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Expert*Innen informierten zu: Cholesterin
„Wie gesund die Gefäße sind, lässt sich an den Blutfettwerten ablesen“

Das Risiko gravierender Folgeerkrankungen einer Atherosklerose kann jeder selbst verringern. | Foto: clipdealer.com
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  • Das Risiko gravierender Folgeerkrankungen einer Atherosklerose kann jeder selbst verringern.
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Ablagerungen in den Blutgefäßen – die so genannte Atherosklerose – sind der Hauptgrund für Herzinfarkt, Schlaganfall und Durchblutungsstörungen. Verursacht wird die Atherosklerose wesentlich durch zu viel LDL-Cholesterin und Lipoprotein(a) im Blut. Was man für die Gefäßgesundheit tun kann und wie sich dadurch das Risiko für schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringert, dazu informierte die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen (DGFF Lipid-Liga) e.V. in der Sprechzeit. Alles Wichtige hier im Überblick:

Gibt es Menschen mit einem besonders hohen Risiko für eine Atherosklerose?
Prof. Dr. med. Gunnar Heine: Ja. An erster Stelle stehen diejenigen, die eine schwere Fettstoffwechselstörung geerbt haben. Bei ihnen sind schon im frühen Kindesalter LDL-Cholesterin, Lipoprotein(a) oder die Triglyzeride erhöht. Wird das nicht entdeckt und bleiben diese Kinder unbehandelt, entwickelt sich schon früh eine Atherosklerose und in schweren Fällen erleiden sie in jungen Jahren einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Auch Menschen mit Diabetes mellitus, Bluthochdruck, einer chronischen Nierenerkrankung, Übergewicht sowie Raucher und ältere Menschen haben ein erhöhtes Atheroskleroserisiko.

Was sind frühe Anzeichen für eine Fettstoffwechselstörung?
Priv.-Doz. Dr. med. Ksenija Stach: Erhöhte Blutwerte von Gesamt-Cholesterin und insbesondere von LDL-Cholesterin sowie von Lipoprotein(a) und Triglyzeriden sind Alarmzeichen. Sie verursachen oft lange Zeit keine Beschwerden – trotzdem schreitet die Atherosklerose voran. Das aber bedeutet, dass man seine Blutfettwerte so früh wie möglich bestimmen lassen sollte. Wenn in der Familie bei direkten Verwandten schon in jüngerem Alter – bei Frauen vor dem 60. Lebensjahr, bei Männern vor dem 55. – eine Herz-Kreislauf-Erkrankung vorgekommen ist oder wenn es bei den Eltern, Großeltern und Geschwistern Fettstoffwechselstörungen gibt, ist es wichtig, die Blutfette schon bei den Kindern messen zu lassen, am besten im Alter von fünf oder sechs Jahren.

An wen wende ich mich, wenn ich meine Blutfettwerte bestimmen lassen will?
Prof. Dr. med. Bernd Krüger: Am besten an Ihre Hausärztin beziehungsweise Ihren Hausarzt. Es gibt auch sogenannte Lipidologinnen und Lipidologen DGFF, an die Sie sich wenden können, wenn Sie besonderen Rat brauchen. Eine Liste dieser Expertinnen und Experten, in der man nach Postleitzahl oder Ort suchen kann, findet sich auf der Internetseite der DGFF (Lipid-Liga) unter www.lipid-liga.de.

Wird die Untersuchung von meiner Krankenkasse bezahlt?
Prof. Dr. med. Peter Grützmacher: Erwachsene haben zwischen dem 18. und 35. Lebensjahr einmalig Anspruch auf eine ärztliche Gesundheitsuntersuchung mit Bestimmung der Blutfettwerte, ab dem 35. Lebensjahr dann alle drei Jahre beim „Check-up 35“. Besser wäre aber, die Blutfette schon früher messen zu lassen. Wie oft dann anschließend eine Kontrolle erfolgen sollte, wird die behandelnde Ärztin/der Arzt festlegen. Nur bei Lipoprotein(a) ist das anders: Man sollte es wenigstens einmal im Leben messen lassen. Das ist ausreichend, da dieser Wert erblich bedingt ist und sich im Laufe des Lebens nicht wesentlich verändert. Diese Messung muss man aber häufig selbst bezahlen.

Welche Blutfettwerte werden beim Check-up 35 bestimmt?
Dr. med. Benjamin Lechner: Beim „Check-up 35“ sowie dem Check von Erwachsenen zwischen dem 18. und 35. Lebensjahr werden das Gesamt-Cholesterin, das LDL-Cholesterin, das HDL-Cholesterin sowie die Triglyzeride bestimmt. Leider umfasst das Profil nicht die Messung von Lipoprotein(a). Diesen Wert sollte man aber wenigstens einmal im Leben ermitteln lassen. Da er für die Risikoeinschätzung so wichtig ist, empfiehlt es sich, dies auch auf eigene Kosten zu tun.

Was bedeuten die unterschiedlichen Blutfettwerte?
Dr. med. Katharina Lechner: Der Wert des Gesamt-Cholesterins ist die Summe des
Cholesterins aus allen Lipoproteinen, also LDL, HDL und VLDL. LDL-Cholesterin gilt als Atherosklerose-fördernd und sollte möglichst niedrig sein. HDL-Cholesterin wurde lange Zeit als „gutes Cholesterin“ angesehen, doch heute weiß man, dass ein hohes HDL-Cholesterin keine erhöhten LDL-Cholesterinwerte ausgleicht. Der HDL-Cholesterinwert ist aber hilfreich zur Einschätzung des Risikos. Lipoprotein(a) ist dem LDL sehr ähnlich, fördert eine Atherosklerose aber stärker als LDL. Erhöhte Triglyzerid-Werte können zum Beispiel auf einen Typ 2 Diabetes, eine Insulinresistenz, Fettlebererkrankung, Alkoholkonsum, bestimmte Medikamente oder hormonelle Störungen zurückgehen. Bei Werten über 1.000 mg/dl ist die Gefahr von Entzündungen der Bauchspeicheldrüse gegeben, moderat erhöhte Triglyzeridwerte sind mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen assoziiert.

Wie hoch darf der LDL-Cholesterinwert sein?
Dr. Fatima Goudjil: Bei einem gesunden Menschen ohne Risikofaktoren für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung sollte das LDL-Cholesterin im Blut unter 116 mg/dl (3 mmol/l) liegen. Für alle Menschen mit Risikofaktoren lässt sich diese Frage nicht pauschal beantworten. Ärztinnen und Ärzte ermitteln immer ein Gesamtrisikoprofil eines Menschen. Dabei werden unter anderem die Familiengeschichte, das Alter, der Lebensstil, das Körpergewicht, Blutfettwerte und Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck oder eine chronische Nierenerkrankung berücksichtigt. Bei der Bewertung und der Entscheidung, auf welche Höhe die Werte bei Bedarf gesenkt werden müssen, geben die Leitlinien europäischer Fachgesellschaften Orientierung. Liegt das Gesamtcholesterin aber unter 190 mg/dl ist es eher unwahrscheinlich, dass eine ernstzunehmende Fettstoffwechselstörung vorliegt. Zur besseren Einschätzung sollte der Wert durch die Bestimmung des LDL- und HDL-Cholesterins sowie der Triglyzeride und mindestens einmal im Leben Lipoprotein(a) ergänzt werden.

Was müssen Menschen mit Bluthochdruck beachten?
Prof. Dr. med. Ulrich Julius: Ein zu hoher Blutdruck sollte von der behandelnden Ärztin/dem Arzt optimal eingestellt sein und die LDL-Cholesterinwerte sollten möglichst niedrig unter 55 mg/dl (1,4 mmol/l) sein. Bei einem dauerhaft zu hohen Blutdruck muss das Herz übermäßig viel Pumparbeit leisten, zudem können sich dann noch leichter Ablagerungen an den Innenwänden der Blutgefäße sammeln – sogenannte Plaques. Diese bestehen unter anderem aus Cholesterin. Sind auch die LDL-Cholesterinwerte erhöht, steigt das Risiko für die Plaquebildung und damit für Atherosklerose. Sie kann zu einem Verschluss von Blutgefäßen und in der Folge beispielsweise zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall führen.

Können erhöhte Blutfettwerte erblich bedingt sein?
Prof. Dr. med. Bernd Krüger: Ja, das gilt sowohl für LDL-Cholesterin als auch für Triglyzeride und in jedem Fall für Lipoprotein(a), dessen Wert immer genetisch bedingt ist. Hinweise auf eine erbliche Belastung kann die Familie geben, wenn bei direkten Verwandten schon in jüngerem Alter, also bei Frauen vor dem 60. Lebensjahr und bei Männern vor dem 55. Lebensjahr, Herzinfarkte oder Schlaganfälle vorgekommen sind oder wenn es bei den Eltern, Großeltern und Geschwistern Fettstoffwechselstörungen gibt. Dann ist es wichtig, das eigene Risiko und gegebenenfalls das der Kinder so früh wie möglich ermitteln zu lassen, weil eine frühzeitige Behandlung die Prognose deutlich verbessert. Das Herzinfarkt-Risiko hängt nicht nur von der Höhe des LDL-Cholesterins ab, sondern auch von der Dauer der Gefäßbelastung durch das Cholesterin. Deswegen sollte man die sehr guten Erfolgsaussichten einer frühzeitigen Behandlung nicht vergeben.

Welche Rolle spielt Alkohol für die Blutfette?
Priv.-Doz. Dr. med. Ksenija Stach: Alkoholkonsum führt in der Leber zu einer vermehrten Bildung von Triglyzeriden und kann zur Entwicklung einer Fettleber beitragen. Außerdem behindert Alkohol die Aufspaltung der triglyzeridreichen Transportpartikel, die über das Blut zur Leber transportiert werden. Alkoholkonsum lässt zwar den Triglyzeridwert im Blut steigen, auf LDL-Cholesterin hat er allerdings keinen Einfluss. Bei erhöhten Triglyzeriden führen insbesondere Alkoholverzicht und ein geringer Zuckerkonsum zu einer Senkung.

Wie weit kann ich meine Blutfettwerte ohne Medikamente beeinflussen – und wann sind Medikamente sinnvoll?
Prof. Dr. med. Gunnar Heine: Grundsätzlich gilt ein gesunder Lebensstil als Fundament jeder Therapie. Dazu gehört eine Ernährung mit viel Gemüse, Salat, Hülsenfrüchten und Vollkorn sowie reichlich Omega-3-Fettsäuren aus fettem Seefisch und Pflanzenfetten wie Oliven- und Leinöl sowie Nüssen – aber mit wenig Fett aus Fleisch, Wurst und Käse, wenig Zucker und Weißmehl. Weitere Bausteine der Vorbeugung sind der endgültige Rauchstopp und viel Bewegung. Dreimal je 30 Minuten Sport pro Woche – besser noch insgesamt 150 Minuten – sollten angestrebt werden. Wie weit sich Blutfettwerte dadurch senken lassen, ist individuell sehr unterschiedlich. Bei sehr hohen LDL-Cholesterinwerten oder wenn eine Umstellung des Lebensstils nicht ausreichend wirkt, aber das ermittelte Gesamtrisiko hoch ist, ist die zusätzliche Einnahme von Medikamenten zu empfehlen. Wir verfügen heute über eine Vielzahl von Medikamenten, die sehr gut verträglich sind und die Chance bieten, erhöhte Blutfette effektiv zu senken und damit die Blutgefäße gegen Atherosklerose zu schützen.

Ich möchte meine Ernährung wegen zu hoher Triglyzeridwerte umstellen, aber es fällt mir schwer, die alten Gewohnheiten aufzugeben…
Dr. med. Katharina Lechner: Bedenken Sie, dass eine gesundheitsförderliche, pflanzenbetonte Ernährung nicht nur die Blutfette beeinflusst, sondern viele weitere positive Effekte hat. Eine Vielfalt an Gemüse, Salate, Hülsenfrüchte, Nüsse und Vollkornprodukte ist vitamin- und mineralstoffreich und fördert zum Beispiel eine gesunde Verdauung, weil sie den Mikroorganismen in unserem Verdauungstrakt zugutekommt. Durch weniger Fleisch, Wurst und Käse, Fett und Zucker fällt es zudem leichter, sein Gewicht zu halten oder sogar abzubauen. Da die Triglyzeride im Blut durch Ernährung stark beeinflusst sind, ist die Chance gegeben, sogar ohne Medikamente auszukommen.

Wie lange müssen Cholesterinsenker eingenommen werden?
Dr. med. Benjamin Lechner: In aller Regel müssen die verordneten Medikamente regelmäßig und lebenslang eingenommen werden. Das ist aufgrund der sehr guten Verträglichkeit auch problemlos machbar. Eine dauerhafte Senkung der LDL-Cholesterinwerte durch eine kurzzeitige Einnahme oder Maßnahme ist nicht möglich. Wer heute einen Cholesterinsenker einnehmen muss, ist aber in der glücklichen Lage, dass es eine Reihe hochwirksamer Medikamente gibt, aus denen Ärztinnen und Ärzte die passenden herausfinden und auch kombinieren können. In jedem Fall ist es jedoch wichtig, die verordneten Medikamente konsequent in der verschriebenen Dosis einzunehmen, damit die LDL-Cholesterin-Zielwerte dauerhaft erreicht werden.

Die Expertinnen und Experten in der Sprechzeit waren:
Prof. Dr. med. Peter Grützmacher; Facharzt für Innere Medizin und Nephrologie, Agaplesion Medizinisches Versorgungszentrum Frankfurt a. M.
Dr. Fatima Goudjil; Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie, Saarbrücken
Prof. Dr. med. Gunnar Heine; Facharzt für Innere Medizin und Nephrologie, Chefarzt der Medizinischen Klinik II, Agaplesion Markus Krankenhaus, Frankfurt a. M.
Prof. Dr. med. Ulrich Julius; Facharzt für Innere Medizin und Diabetologie; Bereich Lipidologie und Lipoproteinapherese-Zentrum, Medizinische Klinik und Poliklinik III am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden
Prof. Dr. med. Bernd Krüger; Facharzt für Innere Medizin und Nephrologie, Direktor der Medizinischen Klinik III, Klinikum Darmstadt
Priv.-Doz. Dr. med. Ksenija Stach; Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie; Leiterin der Ambulanz für kardiovaskuläre Prävention Universitätsmedizin Mannheim
Dr. med. Benjamin Lechner; Assistenzarzt Innere Medizin/Endokrinologie, Stoffwechselambulanz der Ludwig-Maximilians-Universität München
Dr. med. Katharina Lechner; Fachärztin für Innere Medizin, Lipidambulanz des Deutschen Herzzentrums, München

Weitere Informationen unter:

• Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen (DGFF) Lipid-Liga e.V.
www.lipid-liga.de/broschure/
• Amgen GmbH
www.cholesterin-neu-verstehen.de/
• Daiichi Sankyo Deutschland GmbH
www.ldl-senken.de/patientenseite/
• Diamed Medizintechnik GmbH
www.diamed.de/patienten-und-angehoerige.html
• Novartis Pharma GmbH
www.lipide.info/

Autor:

Kraichgau News Ratgeber aus Bretten

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