Islam und Islamismus: Gelingende Verständigung überzeugend vorgeführt
Ibrahim Ethem Ebrem liefert Überblick über Islam und Islamismus.
Bretten (gh) Innerhalb der Veranstaltungsreihe „Bretten im Dialog“ hatten der Internationale Freundeskreis DAF und die Volkshochschule Bretten am 25. April zu einem Vortrag zum Thema „Islam und Islamismus in Deutschland“ eingeladen. Der Referent Ibrahim Ethem Ebrem ist politischer Bildungsreferent der Landeszentrale im Bereich Extremismusprävention und hat sich in dieser Funktion dem Thema gestellt. Gekommen waren circa 60 Besucher, die dem Vortrag interessiert folgten.
Vielfalt des Islam
Ebrem gelang es in einem ersten Schritt, den Islam in seiner breiten Vielfalt sowohl in der weltweiten Verbreitung als auch in Deutschland sehr differenziert darzustellen. Die Zuhörer erhielten dabei Einblicke in Theologie und Traditionen, in Entstehungsgeschichte und auch in Problembereiche des Islam. Die „gelebte Vielfalt“ des Islam sei zwar für Nichtmuslime verwirrend, aber auch ein positives Zeichen dafür, dass in der Glaubenspraxis der Streit um die „wahre“ Religionsausübung keine große Rolle spiele. Danach widmete er einen zweiten Teil der Analyse dem Islamismus, die weit über die Beschreibung eines Phänomens hinausging. Inhaltliche Grundausrichtungen und traditionelle Haltungen islamistischer Bewegungen wurden sehr gut und verständlich erklärt.
Salafismus als islamistische Bewegung
In seinem dritten Teil wurde dann der Salafismus als die bekannteste islamistische Bewegung in Deutschland in Zitaten auseinander genommen. Interessant war die Schlussfolgerung, dass die Öffentlichkeit in Deutschland in den letzten Jahren fast ausschließlich den Salafismus wahrnimmt, die große Vielfalt des Islam aber dahinter verschwindet. Dabei macht der Salafismus in Zahlen gerade mal 0,15 Prozent aller Muslime aus. Diese verschobene Wahrnehmung verbunden mit der Angst vor einer vermeintlichen Islamisierung sei das derzeitige Problem. Auch die Wahrnehmung der vermeintlichen Islamisierung wurde von Ebrem gut erklärt: Die notwendige Auseinandersetzung der religiösen Traditionen des Islam mit der deutschen Kultur und mit politischen Strukturen sei einfach ein wichtiger Prozess, der Zeit brauche. Und dabei seien einige Probleme auch durch unterschiedliche Regelungen in den Bundesländern begründet. Schließlich gehe es einfach das Grundrechts auf freie Religionsausübung.
„Wir haben 50 Jahre lang die Verständigung verschlafen“
Nach knapp zwei Stunden Information gab es engagierte Wortmeldungen von Muslimen und Christen im Publikum. Und schnell war man sich trotz unterschiedlicher Positionen darin einig, dass man mehr Informationen über die jeweils andere Religion braucht, um das gegenseitige Verständnis weiter voran zu bringen. „Wir haben 50 Jahre lang die Verständigung verschlafen“, so Ebrem, dies gelte es nun aufzuholen. Nach einem Einblick in seine Familiengeschichte erhielt Ibrahim Ethem Ebrem einen begeisterten Applaus aller Anwesenden. Und dies ist bei so einem heiß diskutierten Thema keine Selbstverständlichkeit. Seine Hoffnung auf eine gelingende Verständigung durch Information wurde damit überzeugend unterstrichen.
Organisator Gerhard Junge-Lampart lobte in seinem Schlusswort die sehr differenzierte Darstellung des Islam und wünschte Bretten eine weiter so gute Fortsetzung des Dialogs.
Autor:Havva Keskin aus Bretten |
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