Ökumenischer Hospizdienst Bretten eröffnet Büro
„Dem Sterben die Würde zurückgeben“
Bretten (kuna) Noch unscheinbar und etwas verborgen liegt die neue Geschäftsstelle des Ökumenischen Hospizdienstes Bretten. Sie befindet sich im Promenadenweg 31, über dem evangelischen Kindergarten „Senfkorn“. Dort soll, sobald alles eingerichtet und ausgeschildert ist, eine feste Anlaufstelle für Ratsuchende rund um das Thema Tod und Sterben für Bretten und Umgebung entstehen. Besetzen wird das Büro Sophie Warning.
Neues Büro als feste Anlaufstelle für Ratsuchende
Der Hospizdienst sei bisher im evangelischen Altenpflegeheim "Im Brückle" erreichbar gewesen, erklärt Pfarrer Harald-Mathias Maiba. „Nach langer Zeit bietet sich jetzt die Möglichkeit, dass wir einen Ort für ein Büro gefunden haben“, so der Geistliche weiter. Die Arbeit der ehrenamtlichen Sterbebegleiter sei in vergangener Zeit erschwert gewesen, berichtet er, besonders die Corona-Maßnahmen hätten einen „Einschnitt“ dargestellt. „Wir möchten als Hospizdienst wieder präsent werden und den Menschen einen festen Ort bieten, an dem sie wissen, dass sie uns erreichen können,“ bekräftigt der Pfarrer.
Schwierigkeiten durch die Corona-Pandemie
„Während Corona hat das Hospizzimmer im Haus "Im Brückle" eröffnet (wir berichteten)“, erinnert sich Maiba, „kurz darauf kam es zum Lockdown.“ Die strengen Corona-Regeln hätten die Arbeit erschwert, den Sterbebegleitern sei der Kontakt zu den Sterbenden untersagt worden. Sie hätten sich dennoch engagiert, den Kontakt beispielsweise telefonisch gehalten. Bernhard Strauß vervollständigt das Bild: „Das Team der Ehrenamtlichen ist während Corona geschrumpft. Sie wollten sich teilweise auch selber schützen.“ Die Tätigkeit werde vor allem von älteren Menschen ausgeübt, erläutert er.
Begleitung beim Sterben und Trauern
Das Büro der Geschäftsstelle wird von Sophie Warning besetzt. Sie habe viel Erfahrung mit der Hospizarbeit, berichtet Maiba. Und Warning gibt in der Folge selbst einen Einblick in die Tätigkeit im Hospizdienst: „Die Sterbebegleiter kümmern sich immer um einen Menschen und dessen Angehörige. Die Besuche finden in der Regel ein- bis zweimal in der Woche statt. Wenn es zum Ende hin geht, können die Besuche auch erweitert werden, beispielsweise über Nacht stattfinden.“ Nicht nur Sterbenden, sondern auch Trauernden würden die Ehrenamtlichen beiseite stehen. Robert Austen, Leiter des Trauer-Cafés, beschreibt die Aufgabe folgendermaßen: „Da sein, hinhören und nochmal hinhören. Und an die Angehörigen vorsichtig Rat geben. Das heißt, Möglichkeiten zu eröffnen. Indem man sich gemeinsam fragt: Was könnte Ihnen helfen?“
"Männliche Mitarbeiter erwünscht"
Derzeit habe der Hospizdienst „sechs einsatzfähige Ehrenamtliche“, so Warning. „Die Sterbebegleiter sind überwiegend weiblich, es sind aber ausdrücklich männliche Mitarbeiter erwünscht“, betont sie. Vor ihrem Einsatz würden die Ehrenamtlichen durch mehrwöchige Schulungen intensiv vorbereitet. „Es ist wichtig, dass sie sich mit dem eigenen Tod auseinandersetzen und wenig Furcht vor dem Thema haben“, sagt sie. In der Familie sei es oft schwer, über das Sterben zu sprechen. Die Sterbebegleiter seien neutral und nicht in das Familiensystem involviert. „Sie können auch Brücken bauen. Zum Beispiel können sie bei Krisen in der Ehe oder bei Problemen zwischen Angehörigen vermitteln“, fährt sie fort. Wichtig sei es, nicht ständig in der Familie präsent zu sein, sondern Distanz zu wahren. Um „die Balance nicht zu verlieren“, würden die Ehrenamtlichen durch den Hospizdienst begleitet.
Von Hospizzimmer bis Trauer-Café
Wie Bernard Strauß betont, möchte der Hospizdienst das Thema Sterben ins Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen. „Dazu gehört auch, dass man weiß, dass es verschiedene Möglichkeiten für das Sterben gibt. Dass auch das Sterben zuhause möglich ist.“ Pfarrer Ralf Bönninger fügt hinzu: „Wir möchten dem Sterben die Würde zurückgeben und menschenwürdiges Sterben ermöglichen.“ Dafür verfüge der Hospizdienst über verschiedene Angebote, darunter das Hospizzimmer im Seniorenzentrum „Im Brückle“. Vor Corona sei der Hospizdienst auch auf der Palliativstation in der Rechbergklinik präsent gewesen, „das ist durch Corona schlagartig weggefallen“, so Bönninger. Auch das Trauer-Café, das dem Austausch der Angehörigen dient, sei ausgebremst worden und laufe nun langsam wieder an, zunächst mit internen Treffen. In naher Zukunft sei aber auch eine Öffnung des Cafés wieder in Sicht, ist sich Bönninger sicher.
Ein Raum für Gespräche
Bislang besteht das kleine Büro von Warning nur aus Stuhl und Tisch. Der Hospizdienst hat aber schon ein genaues Bild vor Augen, wie der Raum in Zukunft aussehen soll. Dazu gehört etwa eine Sitzecke für Beratungsgespräche. „In der Geschäftsstelle wird es die Möglichkeit geben, Beratungen zum Thema Sterben und Tod zu führen“, so Warning, „auch über Dinge wie etwa die Patientenverfügung kann man dort sprechen." Besetzen möchte sie das Büro, wenn alles fertig ist, an drei Vormittagen in der Woche.
Autor:Kathrin Kuna aus Bretten |
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