Neue Doppelspitze nach 14 Jahren
Der Brettener Tafelladen hat eine neue Leitung

Cornelia Kaiser und Jörg Amend sind das neue Führungsduo bei der Tafel in Bretten.  | Foto: hk
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Bretten (hk) Ein neues Kapitel beginnt für die Tafel in Bretten. Seit dem 1. April hat die Sozialeinrichtung in der Weißhoferstraße 65 eine neue Doppelspitze. Nach 14 Jahren hauptamtlicher Leitung hat Eva Bajus sich dazu entschlossen, die Tafelführung in neue Hände zu übergeben und sich neuen beruflichen Herausforderungen zu widmen. Ebenfalls Abschied genommen hat die stellvertretende Leiterin Petra Brugger, die nach neunjähriger Tätigkeit eine Position in der Verwaltung des Diakonischen Werks angenommen hat. Mit Cornelia Kaiser und Jörg Amend stehen nun zwei neue Köpfe an der Spitze.

Arbeitsabläufe optimieren und Kontakte zu Handel pflegen

Kaiser übernimmt als hauptamtliche Leiterin die Verantwortung und wird die Position in Vollzeit ausfüllen. Als stellvertretender Leiter tritt Jörg Amend auf den Plan und wird seine Kollegin mit einer halben Stelle unterstützen. Gemeinsam werden Kaiser und Amend sich um die Arbeitseinteilung der ehrenamtlichen Helfer und Fahrer kümmern, die Arbeitsabläufe in der Tafel optimieren und den reibungslosen Warenverkauf sicherstellen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ihrer Aufgabe besteht in der Kontaktpflege zu den Discountern, Bäckereien und anderen Lieferanten, die die Tafel mit Lebensmitteln versorgen. Auch Achim Lechner, Leiter des Diakonischen Werks Bretten, äußerte seine Freude über das neue Führungsduo. Demnach kam die Besetzung dieser Positionen erst nach mehreren Ausschreibungen zustande.

"Ich wollte Menschen helfen und nicht mehr nur Dienstleister sein“

Die 50-jährige Cornelia Kaiser stammt aus Walzbachtal-Wössingen, ist gelernte Fleischereifachverkäuferin und hatte zuvor eine Führungsposition in der Metzgerei eines deutschen Lebensmitteleinzelhändlers inne. Sie schätze die Dynamik ihrer neuen Arbeit, da jeder Tag neue Herausforderungen und Überraschungen mit sich bringe, sagt sie. Besonders die Möglichkeit, im Kontakt mit ihrer Kundschaft etwas bewegen zu können, habe sie dazu motiviert, sich für diese Position zu bewerben. „Die Menschen sind dankbar und froh, wenn sie in der Tafel etwas bekommen. Ich wollte Menschen helfen und nicht mehr nur Dienstleister sein“, betont sie.

Toller Einstieg mit Fachfrau an der Seite

Jörg Amend war als promovierter Agrarwissenschaftler über 20 Jahre im Entwicklungsdienst im Ausland tätig. Während dieser Zeit habe er viel mit Obst- und Gemüseanbau zu tun gehabt. Der 62-Jährige verbrachte aber die letzten zehn Jahre als Hausmann, bestätigt er im Pressegespräch. Amend zeigt sich äußert zufrieden über die Zusammenarbeit mit Kaiser und betont, dass es für ihn ein toller Einstieg war. „Es ist großartig, dass Conny den Einzelhandelsblick mitbringt. Für mich war es ein gelungener Einstieg, weil ich wusste, dass ich eine Fachfrau an meiner Seite habe, die alles im Griff hat“, erklärt er. Jörg Amend wird sich unter anderem um die Prozessoptimierung kümmern. Als Beispiel für einen der Prozesse nennt er die Bereiche Fahrdienste und Logistik, in denen es etwa um die Beschaffung von Lebensmitteln, Tourenplanung sowie die Sortierung der Lebensmittel geht.

Ehrenamtliche gesucht

Weil bei der Tafel einige Ehrenamtliche altersbedingt aufgehört haben, hoffe man nun auf die Unterstützung weiterer freiwilliger Helfer. Amend zollt den aktiven Ehrenamtlichen großes Lob: „Die sind top“, betont er. Derzeit würden sich rund 30 Ehrenamtliche regelmäßig engagieren, darunter zehn Frauen aus der Ukraine sowie ein junger Mann im Bundesfreiwilligendienst, der „für uns als vollwertiger Mitarbeiter zählt“, ergänzt Kaiser. Eine weitere Herausforderung sei, so Lechner, nach wie vor der Mangel an Lebensmittelspenden. Das neue Team plane, auf Discounter zuzugehen und nachzufragen, ob noch mehr Unterstützung möglich sei.

Privatspenden weiter willkommen

Privatspenden würden natürlich die Arbeit in der Tafel verändern, erklärt Lechner. Bisher hing man hauptsächlich von Lebensmittelabgaben der Supermärkte ab. Das Einräumen und Auszeichnen dieser Lebensmittel sei relativ einfach gewesen, da oft gleiche Produkte vorhanden waren. Durch Privatspenden erhalte die Tafel jedoch eher Einzelprodukte oder Waren in geringer Anzahl. Das stelle die Tafel vor die Herausforderung, die verfügbaren Einzelprodukte gerecht zu verteilen. „Wenn wir am Tag fünf Packungen Milch zum Verkauf anbieten können, ist das schon ein guter Tag“, verdeutlicht Kaiser die Problematik. „Da kann man sich ausrechnen, wie lange die Milch reicht, wenn in regelmäßigen Abständen Kunden hereinkommen.“ Um den Kundenfluss zu regulieren, wurde bereits während der Corona-Pandemie ein System entwickelt: Durch feste Einkaufszeiten könne die Anzahl der Kunden, die sich gleichzeitig im Laden aufhalten, auf maximal acht bis zehn Personen begrenzt werden.

"Sozialstaatlichkeit reicht nicht aus"

Laut Lechner habe die Tafel letztes Jahr ein Minus von 25.000 Euro verzeichnet – und den Verlust mit Eigenmitteln aufgefangen. „Wir tun das gerne, denn wir wissen, dass das Geld gut aufgehoben ist. Das geht aber nur so lange gut, so lange Geld da ist.“ Auch deshalb hoffe man auf größere Warenspenden und somit vollere Regale. Lechner betont: „Wir sind keine Vollversorger. Wir können nur das weitergeben, was gespendet wird.“ Letztendlich sei es jedoch ein Ärgernis, dass viele Menschen auf die Tafel angewiesen seien. "Die Sozialstaatlichkeit reicht nicht aus", meint Lechner.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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