In Bretten zuhause 2017: Svenja Vetter begleitet Menschen mit Handicap im Wohnheim der Lebenshilfe
(cs) Der Duft nach Punsch und frisch gebackenen Keksen weht durchs Haus in der Brettener Hirschstraße. Der Tisch im gemütlichen Wohnzimmer mit der Couch und der bunten Fotowand ist bereits gedeckt. Nacheinander treffen dort die Bewohner des Lebenshilfe-Wohnheims ein.
Es ist 15.45 Uhr - nach einem Tag in den Lebenshilfe-Werkstätten in Bretten und Gölshausen sind die Bedürfnisse der Menschen mit Handicap ganz unterschiedlich. Die einen möchten sich mitteilen, andere wollen lieber ihre Ruhe. Gemeinsam mit ihren Betreuerinnen Sarah Dähne, Auszubildende zur Heilerziehungspflegerin im dritten Jahr, und Svenja Vetter, die ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ) absolviert, sitzen sie um den großen Tisch und unterhalten sich. Sven Hecker, der Wohnheim-Leiter, steckt den Kopf herein und setzt sich dazu.
Tagsüber wird es still
Wie sieht eigentlich so ein Tag im Wohnheim aus? „Los geht’s bei uns morgens um 6.30 Uhr, da werden die Bewohner geweckt. Die Betreuer unterstützen dann bei der Körperpflege, wenn es nötig ist. Viele sind aber sehr selbständig“, erzählt der 27-Jährige. Dann gibt es ein gemeinsames Frühstück. Insgesamt sind es vier Gruppen, in denen je sechs bis acht Bewohner leben und wohnen. Jede Gruppe wird von zwei Fachkräften betreut, das sind Heilerziehungspfleger, Altenpfleger sowie Gesundheits- und Krankenpfleger, die von Azubis und FSJlern unterstützt werden. Mit Bussen fahren die 31 Bewohner um 8 Uhr dann zu den beiden Lebenshilfe-Werkstätten. Tagsüber wird es still im Wohnheim.
Nachmittags ist Entspannung angesagt
Erst gegen 15.45 Uhr bringen die Fahrdienste alle Bewohner zurück in die Hirschstraße. Nach einer gemeinsamen Kaffeerunde ist dann Entspannung angesagt: Chillen im eigenen Zimmer, spielen, Musik hören oder ein bisschen sporteln auf dem Hometrainer - je nach Gusto. Um 18 Uhr essen alle gemeinsam zu Abend. Später wird zum Beispiel die Wäsche verteilt und einsortiert, TV geschaut oder gelesen. Gegen 22 oder 23 Uhr gehen die Bewohner dann zu Bett. Das ist auch die Zeit des Schichtwechsels: Die Nachtwache übernimmt, sodass rund um die Uhr jemand da ist.
Hilfe für ein selbstbestimmtes Leben
Abwechslung in den Alltag bringen vielfältige Freizeitangebote: Tanzen, Trommeln oder Kegeln mit anschließendem Pizzaessen. Im Sommer wird der Grillplatz im Wohnheimgarten genutzt und ein Fest für die Bewohner und deren Angehörige und Freunde gefeiert. Aber auch am öffentlichen Leben in Bretten nehmen die Menschen mit Handicap teil. Egal ob Peter- und Paul-Fest, Faschingsumzug oder Weihnachtsmarkt, Kino-, Konzert- oder Theaterbesuche. Die Bewohner aus der Hirschstraße sind dabei. „Uns ist wichtig, dass die Bewohner ein möglichst selbstbestimmtes Leben führen können - wir helfen ihnen dabei. Jeder braucht etwas anderes – wir begleiten sie in wertschätzender und einfühlsamer Weise“, betont Sven Hecker.
Im freiwilligen sozialen Jahr Lebenserfahrung gesammelt
Svenja Vetter hilft Daniel gerade beim Essen. Das gehört zu ihren Aufgaben als FSJlerin. Aber auch Begleitung zu Arztbesuchen, Unterstützung der Fachkräfte in der Pflege sowie eigenständige Durchführung von Freizeitangeboten sind Tätigkeiten eines FSJlers. Was reizt die 16-Jährige am Freiwilligen Sozialen Jahr? “Ich bekomme viel zurück, ein Strahlen oder Lächeln – es ist eine sinnvolle Überbrückung, bei der ich viel Lebenserfahrung sammeln kann“, erzählt Svenja. Sie sei selbständiger und reifer geworden. Das bemerkte auch ihre Familie. „Meine Tante sagte mir, ich sei voll erwachsen geworden. Ein FSJ kann ich jedem empfehlen, der vielleicht noch nicht weiß, was er machen möchte.“ Sie selbst plant, eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin bei der Lebenshilfe Bruchsal-Bretten zu machen.
Weitere Infos unter: www.lebenshilfe-bruchsal.de
Autor:Chris Heinemann aus Bretten |
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