Weltdiabetestag 2019 - Digitale Unterstützung in der Diabetestherapie
Was leisten Online-Coachingprogramme?
Diabetes mellitus gilt als die häufigste Stoffwechselerkrankung der westlichen Industrienationen. Allein in Deutschland leben nach Angaben des Diabetesinformationsdienstes des Helmholtz Zentrums München über acht Millionen Menschen mit Diabetes. Jährlich kommen etwa 500.000 Neuerkrankungen hinzu. Über 90 Prozent der Betroffenen leiden am so genannten Typ-2-Diabetes . Bei ihnen nimmt im Laufe der Zeit die Wirkung des Hormons Insulin ab, das den Zuckerstoffwechsel im Körper reguliert. Mögliche langfristige Folgen dieser zunehmenden Insulinresistenz sind ein deutlich erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall sowie für Nervenschädigungen, Nierenversagen und Augenerkrankungen. Ursache des Typ-2-Diabetes ist das Zusammenspiel einer individuellen genetischen Veranlagung und so genannter Lebensstilfaktoren, zum Beispiel Übergewicht, Bewegungsmangel, Ernährung, Stress, Alkohol- und Nikotinkonsum. Neben Medikamenten ist die Veränderung dieser Faktoren ein wesentlicher Bestandteil der Diabetes-Therapie – und für viele Betroffene eine schier unüberwindbare Hürde. Unterstützung bietet die Telemedizin: So genannte digitale Diabetes-Coaches helfen den Patienten online und per Telefon, die Änderung des Lebensstils Schritt für Schritt umzusetzen. Doch wie funktioniert das Coaching in der Praxis? Für wen eignen sich die digitalen Angebote? Und welche Wirkung lässt sich mit solchen telemedizinischen Maßnahmen erzielen? Antworten gibt es bei den Expertinnen und Experten am Lesertelefon anlässlich des Weltdiabetestags 2019.
Medikamente allein reichen nicht aus
Welchen Stellenwert Veränderungen des Lebensstils bei der Behandlung eines Typ-2-Diabetes haben, zeigt der Blick auf die aktuelle Patienten-Leitlinie der Bundesärztekammer, der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften : An erster Stelle des Therapie-Stufenplans steht die Basistherapie, bei der es einzig und allein darum geht, die Blutzuckerwerte durch Änderungen im Lebensstil zu verbessern. Elemente dieser Basistherapie sind unter anderem eine intensive Schulung über die Krankheitsmechanismen, Ernährungstherapie, die Steigerung der körperlichen Aktivität und die Rauchentwöhnung. Erst wenn diese Maßnahmen nicht bei der Erreichung der Therapieziele helfen, kommen Medikamente zum Einsatz. Hier wird deutlich, dass der Behandlungserfolg vor allem in der Hand der Betroffenen selbst liegt.
Gemeinsam gegen die Macht der Gewohnheiten
Doch haben sich Lebensgewohnheiten über Jahre und Jahrzehnte hinweg verfestigt, sind sie aus eigener Kraft oft nur schwer zu verändern. Die Ernährung umstellen, mehr Bewegung, eine Rauchentwöhnung, die Kontrolle und Dokumentation der Blutzucker-Messwerte – und das alles gleichzeitig? Viele Patienten kapitulieren angesichts dieser Aufgaben und der Macht der Gewohnheiten. Hier setzen neue Unterstützungsangebote an, die den Patienten helfen, den Wechsel zu einer gesünderen Lebensweise zu schaffen und damit die Einnahme von Medikamenten zu verhindern oder zumindest zu reduzieren. Digitale Unterstützungsprogramme setzen auf eine Mischung aus persönlicher Betreuung durch ausgebildete Diabetes-Coaches, den Einsatz geeigneter Messgeräte, die Auswertung der Messergebnisse und – im Idealfall – die Einbeziehung des behandelnden Arztes. Dabei geht es um mehr als Wissensvermittlung oder Ernährungs- und Bewegungstipps: Das Coaching orientiert sich an messbaren, medizinisch definierten Therapiezielen, etwa dem wichtigen Langzeit-Blutzuckermesswert HbA1c oder dem Body-Mass-Index. Patient und Coach treffen hierzu individuelle Zielvereinbarungen.
Pilotprojekte zeigen positive Ergebnisse
Dass ein digitales Diabetes Coaching die gesundheitliche Situation der Teilnehmer verbessert, untermauern erste Ergebnisse von Pilotprojekten. In einem vom Deutschen Institut für Telemedizin und Gesundheitsförderung (DITG) in Zusammenarbeit mit der AXA Krankenversicherung durchgeführten Projekt wurden 300 Patienten über ein Jahr hinweg unter wissenschaftlicher Leitung telemedizinisch betreut. Im Durchschnitt nahmen die Teilnehmer mit Typ-2-Diabetes 4,4 Kilogramm ab, ihr Body-Mass-Index verbesserte sich um 1,4 Punkte, der HbA1c-Wert ging um 0,88 Prozent zurück, wie die Projektleitung in der Ärzte-Zeitung berichtet . Demnach konnten von den Patienten, die zu Beginn des Programms Insulin spritzen mussten, rund acht Prozent das Kurzzeitinsulin und knapp 11 Prozent das Langzeitinsulin absetzen.
Expertenrat zu Diabetes und Telemedizin
Wie funktioniert das digitale Unterstützungsprogramm? Eignet sich ein Online-Coaching auch für Menschen mit Typ-1-Diabetes? Wer bietet ein Diabetes-Coaching an? Benötige ich besondere Kenntnisse oder spezielle Messgeräte für die Teilnahme? Wer übernimmt die Kosten für das Coaching? Wie sicher sind meine Daten? Kann ich mich bei meinem behandelnden Arzt für ein Coaching anmelden? Können auch langjährige Diabetes-Patienten von einem Coaching profitieren?
Alle Fragen rund um die telemedizinische Unterstützung bei Diabetes beantworten diese Expertinnen und Experten am Weltdiabetestag 2019:
• Gabriele Arendt-Theling - Telemedizinischer Gesundheitscoach, Deutsches Institut für Telemedizin und Gesundheitsförderung, Düsseldorf
• Dr. med. Karin Burk - Fachärztin für Allgemeinmedizin / Palliativmedizin, Beratende Spezialistin im Gesundheitsmanagement der AXA, Köln
• Dr. med. Winfried Keuthage - Facharzt für Allgemeinmedizin, Diabetologe DDG, Ernährungsmediziner BDEM, Schwerpunktpraxis für Diabetes und Ernährungsmedizin Münster
• Katja Niedermeier - Fachärztin für Allgemeinmedizin, Diabetologin LĀK, Diabetologikum Duisburg
• Dr. med. Hans-Martin Reuter - Facharzt für Innere Medizin, Diabetologe DDG, Ernährungsmediziner DGEM, Ambulantes Medizinisches Zentrum Jena - Gemeinschaftspraxis für Innere Medizin - Diabetologische Schwerpunktpraxis
• Manuela Ullrich - Telemedizinischer Gesundheitscoach, Deutsches Institut für Telemedizin und Gesundheitsförderung, Düsseldorf
Rufen Sie an! Am Donnerstag, den 14. November zwischen 16 und 19 Uhr.
Der Anruf unter 0800 – 0 90 92 90 ist aus allen deutschen Netzen gebührenfrei.
Autor:Kraichgau News aus Bretten |
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