KI und Praxisbezug
Berufliche Schulen Bretten - Die Kaufmännische Berufsschule

Schüler der Beruflichen Schulen Bretten haben für ein Fantasie-Startup das „Ani-Mind“-Halsband ersonnen. Dafür kam auch KI zum Einsatz.  | Foto: Erik Böttcher
  • Schüler der Beruflichen Schulen Bretten haben für ein Fantasie-Startup das „Ani-Mind“-Halsband ersonnen. Dafür kam auch KI zum Einsatz.
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Bretten (ger) Die Beruflichen Schulen Bretten (BSB) sind die größte berufliche Schule im Regierungsbezirk Karlsruhe, die fast alle beruflichen Schularten unter einem Dach vereint. Das vielfältige Angebot mit verschiedenen Ausbildungsschwerpunkten ebnet zahlreichen jungen Menschen den Weg in die berufliche Zukunft. Doch wie sieht der Schulalltag in dem markanten Bau an der Wilhelmstraße eigentlich genau aus? Welche Schularten sind hier unter einem Dach vereint? Das beleuchtet die Brettener Woche/kraichgau.news in einer losen Serie.

Die Kaufmännische Berufsschule 

Endlich verstehen, was der tiefe Hundeblick ausdrücken soll – das ermöglicht das „Ani-Mind“-Halsband, das Schülerinnen und Schüler der Kaufmännischen Berufsschule an den Beruflichen Schulen Bretten (BSB) ersonnen haben. Alle Tierhalter, die sich nun freuen, müssen leider noch etwa hundert Jahre Geduld haben, bis es eine solche Simultanübersetzungshilfe vielleicht gibt, denn die Aufgabenstellung der Fachinformatiker Anwendungsentwicklung, war es, ein Fantasie-Startup in ferner Zukunft zu entwickeln. Dabei setzten sie auch Künstliche Intelligenz (KI) ein, erstellten einen Businessplan, eine Firmenpräsentation und nahmen ethische Grundsätze in den Blick. Möchte der Mensch zum Beispiel wissen, was das Mastschwein oder die Milchkuh zu sagen hat?

Neue pädagogische Ansätze

Exemplarisch kann man an diesem Beispiel sehen, dass die Kaufmännische Berufsschule (KBS) geprägt ist von Digitalisierung und neuen pädagogischen Ansätzen. Das berichteten Sven Hölig, Abteilungsleiter, und Erik Böttcher, Abteilungsassistenz, im Gespräch mit dieser Redaktion. In jedem Schuljahr besuchen etwa 300 bis 350 Schüler die 18 Klassen der KBS. Sie werden berufsbegleitend zu Verkäufern und Einzelhandelskaufleuten, zum Handelsassistenten und zu Industriekaufleuten ausgebildet. Zusätzlich sind die Kaufleute im Digitalisierungs- oder IT-Systemmanagement und die Fachinformatiker (Anwendungsentwicklung oder Systemintegration) in der Abteilung angegliedert.

Industriekaufleute üben an hochtechnisierter Industrie 4.0-Anlage

Die erstklassige Ausstattung, die der Landkreis Karlsruhe als Schulträger ermöglicht, schlägt sich auch bei diesem Schulzweig nieder. Jeder Schüler erhält für den Unterricht ein Tablet, auf dem sich auch die Schulbücher in digitaler Form befinden. „Selbst diejenigen, die zu Beginn den Tablets skeptisch gegenüberstehen – und das gibt es tatsächlich bei den Schülern – zeigen sich am Ende der Schulzeit begeistert“, weiß Hölig zu berichten. Multimediale Unterrichtsformen haben längst Einzug gehalten, auch die Tafeln sind große digitale, interaktive Bildschirme. Die hochtechnisierte Industrie 4.0-Anlage mit vernetzten Geräten und Robotern ermöglicht auch den angehenden Industriekaufleuten jetzt schon ein praxisnahes Erlernen von hochaktuellen, komplexen betrieblichen Abläufen im Fach Technik für Kaufleute und der SAP-Zusatzqualifikation.

Netzwerklabor für IT-Berufe

Nächstes Schuljahr wird die Ausstattung noch weiter verbessert: Im Oktober erhalten die BSB ein neues Netzwerklabor für die IT-Berufe. Es ist einzigartig im Landkreis und ermöglicht die praxisnahe Ausbildung fürs Programmieren und den Umgang mit Hardware. Und die BSB werden zur innoLab-Schule. InnoLab steht für Innovationslabor; das Projekt des Kultusministeriums ermöglicht an den BSB dank der Ausstattung mit VR-Brillen virtuelle Lernerlebnisse. So können die Schülerinnen und Schüler in Informatik Mikroprozessor-Strukturen und Schaltkreise begehen oder in Physik sehen, ob ihre Berechnungen stimmen, wenn der Felsbrocken von der Klippe rollt. Im sonderpädagogischen Bereich der Schule können mit den VR-Brillen Haptik und Motorik geschult werden.

Individuelle Angebote für verschiedene Niveaus

Da die Klassen auch an den BSB immer heterogener werden, gibt es individuelle Angebote. Schwächere Schüler werden mit speziellen Angeboten gefördert und die Schule hält engen Kontakt zu den Ausbildungsbetrieben. Zukünftige Führungskräfte wie die Handelsassistenten bekommen ein zusätzliches Coaching für die Prüfung. Um soziale Kompetenz zu stärken, steht bei den Industriekaufleuten ein Teamtraining an.

Ansprechpartner für Betriebe

Generell sehen sich die BSB auch als Ansprechpartner für die Betriebe im Hinblick auf Ausbildung. Was Inhabern von kleinen Betrieben zum Beispiel oft nicht bekannt ist: Industriekaufleute können auch im Handwerk ausgebildet werden, also überall da, wo es Bürotätigkeit gibt.

Zusatzqualifikationen in großer Bandbreite

Einen großen Raum nehmen Zusatzqualifikationen ein. Die Verkäufer werden zum Beispiel von der Polizei geschult, wie sie Diebstahl erkennen und damit umgehen, und Bundesbankmitarbeiter zeigen, wie man Falschgeld identifiziert. Wer möchte, kann Englisch auf B2-Niveau erreichen. Das SAP-Zertifikat der IHK erwerben die IT- und die Industrie-Kaufleute. Und nicht nur für Industriekaufleute ist die IHK-Zusatzqualifikation „Technik“ gedacht, was die Lehrkräfte als „kleines Maschinenbaustudium“ bezeichnen. 

Betriebspraktikum in Irland

Zum ersten Mal werden im neuen Schuljahr 24/25 zwei Fachinformatiker Anwendungsentwicklung von der Teilnahme der BSB am „Erasmus+“-Programm profitieren und für ein vierwöchiges Betriebspraktikum nach Dublin gehen.

Umgang mit KI - praktisch und kritisch

Umgang mit KI erproben alle Ausbildungsbereiche. Als erste Schule im Landkreis bieten die BSB eine Zusatzqualifikation der IHK an. Die Verkäufer erstellen zum Beispiel ein digitales Laden-Layout. Auch in allgemeinbildenden Fächern wird mit KI umgegangen, zum Beispiel in Geschichte. „Die Tools entdecken Lehrkräfte und Schüler oftmals gemeinsam“, schildert Hölig. Dabei gehe es auch um Grenzen der neuen Technologie und um Bedenken, die man ihr gegenüber vorbringen könne, aber auch darum, Berührungsängste abzubauen. Der Aufgabe, ein Streitgespräch zu einem historischen Thema mit ChatGPT zu erstellen, folgte eine genaue Fehleranalyse.

Kontakt: kbs@bsb-bretten.de

Mehr Teile der Serie zu den Beruflichen Schulen Bretten finden Sie hier.

Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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