Keiner soll alleine sein: Kostenloses Weihnachtsessen ließ die Einsamkeit vergessen
(ch) Für viele war das kostenlose Weihnachtsessen am vergangenen Sonntag ein Wiedersehen unter guten Bekannten. Aber es gab auch einige neue Gesichter.
„Ich habe zu meiner Freundin gesagt, da gehen wir hin und - es ist wunderschön“, begeisterte sich zum Beispiel Ulrike Stäb, die ebenso wie Hilde Krüger zum ersten Mal dabei war. Wie die beiden alleinstehenden Damen aus Flehingen genossen auch die meisten anderen der über 70 Besucher, darunter auch wieder Familien mit Kindern, sichtlich die gute Stimmung. Dabei konnten sie für ein paar Stunden ihre durch Alter, Krankheit, Mittellosigkeit oder private Schicksalsschläge verursachte Einsamkeit vergessen.
Familiäre Atmosphäre in der Stadtparkhalle
Erstmals fand die von Uli Lange und seinem Kuratorium „Festival der guten Taten“ im Rahmen der „Aktion Mensch“, der Brettener Woche sowie von Sponsoren und vielen freiwilligen Helfern bereits im siebten Jahr ermöglichte Veranstaltung unter dem Motto „Keiner soll alleine sein“ mitten in Bretten in der Stadtparkhalle statt. Mit der Folge, dass es ein wenig enger zuging, aber dafür auch familiärer.
Uli Lange mahnt zu gegenseitiger Achtung
Ein Weihnachtsessen „der gegenseitigen Achtung, des Respekts, der Freundschaft und vor allem des Miteinanders“, nannte es Uli Lange in seiner Begrüßung. Darin richtete er auch Grüße von Kuratoriumsmitglied Martin Holler aus Nürnberg aus, der wie immer das Essen sponserte, diesmal jedoch wegen einer kurzfristigen Erkrankung nicht anwesend sein konnte. Dann gab Uli Lange das reichhaltige, diesmal von der Metzgerei Geist zu einem, wie er betonte, „sehr sozialen Preis“ zubereitete Büffet frei.
OB Martin Wolff wünscht Glück
Während die Gäste, von denen viele sich ein solches Festmahl nie hätten leisten können, bei frischen Salaten, verschiedenen Braten, Nudeln, Kräuterkartoffeln, buntem Gemüse sowie süßen Desserts und den traditionell von Getränke Vogel gespendeten Erfrischungen herzhaft zugriffen, erinnerte Oberbürgermeister Martin Wolff in seiner kurzen Ansprache daran, „dass die dunkelste Nacht vom Schein einer einzelnen Kerze erhellt werden kann.“ Er fügte hinzu: „Wir selbst sind in der Lage, die Welt zu erleuchten – mit unserer Freundlichkeit, unserer Güte, unserer Anteilnahme, unserer Liebe und der Kraft der Vergebung.“ Den Besuchern wünschte er „ein Quäntchen Glück bei allem, was Sie sich vornehmen“ und ermunterte sie, untereinander neue Bekanntschaften und Freundschaften zu knüpfen.
Sorgen und Nöte von der Seele geredet
Eine Anregung, die sich ein älterer Weststadtbewohner bereits zu Herzen genommen hat, wie er verriet: „Ich habe schon bei der letzten Veranstaltung jemand zum Gespräch gefunden.“ Passend dazu intonierte das sechsköpfige Chorlecithin-Ensemble „Zeitlos“ den Zillertaler Schürzenjäger-Hit „Wir alle sind Engel füreinander“. Nach dem Essen bei Kaffee und dem von den Bäckereien Gerweck und Stiefel spendierten Weihnachtsgebäck war Gelegenheit, sich Sorgen und Nöte von der Seele zu reden. Michael Häfele (Name geändert) zum Beispiel erzählte von seiner Kündigung, seinem vergeblichen Versuch, als Seemann anzuheuern, und wie er sich momentan mit gelegentlichen Renovierungen und Reparaturen durchs Leben schlägt. Wie es weitergehen soll, wenn seine kleinen Ersparnisse aufgebraucht sind, weiß der 40-Jährige nicht.
Duo Eigl-Bahlinger sorgt für Schunkelrunden
Derweil ging OB Wolff durch die Reihen, drückte viele Hände und spendete, wo nötig, persönlich Trost. Auch eine kleine Bescherung gab es wieder, bei der Uli Lange Schoko-Weihnachtsmänner verteilte. Zwischendurch sorgte Doris Eigl, begleitet von Simon Bahlinger am E-Piano, mit Zarah Leander-Ohrwürmern für Mitklatschen und Schunkelrunden. Zwei Paare schwangen sogar das Tanzbein. „Das war Spitze“, rief eine begeisterte Besucherin und eine andere pflichtete ihr bei: „So wie heute sollte es jeden Tag sein.“
Fleißige Helfer und begeisterte Gäste
Zu diesem Zeitpunkt hatten die die fleißigen Helfer des Vereinigten Gesangvereins unter ihrer rührigen Vorsitzenden Ruth Polzer und Helfer-"Managerin" Lotte Grauer in der Küche bereits den Abwasch erledigt. DRK-Bereitschaftsleiterin Claudia Schmidt kümmerte sich mit ihren drei Kollegen darum, dass diejenigen Gäste, die nicht mehr gut zu Fuß waren, sicher mit dem DRK-Bus wieder nach Hause fanden. Für Ulrike Stäb und Hilde Krüger aus Flehingen stand fest: „Nächstes Jahr kommen wir wieder.“
Alle Fotos: Chris Heinemann
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Autor:Chris Heinemann aus Bretten |
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