Näher dran am Alltag vieler Menschen: Diakonie-Dienststellenleiter Achim Lechner über Vorteile des neuen Standorts

Achim Lechner, Dienststellenleiter des Diakonischen Werks Bretten. Foto: ch
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Mit dem Umzug des Diakonischen Werks Bretten zu Jahresbeginn hat sich für die Mitarbeiter und Klienten einiges verändert. Dienststellenleiter Achim Lechner benennt im Gespräch mit Chris Heinemann die Vorteile des neuen Standorts, spricht über soziale Veränderungen und kündigt ein neues Projekt an.

BRETTEN (ch) Mit dem Umzug des Diakonischen Werks Bretten zu Jahresbeginn hat sich für die Mitarbeiter und Klienten einiges verändert. Dienststellenleiter Achim Lechner benennt im Gespräch mit Chris Heinemann die Vorteile des neuen Standorts, spricht über soziale Veränderungen und kündigt ein neues Projekt an.

Herr Lechner, wie fühlen Sie sich in Ihrem neuen Domizil?
Achim Lechner: Ich fühle mich wohl. Es ist ein ganz anderes Gefühl, morgens zur Arbeit zu kommen.

Wenn Sie den alten und den neuen Arbeitsplatz vergleichen, was hat sich verbessert?
Wir haben jetzt mehr Platz und die Abläufe sind ruhiger geworden. Zum Beispiel konnten wir den Wartebereich entzerren. Während früher alles im Treppenhaus stattfand, haben wir jetzt mehrere Wartebereiche und ein neu gestaltetes Sekretariat, in dem besser auf die verschiedenen Bedürfnisse der Klienten eingegangen werden kann.

Vermissen Sie nicht auch ein bisschen die Altstadt?
Ja, die Innenstadtlage war schon toll. Und das historische Gebäude hatte auch eine Ausstrahlung. Aber der Umzug war einfach notwendig, weil es in den alten Räumen aus Gründen des Platzes, der Technik und des Brandschutzes nicht mehr ging. Der Wechsel macht sich jetzt auch bei den Mitarbeitern in einem Plus an Zufriedenheit bemerkbar.

Vorher lag das Rathaus in Sichtweite, jetzt hat sich die Entfernung zur Stadtverwaltung vergrößert – ist das ein Nachteil?
Nein. Dafür liegen jetzt das Technische Rathaus und das Jobcenter gegenüber. (lacht) Im Ernst, durch die technischen Möglichkeiten lässt sich die räumliche Distanz heutzutage gut überbrücken.

Welche Erwartungen verbinden Sie mit der neuen Lage am Rand der Innenstadt?
Wir können künftig mehr Gruppenangebote machen. Und dadurch, dass jetzt die Suchtberatung der Heidelberger Stadtmission mit im Haus ist, ergibt sich sicher eine noch bessere Zusammenarbeit. Zum Beispiel können wir Menschen, die in unsere Beratung kommen, bei Bedarf auf kurzem Weg direkt im Haus an die Kollegen der Suchtberatung weitervermitteln. Und das passiert natürlich auch umgekehrt. Die gegenseitige Weitervermittlung auch innerhalb unserer eigenen Fachbereiche kommt sehr oft vor. Denn wir haben sehr viele Fälle, wo es nicht nur um ein Problem geht, sondern mehrere Probleme zusammenkommen.

Welche Stellung hat eigentlich das Diakonische Werk Bretten aktuell im Kreis der sozialen Institutionen in der Stadt?
Die Bedeutung des Diakonischen Werks ist sicher ursprünglich mit der evangelischen Kirchengemeinde gewachsen. Aber was wir jetzt tun, steht allen Menschen in Bretten und Umgebung offen. Mit dem neuen Standort haben wir auch erreicht, dass wir gut an den ÖPNV angebunden sind und trotzdem stadtnah bleiben. Und mit der Nähe zu den Einkaufsmöglichkeiten im Kraichgau-Center sind wir sicher auch ein Stück näher dran am Alltag vieler Menschen.

Wie ist denn die soziale Lage in Bretten momentan? Merken Sie Veränderungen?
Wir erleben in den letzten Jahren die Wohnungsnot zunehmend als Problem, das Familien und Einzelpersonen stark belastet. Entweder weil Mieten nicht mehr bezahlt werden können oder weil die Menschen keinen bezahlbaren Wohnraum finden. Und wir erleben leider auch, dass Menschen aufgrund von Sanierung und Abriss von sozialem Wohnraum in Bretten auf der Strecke bleiben. Die kommen dann bei uns an. Was wir als sehr problematisch erleben, weil wir oft auch keine Lösung in der Hinterhand haben. Wir spüren alle, dass Bretten wie die gesamte Region ein Zuzugsgebiet ist. Auch dadurch steigen die Fallzahlen.

Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die Arbeit des Diakonischen Werks?
Mit dem Tafelladen und dem Kaufhaus W54 haben wir darauf schon zu Zeiten der Wirtschaftskrise reagiert. Und gerade im Tafelladen spüren wir ganz deutlich, dass die Zahl der Arbeitslosengeld-II-Empfänger zurückgegangen ist und sich hin zu Rentnern, sprich Altersarmut, verschoben hat. Dadurch bleibt uns diese Arbeit leider erhalten. Aber wir schauen natürlich nicht nur auf die Armut, sondern auf alle gesellschaftlichen Entwicklungen mit dem daraus folgenden Unterstützungs- und Beratungsbedarf, von der Schwangerenberatung über die Erziehungsberatung bis zum Sozialpsychiatrischen Dienst. Dieser Beratungsbedarf wird in jedem Fall bleiben.

Mal anders gefragt: Welchen Beitrag kann das Diakonische Werk leisten, damit der soziale Friede in der Stadt gewahrt bleibt?
Ich würde es umdrehen: Es ist deshalb hier so friedlich, weil es Organisationen wie uns gibt. Weil wir dafür sorgen, dass Menschen mit ihren Nöten kommen können und Gehör finden.

Reicht es aus, zuzuhören?
Zuhören ist ein wichtiger Bestandteil. Wir können nicht immer helfen. Und manchmal tut es den Menschen schon gut, wenn jemand zuhört und Verständnis zeigt.

Das heißt, manchmal müssen sie sich auch für nicht zuständig erklären?
Ja, zum Beispiel wird oft die Wohnungsnot an uns herangetragen. Aber dafür sind andere zuständig, die dringendst Abhilfe schaffen sollten. Trotzdem werden wir demnächst mit einem eigenen Projekt unseren Beitrag zur Linderung der Wohnungsnot leisten.

Darf man erfahren, worum es geht?
Wir werden versuchen, leerstehenden Wohnraum zu akquirieren und an Bedürftige zu vermitteln, und zwar schon ab Mai. Die Einzelheiten werden wir zu gegebener Zeit der Öffentlichkeit vorstellen.
Die Fragen stellte Chris Heinemann

Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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