Initiative „Wohnraum für alle“ der Diakonie trägt Früchte
Ein Haus für acht

Familie Mohammad mit Jutta Sagner (stehend), Heike Mair (davor), Stefan Murr (3. von rechts) und Johanna Kreppein  (2. von rechts). | Foto: ger
  • Familie Mohammad mit Jutta Sagner (stehend), Heike Mair (davor), Stefan Murr (3. von rechts) und Johanna Kreppein (2. von rechts).
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Bretten (ger) Eine gemütliche Kaffeerunde hat sich auf der großen Terrasse zusammengefunden: Die Gastgeberfamilie Mohammad hat Obst und Kekse aufgetischt, man schlürft mit Kardamom verfeinerten süßen Kaffee und plaudert. Die Mohammads, Vater Mahmmod, Mutter Nadja und die sechs Kinder, haben Besuch von ihren Vermieterinnen Heike Mair und Jutta Sagner, von Johanna Kreppein, die seit Jahren mit der Familie befreundet ist, und von Stefan Murr von der Diakonie in Bretten. Im März dieses Jahres ist die Familie, die vor fünf Jahren aus Damaskus nach Deutschland geflohen ist, in das Haus am Rande der Innenstadt gezogen, nachdem sie zuvor in der Nähe in zwei Zimmern gewohnt hat. Zustande kam das Mietverhältnis über die Initiative „Wohnraum für alle“, die das Diakonische Werk, die Dr. Gaide-Stiftung und die evangelische Kirchengemeinde in Bretten initiiert haben.

Wohnungsnot kontra Leerstand

Der Wohnungsmarkt ist derzeit mehr als angespannt. Auch Menschen mit gutem Einkommen tun sich schwer, eine Bleibe zu finden. Wie schwierig ist es aber erst für Menschen mit geringem Einkommen, für Alleinerziehende, für Personen, die von Altersarmut betroffen sind, oder für kinderreiche Familien? Auf der anderen Seite gibt es relativ viel leerstehenden Wohnraum. Die Gründe dafür sind unterschiedlich: Manche Eigentümer fürchten, dass die Miete nicht regelmäßig gezahlt wird oder dass die vier Wände nicht pfleglich behandelt werden, manche möchten sich einfach nicht die Arbeit zumuten, die das Vermieten macht, andere wiederum sind finanziell unabhängig und können es sich leisten, die Wohnung leer stehen zu lassen.

Dauerhafte Begleitung des Mietverhältnisses

Hier setzt die Initiative an: Stefan Murr koordiniert „Wohnraum für alle“. Er bringt den Vermieter mit den passenden Mietern zusammen und begleitet das Mietverhältnis auch dauerhaft. Ehrenamtliche Wohnungspaten fungieren als Ansprechpartner für beide Parteien und besuchen die Mieter auch regelmäßig in der Wohnung. Für Familie Mohammad hat Johanna Kreppein dieses Amt übernommen. Um finanzielle Risiken aufzufangen, hat sich die Initiative einige Partner ins Boot geholt: Die Brettener Stadtwerke, die Städtische Wohnungsbau GmbH, die Stadt Bretten, der evangelische Kirchenbezirk Bretten-Bruchsal sowie die römisch-katholische Kirchengemeinde Bretten-Walzbachtal zahlen in einen Fonds ein, aus dem bei Bedarf Mietausfallzahlungen oder Mietkautionen übernommen werden.

"Familie passt sehr gut hierher"

Die Schwestern Heike Mair und Jutta Sagner haben im Mitteilungsblatt der Kirche von „Wohnraum für alle“ gelesen und sich davon angesprochen gefühlt. Sie suchten Mieter für ihr Elternhaus. Die Vertrauensbasis, auf der das Mietverhältnis aufbaut, die Begleitung durch die Diakonie und die Wohnungspaten, das alles habe sie überzeugt. Die Schwestern finden es gut, dass sie damit einer Großfamilie ein geräumiges Domizil zur Verfügung stellen können. „Auf unsere Inserate hatten sich auch viele einzelne Personen gemeldet. Dafür ist das Haus doch zu groß. Die Familie passt doch sehr gut hierher“, bringt es Jutta Sagner auf den Punkt.

Von Familie adoptiert

Das wird auch deutlich, als die Besucher nach dem Kaffee noch durchs Haus geführt werden. Alles ist adrett und ordentlich. Die Kleinen, der sechsjährige Süleyman und der neunjährige Mohammad, zeigen stolz ihr Rennautobett. Navaf, elf Jahre alt, erzählt, dass er gerne Fußball spielt, während die zwölfjährige Nasrin, das einzige Mädchen, auf die Frage, wie es mit so vielen Brüdern ist, nur salomonisch lächelt. „Wir Frauen halten zusammen“, beteuert Johanna Kreppein, die schmunzelnd anmerkt, dass sie von der Familie als Oma adoptiert worden sei. Für Ahmed, 15, und Diyar, 16, hat der Vater im Flur mit Schränken als Raumteilern zwei Nischen mit Schreibtischen geschaffen. Und die Eltern haben nun endlich ein eigenes Schlafzimmer, in denen sich Vater Mahmmod nach seiner Schichtarbeit bei einem Industriebetrieb in Gölshausen ausruhen kann.

Passend für alle Beteiligten

„Das macht schon glücklich, dass das hier so gut funktioniert“, strahlt Stefan Murr. Ihm ist es sehr wichtig, dass es für alle Beteiligten passt. „Ich würde niemals eine Wohnung vermitteln, wenn ich bei den Vorgesprächen ein komisches Gefühl hätte.“ Schon fünf Mietverhältnisse seien seit letztem Herbst zustande gekommen, obwohl die Corona-Pandemie einiges ausgebremst hat. „Wir haben immer noch eine lange Liste von Wohnungssuchenden. Wir sind froh über Wohnungen und Häuser in allen Größenordnungen, die uns angeboten werden.“

Weitere Informationen zur Initiative "Wohnraum für alle" gibt es beim Diakonischen Werk in Bretten, Stefan Murr, Telefon 075252/58690-46 oder -0, stefan.murr@diakonie-laka.de.

Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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