Burgund - Reise an eine Wiege der europäischen Zivilisation, Teil 2: Dijon
25. Juli: Immer der Eule nach durch die Hauptstadt von Senf und Cassis
Es gibt mehrere Methoden, die Hauptstadt der Region Burgund zu erkunden: zum Beispiel zu Fuß oder per Bus. Seit den 1980er Jahren gibt es einen kostenlosen Minibus-Pendelbus, der die Altstadt umrundet und teilweise auch durchquert. Er ist Teil der vom ehemaligen Bürgermeister Robert Poujade ausgerufenen Cité Vert, der grünen City. Dazu gehört auch, dass der Autoverkehr früh aus der Innenstadt ausgesperrt wurde. Alternativ werden Mieträder angeboten. Durch damals bahnbrechende Konzepte wie dieses wurde Poujade in Frankreich bekannt und avancierte zum ersten Umweltminister. Ebenfalls nachhaltig im Gedächtnis geblieben ist Poujades Vorgänger Felix Kir, der den gleichnamigen Aperitif erfand: zwei Drittel gut gekühlter Aligoté-Weißwein und ein Drittel schwarzer Johannisbeerlikör – fertig ist der Kir Royal! Natürlich haben auch wir uns in einem Souvenirladen die bis heute wichtigsten Exportartikel Dijons besorgt: Cassis, Senf und Gewürzbrot.
Eine der besterhaltenen mittelalterlichen Altstädte Europas
Zur Stadterkundung entschieden wir uns für eine Kombination aus Fußweg und Bus. Die Anfahrt ist unkompliziert, die Strecke von der Autobahn in die Innenstadt gut ausgeschildert, und es gibt ein Parkleitsystem. Das innenstadtnahe Parkhaus St. Anne erweist sich allerdings wie viele deutsche Parkhäuser als für heutige Fahrzeuge zu eng. Man muss höllisch aufpassen, keine Wand zu schrammen. Und nicht nur SUVs beanspruchen oft zwei Stellplätze auf einmal. Dijon rühmt sich, eine der besterhaltenen mittelalterlichen Altstädte Europas zu haben. Unter anderem wurde der Mantel- und Degen-Streifen Cyrano de Bergerac mit Gerard Depardieu hier verfilmt.
Neben Stadtplänen und einer Auswahl reizvoller Themenführungen, die allerdings nicht alle täglich angeboten werden, hält das Office de Tourisme eine Do-it-yourself-Führung bereit, die sich auch für Familien mit Kindern eignet. Auf dem Pflaster geht es immer den Messingplaketten mit der Eule nach. In der für drei Euro zu erwerbenden Begleitbroschüre werden anhand von Fotos und kurzen Erläuterungstexten die einzelnen Sehenswürdigkeiten auf dem Eulenpfad erläutert. Gleich um die nächste Ecke in der Rue de la Chouette, der Straße der Eule, ist die Namensgeberin zu besichtigen, ein kleines Eulenrelief in Augenhöhe an der Außenfassade der Kirche Notre Dame. Es ist ganz blank vom vielen Anfassen. Denn es heißt, wer seine linke Hand darauf lege und sich etwas wünsche, dessen Wunsch gehe in Erfüllung. Neben den vielen, teils mit prachtvollen Steinmetzarbeiten verzierten Palais von Adligen und reichen Bürgern fallen die vielen Kirchen auf. Manche wurden in der Revolution umfunktioniert, wie St. Jean, die erst als Pferdestall, heute als Theater dient, oder St. Etienne, in der neben der Handelskammer ein Museum für den aus Dijon stammenden Bildhauer Francois Rude untergebracht ist. Von Rude stammt unter anderem die Figur der Marseillaise auf dem Pariser Triumphbogen. Seine Glanzzeit erlebte Dijon unter den mittelalterlichen Valois-Herzögen, als das französische Königtum noch schwach war und das Territorium Burgunds bis nach Flandern reichte.
Chris Heinemann
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Autor:Chris Heinemann aus Bretten |
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