Mit Parkinson leben, trotz Parkinson arbeiten
Behandlungsoptionen und Vereinbarkeit von Parkinson und Beruf
Zwischen 240.000 und 280.000 Menschen leben in Deutschland mit Parkinson1, einer der häufigsten neurologischen Erkrankungen. Die typischen Symptome Zittern, Bewegungsarmut und Muskelsteifigkeit treten vorwiegend ab einem Alter von 50 Jahren auf, doch die Zahl der jüngeren Patient*innen nimmt stetig zu. Nach wie vor ist die Krankheit nicht heilbar, weshalb die Behandlung darauf abzielt, ihr Fortschreiten zu bremsen, die Symptome zu lindern und Einschränkungen in der Lebensqualität zu begrenzen. Dabei spielen die unterschiedlichen medikamentösen und unterstützenden Therapien eine zentrale Rolle. Vor besondere Herausforderungen stellt Parkinson jene Betroffenen, die aktiv im Berufsleben stehen. Neben der medizinischen Behandlung stehen für sie Themen wie der Erhalt des Arbeitsplatzes und die finanzielle Absicherung im Vordergrund. Anlässlich des diesjährigen Welt-Parkinson-Tags (11. April) informieren Fachärzte und Experten der Deutschen Parkinson Vereinigung in der Sprechzeit.
Medikamente gegen den Dopaminmangel …
Wenn sich die ersten Symptome wie Zittern, Veränderungen im Gangbild oder eine Versteifung der Muskulatur zeigen, ist die Krankheit bereits seit Jahren vorangeschritten. Denn der Niedergang von Zellen im Gehirn, die den für unsere Bewegungsfähigkeit wichtigen Botenstoff Dopamin produzieren, setzt allmählich und unbemerkt ein. Treten Symptome auf und kann eine Diagnose gestellt werden, kommt es darauf an, den Dopaminmangel auszugleichen und seine Folgen zu mindern. Dazu steht eine ganze Reihe wirksamer Medikamente zur Verfügung, die je nach Krankheitsverlauf und -dauer sowie abhängig von möglichen Komplikationen eingesetzt werden. Bei fortgeschrittener Erkrankung stellt die Festlegung einer individuell bestmöglichen medikamentösen Therapie Ärzt*innen und Betroffene immer wieder vor große Herausforderungen, besonders wenn Schwankungen der Medikamentenwirkung im Tagesverlauf eintreten. Doch selbst wenn Tabletten zunehmend schlechter wirken, stehen mit Medikamentenpumpen oder einer operativen Therapie noch Alternativen zur Verfügung.
… unterstützende Therapien gegen die Folgen
Ebenso wichtig wie die medikamentöse Therapie ist die Behandlung der Folgen des Dopaminmangels auf Körper, Geist und Psyche. Physiotherapie beispielsweise fördert die Beweglichkeit, Stabilität und Reaktionsfähigkeit. Studien weisen sogar darauf hin, dass ein frühzeitiger Beginn der Physiotherapie den Medikamentenbedarf reduzieren kann. Logopädie erhält die Fähigkeit der Patient*innen, sich verständlich mitzuteilen und trägt so vor allem zur gesellschaftlichen Teilhabe bei. Gegen die psychischen Folgen der Erkrankung wie die Entstehung einer Depression oder Psychose können psychotherapeutische Maßnahmen und – wenn nötig – zusätzliche Medikamente helfen. Ein neuer Ansatz ist die Multimodale Parkinson-Komplexbehandlung. Sie kombiniert die medikamentöse Therapie mit Elementen aus Physiotherapie und Physikalischer Therapie, Sport- und Ergotherapie sowie Neuropsychologie und Logopädie. Der Therapieplan wird dabei individuell auf die Bedürfnisse der Patient*innen und den Schweregrad der Erkrankung ausgerichtet.
Voll im Berufsleben – trotz Parkinson
Immer häufiger trifft die Diagnose Parkinson auch jüngere Menschen, die mitten im Berufsleben stehen. Neben der medizinischen Versorgung steht bei ihnen die Fragen nach der Vereinbarkeit von Erkrankung und Berufstätigkeit im Vordergrund: Habe ich als Erkrankte*r einen besonderen Schutz im Berufsleben? Welche Rehabilitationsleistungen stehen zur Verfügung, um meine Arbeitsfähigkeit wiederherstellen oder möglichst lange erhalten zu können? Und wie sieht es mit finanziellen Hilfen aus, wenn ich aus dem Beruf ausscheiden muss? Hier leisten zahlreiche Stellen Beratungs- und Unterstützungsangebote, unter anderem die Deutsche Parkinson Vereinigung und ihre Partnerorganisation, der Verein „Parkinson und Arbeitswelt e.V.“. Ihr Beratungsangebot richtet sich ausdrücklich auch an Arbeitgeber, Führungskräfte und die zuständigen innerbetrieblichen Bereiche.
Betroffene fragen – Expertinnen und Experten antworten
Die Wirkungsschwankungen meiner Medikation nehmen zu – welche Optionen habe ich jetzt? Für wen kommt eine Tiefe Hirnstimulation in Betracht? Wann ist der richtige Zeitpunkt, um eine Pumpentherapie zu beginnen? Wo bekomme ich psychologische Unterstützung? Muss ich meinen Arbeitgeber über meine Erkrankung informieren? Habe ich als Parkinsonpatient einen Behinderungsgrad – und was bedeutet das arbeitsrechtlich?
Alle Fragen rund um die Behandlung von Morbus Parkinson und die Vereinbarkeit von Parkinson und Beruf beantworten diese Experten in der Sprechzeit:
• Prof. Dr. med. Michael Barbe; Facharzt für Neurologie, Leiter des Kölner Parkinsonnetzwerks, Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsklinikum Köln
• Prof. Dr. med. Candan Depboylu; Facharzt für Neurologie, Zusatzbezeichnungen Spezielle Neurologische Intensivmedizin, Neurogeriatrie und Somnologie (DGSM), Chefarzt der Neurologischen Klinik Sorpesee, Sundern
• Univ.-Prof. Dr. med. Richard Dodel; Facharzt für Neurologie, Inhaber des Lehrstuhls für Geriatrie an der Universität Duisburg-Essen und ärztlicher Leiter des Geriatrie-Zentrum Haus Berge, Essen
• RA Friedrich-Wilhelm Mehrhoff; Geschäftsführer der Deutschen Parkinson Vereinigung e.V., Neuss
• Prof. Dr. med. Siegfried Martin Muhlack; Facharzt für Neurologie, Facharzt für Psychiatrie, Oberarzt Forschungszentrum, Klinik für Neurologie am St. Josef-Hospital, Bochum, Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum
• Prof. Dr. med. Christoph Redecker; Facharzt für Neurologie, Zusatzbezeichnung Geriatrie, Chefarzt der Klinik für Neurologie und Neurogeriatrie, Klinikum Lippe
• Prof. Dr. med. Rüdiger Hilker-Roggendorf; Facharzt für Neurologie, Neurologische Intensivmedizin, Chefarzt der Klinik für Neurologie, Stroke Unit und Frührehabilitation, Klinikum Vest, Recklinghausen/Marl
• Prof. Dr. med. Dirk Woitalla; Facharzt für Neurologie, Chefarzt der Klinik für Neurologie, St. Josef-Krankenhaus Kupferdreh, Essen
Rufen Sie an! Am Donnerstag, den 7. April von 10 bis 14 Uhr.
Der Anruf unter 0800 – 5 33 22 11 ist aus allen deutschen Netzen gebührenfrei.
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1 https://www.parkinson-vereinigung.de/die-krankheit/haeufigkeit.html Abruf vom 10.3.2022
Autor:Kraichgau News Ratgeber aus Bretten |
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