich die Händler, dass er durchaus den Finger in Wunden lege, auf Probleme im Rathaus bald schneller reagiert werde und insbesondere sich die Kommunikation verbessere. Denn es könne doch nicht sein, dass er als VBU-Chef beispielsweise von der Musiknacht, die vor einigen Wochen in Bretten lief, erst eine Woche vor dem Termin erfahre.

Digitales Marketing angehen

Als vordringliche Aufgabe für den neuen Manager und die Brettener Händler macht Drabek das Thema digitales Marketing aus. Dem könnten sich die Brettener Einzelhändler endlich widmen, wenn der Neue im Rathaus da ist. Denn bei ihm und seinen Kollegen sei die Kapazitätsgrenze in Sachen ehrenamtliches Citymanagement längst erreicht, betont Drabek. „Wenn das bald auf einer professionellen Ebene läuft, ist das gut für uns und die ganze Stadt.“ Und wenn die Zeitplanung der Stadtverwaltung so bleibe wie vorgesehen, sei er zuversichtlich, blickt Drabek nach vorn, „dass wir gemeinsam schon zum Weihnachtsgeschäft ein erstes Highlight setzen können.

Autor:

Gerd Markowetz aus Bretten

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