Berufliche Schulen Bretten
Das Berufskolleg – Sich über eigene Fähigkeiten klar werden

In einer Übungsfirma sammeln Schüler des Berufskollegs praktische Erfahrungen.  | Foto: Erik Böttcher
  • In einer Übungsfirma sammeln Schüler des Berufskollegs praktische Erfahrungen.
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Bretten (ger) Die Beruflichen Schulen Bretten (BSB) sind die größte berufliche Schule im Regierungsbezirk Karlsruhe. Zum Einzugsgebiet des Brettener Bildungszentrums gehören neben der Melanchthonstadt auch die Landkreise Karlsruhe, Heilbronn und der Enzkreis. Das vielfältige Angebot mit verschiedenen Ausbildungsschwerpunkten aus den Bereichen Gewerbe, Hauswirtschaft und Wirtschaft ebnet zahlreichen jungen Menschen den Weg in die berufliche Zukunft. Doch wie sieht der Schulalltag in dem markanten Bau an der Wilhelmstraße eigentlich genau aus? Das beleuchtet die Brettener Woche/kraichgau.news in einer losen Serie.

Berufskolleg bietet Orientierung

„Kein Abschluss ohne Anschluss“ diese Praxis wird an den Beruflichen Schulen Bretten (BSB) gelebt. Wer den mittleren Schulabschluss, also die „Mittlere Reife“, in der Tasche hat, aber noch ein wenig Zeit braucht oder noch nicht so genau weiß, in welche Richtung es ihn zieht, der ist am Berufskolleg (BK) gut aufgehoben. „Im Rahmen der verschiedenen Profile können wir jedem eine Heimat bieten entsprechend seiner Neigungen“, formuliert es Abteilungsleiter Gerd Heilig.

Abschluss Fachhochschulreife

Die in Bretten angebotenen Profile sind Wirtschaft, Technik, Gesundheit + Pflege sowie Fremdsprachen. Nur Fremdsprachen sind von vornherein auf zwei Jahre angelegt, die anderen Profile belegen die Schülerinnen und Schüler für ein Jahr und bewerben sich dann für das zweite Jahr, wenn sie weitermachen möchten und mindestens „befriedigend“ in den Kernfächern erreicht haben. Abgeschlossen wird das Berufskolleg mit der Fachhochschulreife. Wer nach dem mittleren Bildungsabschluss eine Ausbildung absolviert hat, für den gibt es die Möglichkeit, am Berufskolleg in einem Jahr die Studierfähigkeit mit der Fachholschulreife zu erlangen.

Praxisnahe Inhalte

Für viele junge Menschen sei das Berufskolleg mit seinen praxisnahen Inhalten eine gute Möglichkeit zu reifen und sich über die eigenen Fähigkeiten klar zu werden. Gerade jungen Männern, die „in der neunten und zehnten Klasse alles Mögliche im Kopf hatten, aber nicht die Schule“, täte das oft gut, hat Heilig in seinen über zwanzig Jahren Berufserfahrung beobachtet. Seine Motivation sei es, niemanden aus dem Berufskolleg herauszulassen, der nicht wisse, wie es mit ihm weitergeht.

Individuell auf jeden Jugendlichen eingehen

Zusammen mit den Schülerinnen und Schüler sowie ihren Eltern seien die Lehrkräfte bestrebt, Chancen und Möglichkeiten auszuloten. Da das Kollegium eng verzahnt ist und abteilungsübergreifend arbeitet – das bedeutet, die Lehrkräfte unterrichten an mehreren der unter einem Dach vereinten Schularten und kennen daher die Bildungswege genau –, könne man individuell auf jeden einzelnen Jugendlichen eingehen.

"Sind gut vernetzt"

„Nur platzmäßig sind wir begrenzt“, sagt Heilig. Für das Profil Wirtschaft stehen 60 Plätze, für jedes andere Profil jeweils 30 Plätze zur Verfügung. Die Bewerbung findet wie für alle anderen Schulzweige auch zentral über das Portal BewO statt. Es komme vor, dass Bewerber für ihr Wunschprofil keinen Platz in Bretten erhalten. Es lohne sich aber nachzufragen. „Wir haben immer einen gewissen Spielraum und sind auch mit Schulen in der Nähe gut vernetzt“, betont Heilig. Es komme vor, dass sich bis Schuljahresbeginn manche umentschieden, oder im Gespräch stelle sich heraus, dass jemand, der Wirtschaft an erster Stelle gewählt hat, auch an Technik interessiert ist, wo es noch Platz gibt.

Selbstständiges Arbeiten im zweiten Schuljahr

Im ersten Jahr am Berufskolleg gehe es darum, das Bildungsniveau der Schülerinnen und Schüler, die ja aus unterschiedlichen Schularten kommen, einander anzugleichen. Im zweiten Jahr „geht es dann ans Eingemachte“, so Heilig. Er empfehle den Jugendlichen, für einen sehr guten Abschluss insgesamt so viel Zeit zu investieren wie die ehemaligen Klassenkameraden, die eine Ausbildung machen. Bei nur einmal die Woche Mittagsschule heiße das für die Schülerinnen und Schüler viel selbstständiges Nachbereiten und Vorbereiten des Unterrichts. Am Ende würden dann viele, die sich anfangs schwergetan haben, zu ihm sagen: „Ja, Sie haben recht gehabt!“

Aussagekräftige Einblicke in die Berufswelt

Viele Kooperationen mit Firmen, Schnuppertage und Praktika sowie der praxisorientierte Unterricht in den Profilfächern ermöglichen den jungen Menschen aussagekräftige Einblicke in die Berufswelt. Die BSB sind gut verquickt mit der Berufsorientierung der Arbeitsagentur, die auch Beratung für die Studienplatzwahl bieten, und im Berufskolleg 1 wird ein Bewerbungstraining absolviert.

"Jugendliche machen ihren Weg, wenn man ihnen aufs Gleis geholfen hat"

Für Gerd Heilig ist es eine Herzensangelegenheit, dass alle Absolventen weiter versorgt sind. Er selbst unterrichtet BWL und Geschichte, ist in allen Abschlussklassen tätig und sucht immer wieder das Gespräch mit den Jugendlichen. „Sie machen ihren Weg, wenn man ihnen aufs Gleis geholfen hat“, kann er seit Jahrzehnten beobachten. Viele seiner ehemaligen Schülerinnen und Schüler seien mittlerweile in führenden Positionen in Bretten tätig und schicken wiederum ihre Auszubildenden an die Beruflichen Schulen.
Mehr Teile der Serie zu den Beruflichen Schulen Bretten finden Sie hier.

Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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