Bretten: Poetry Slam im Stadtpark begeisterte das Publikum

Poetry Slam-Teilnehmer Artem Zolotarov reiste sogar aus Mainz an.
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Beim 1. Brettener Poetry Slam „Slam im Park“ Open Air traten neun Slammerinnen und Slammer im Dichterwettstreit gegeneinander an. Über 300 Leute fanden zur Veranstaltung der Brettener Woche und der Stadt Bretten ihren Weg in den Stadtpark und ließen sich von den vorgetragenen Texten begeistern.

Bretten (wh) Ein hochkarätiges Teilnehmerfeld hatte sich zum 1. Brettener Poetry Slam im Stadtpark zusammengefunden. Auch das Wetter zeigte sich gnädig, sodass mehr als 300 Menschen den Weg vor die zum Stadtjubiläum aufgestellte Bühne fanden. Relaxt in Liegestühlen oder auf den Bänken sitzend lauschte das Publikum ganzen neun Slammerinnen und Slammern, die ganz unterschiedliche Texte für den Dichterwettstreit vorbereitet hatten. Durch den Abend führte das unterhaltsame Moderatorenteam aus „Mein Lied für Bretten“ Song Contest-Gewinner und selbsternannten „Brettener C-Promi“ Brad Witt und Verena Borchert.

Neun Slammer in der Vorrunde

„Bis vor einem Jahr habe ich noch nicht gewusst, was ein Poetry Slam ist“, gab Oberbürgermeister Martin Wolff bei seinem Grußwort zu Beginn der Veranstaltung zu und dem ein oder anderem Zuschauer mag es ähnlich gegangen sein. Doch nach einer kurzen Einführung durch die Moderatoren war bald allen klar, worum es ging. Beim „Slam im Park“ Open Air bestimmte, wie bei Poetry Slams üblich, das Publikum den Sieger. In der Vorrunde konnten 20 zufällig ausgewählte Jurorinnen und Juroren per Punktwertung von eins bis zehn den Auftritt der Slammer direkt im Anschluss bewerten. Dazu mussten nur die Punktekarten hoch gezeigt werden. Die drei Teilnehmer mit den meisten Punkten durften im Finale noch einmal einen zweiten Text vortragen.

Den Auftakt der Slams machte Jonas Lafia aus Bretten, der in seinem Beitrag seine afrikanischen Wurzeln thematisierte und eine Anekdote über den subtilen Rassismus erzählte, der ihm auch in Bretten begegnet. Mit teilweise derber Wortwahl und gleichzeitigem Einsatz von Dialekt gelang ihm ein würdiger und überraschender Einstieg in den Abend. Nachdenklicher wurde es im Anschluss mit Jana Schick aus Mühlacker. Sie schickte das Publikum auf eine imaginäre Reise um die Welt. „Wir vergessen oft, wie gut es uns geht“, erinnerte sie in ihrem Text. Sie plädierte für mehr Zufriedenheit und erhielt zustimmenden Applaus aus den Zuschauerreihen.

Lustiges, Nachdenkliches und Politisches

Sybille Gogeißl aus Kuppenheim erzählte in ihrem mundartlich vorgetragenen Beitrag von einem „unvergesslichen“ Ausflug in einen Freizeitpark – Warteschlangen, Fahrgeschäfte und Geisterbahnen – und erntete dafür zahlreiche Lacher. Der Büchiger Alfred Hagmann gehörte zu den "Slam-Neulingen" und stellte sich als einer von zwei Brettener dem Dichterwettstreit. Er bereicherte mit seinem Gedicht über ein schwarzes Schaf, dass sich mit seiner Herde versöhnt, noch einmal die Vielfalt der Texte.

Artem Zolotarov aus Mainz brachte einen Text über das Hässlichsein zum Poetry Slam mit. Er thematisierte Ausgrenzung, soziale Konventionen und Häme von anderen. Dabei  stellte er die hässliche Umwelt, der sich manche Menschen ausgesetzt sehen, der Schönheit von inneren Werten entgegen.
Die jüngste Teilnehmerin war die 14-jährige Jacqueline Epp aus Kraichtal. Sie wandte sich in einem poetischen und gefühlvoll geschriebenen Text an ihren „Fremden Freund“ und erntete dafür viel Applaus.
Anna Teufel aus Karlsruhe erzählte über den Streit eines Pärchens – was gesagt wird und, noch wichtiger, was nicht gesagt wird. Detailreichtum und bildreiche Beschreibungen zeichnen den Text aus, mit dem die Slammerin schließlich ins Finale einzog.

Wortgewandt und humorvoll analysierte Stefan Unser aus Malsch das menschliche Wollen – vom kindischen „Ich will“ bis hin zum schweigenden Erwarten. Dabei streifte er geschickt Themen wie den Berliner Flughafen, das Arbeitsleben und Erziehung.
Der politischste Text des Abends kam von Moritz Konrad aus Karlsruhe. Er möge Deutschland, obwohl er nicht gern aus Deutschland komme. Er habe nur noch kein anderes Land gefunden, aus dem er gern kommen würde - „Patriotismus durch Ausschlussverfahren“, wie er es nennt.

Spannendes Slam-Finale

Nach der Vorrunde trafen sich Anna Teufel, Artem Zolotarov und Stefan Unser im Finale wieder. Nachdem alle drei noch einmal einen Text vorgetragen hatten, wurde der Applaus bewertet. Als Gewinner des 1. Brettener Poetry Slams ging Stefan Unser hervor. Die Finalisten erhielten ein Preisgeld im Gesamtwert von 600 Euro, das vom Brettener Autohaus Graf Hardenberg zur Verfügung gestellt wurde.

Den Abschluss des Abends machte der Brettener Rapper „Headbud“, der bei seiner Performance kein Blatt vor den Mund nahm und mit seinen direkten Texten sowie eingängigen Beats nicht nur seinen angereisten „Fanclub“ begeisterte. Zuvor gab Brad Witt noch einmal sein im Stadtjubiläumsjahr obligatorisches „Bretten, Baby“ zum Besten.
So wurde das „Slam im Park“ Open Air zum Erfolg. Publikum und Teilnehmer waren sich einig: Nächstes Jahr gerne wieder.

Autor:

Wiebke Hagemann aus Bretten

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