Zeichen gegen Politikverdrossenheit: Vier Bewerber um Bürgermeister-Posten präsentieren sich in Oberderdingen

Wollen die Gemeinde Oberderdingen in die Zukunft führen (von links): Thomas Nowitzki, Sebastian Berdelmann, Basem Mriesh und Reinhard Schiek.ch
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Eines hatte die offizielle Kandidatenvorstellung zur Bürgermeisterwahl in Oberderdingen schon vor dem Beginn der Veranstaltung in der Aschingerhalle geschafft. Mit rund 1.000 Besuchern setzten die Bürger ein klares Zeichen gegen die oft beschworene Politikverdrossenheit im Land.

Obderderdingen (swiz) Eines hatte die offizielle Kandidatenvorstellung zur Bürgermeisterwahl in Oberderdingen schon vor dem Beginn der Veranstaltung in der Aschingerhalle geschafft. Mit rund 1.000 Besuchern setzten die Bürger ein klares Zeichen gegen die oft beschworene Politikverdrossenheit im Land. Dies freue sie besonders, betonte die Leiterin des Gemeindewahlausschusses, Brigitte Harms-Janssen, denn "die Bürgermeisterwahl betrifft die Bürger doch am nächsten." Zu Beginn hatte jeder der vier Kandidaten 20 Minuten Zeit, um sich und seine Ziele den Zuhörern zu präsentieren.

"Schließlich fahre ich auch noch mein erstes Auto"

Als erster trat Sebastian Berdelmann aus Oberderdingen ans Rednerpult. Mit zunehmender Sicherheit skizzierte er seinen Werdegang, der ihn vom Norden der Republik in den Süden geführt hatte. Ihn zeichne vor allem Neutralität aus, er sei in keiner Partei und verfüge über ein hohes Maß an Loyalität. "Schließlich fahre ich auch noch mein erstes Auto", witzelte der 38-Jährige. Er setze vor allem auf Bürgernähe, die Stärkung des Ehrenamts sowie die Schaffung von sozialem Wohnraum. Ebenso wolle er als Bürgermeister mehr Wohnräume für Senioren errichten und Einrichtungen für Kultur und Sport fördern. Wichtig sei ihm auch das generationenübergreifende Arbeiten sowie die Stärkung des Umweltschutzes und der Ausbau der regenerativen Energien.

"Wir können zum Mond fliegen, aber nicht einmal unseren Plastikmüll recyceln"

Den Schutz der Natur sieht auch Reinhard Schiek, Künstler aus Oberderdingen und für die UBO (Unabhängige Bürger Oberderdingen) im Gemeinderat aktiv, als wichtiges Ziel seiner eventuellen Bürgermeister-Amtszeit. "Wir können zum Mond fliegen, aber nicht einmal unseren Plastikmüll recyceln", so der 65-Jährige. Er sei generell mit der jetzigen Politik des Amtsinhabers nicht einverstanden, machte Schiek weiter deutlich. Er würde als erstes die Verantwortlichen von zu teuer gewordenen oder fehlgeplanten Bauprojekten in der Gemeinde zur Rechenschaft ziehen. Als Beispiele nannte Schiek das Flehinger Naturlerlebnisbad ("Das hatte 2018 öfter zu als offen") oder auch den stark in den Kosten gestiegene Neubau der Schloßgartenhalle, die zudem zu klein für die Sportler sei. Zudem würde er, im Falle seiner Wahl, die Gestaltungssatzung für den Dorfkern des Stadtteils Großvillars abschaffen. Diese verhindere eine verdichtete Bebauung. Schiek betonte weiterhin, er wolle keine neuen Baugebiete mehr für Oberderdingen ausweisen ("wir müssen nicht mehr wachsen") und setze bei der Innenverdichtung auf einfache zweckmäßige Bauten. "Man kann auch für 1.000 Euro pro Quadratmeter bauen."

Frischen Wind ins Rathaus bringen

Dritter im Bunde war der 48-jährige Basem Mriesh aus Grafenhausen, der nach eigenem Bekunden zwar keine Erfahrungen mit Oberderdingen habe, aber von der tollen Infrastruktur und der Herzlichkeit der Bevökerung begeistert sei. Er wolle ein Teil des Rathaus-Teams werden und frischen Wind in die Verwaltung bringen. Er bringe aus seiner Laufbahn als diplomierter Hotel Business Administrator zudem viel Erfahrung im Führen von Mitarbeitern mit und wolle die Dinge in Oberderdingen langfristig und strategisch ausrichten. Zusammengefasst stehe er für gute Kinderbetreuung, Bildungschancen und nachhaltigen Naturschutz sowie eine Förderung der Landwirtschaft. Im Tourismus müsse man zudem die Nebensaison besser nutzen und im Haushalt eine Prioritätenliste für transparente Investitionen schaffen.

Souveräner Amtsinhaber Thomas Nowitzki

Als letztes trat Amtsinhaber Thomas Nowitzki vor das Pult. Wie zu erwarten, hob der Bürgermeister die Erfolge seiner vergangenen Amtszeiten hervor. Die Einwohnerzahlen seien auf fast 11.000 Bürger, die Zahl der Erwerbstätigen in den letzten 15 Jahren um mehr als 30 Prozent auf über 5.000 gestiegen. Der Gemeinderat habe darüber hinaus viele wichtige Schwerpunkte gesetzt. Da seien zum einen die flexiblen Angebote der Kindergärten bis hin zur Ganztagsbetreuung. "Fast vier Millionen Euro haben wir 2018 dafür eingesetzt." Zum anderen seien die Grundschulen gesichert worden und die Eduard-Spranger-Schule für geistig behinderte Kinder sei für den Einzugsbereich von Walzbachtal bis Sulzfeld enorm wichtig. Zudem werde gerade eine Studie für die eventuelle Ansiedlung eines privaten Heisenberg-Gymnasiums in Oberderdingen erstellt. Beim Verkehr habe man mit den zwei Ortsentlastungsstraßen viele Probleme gelöst. Auch für die Sicherung der ärztlichen Versorgung sei mit dem ersten Bauabschnitt des Gesundheitszentrums ein großer Schritt getan. "Und der zweite Bauabschnitt wird kommen", so Nowitzki. "Und mitkommen soll der ein oder andere dringend notwendige Facharzt. Ein Kinderarzt mindestens." Darüber hinaus wolle man Wohnraum für Familien schaffen und neue Baugebiete erschließen. Parallel dazu entstünden mit dem Projekt "Wohnen am Heiliggrund" Mietwohnungen der Kommunalbau. Mit einem Blick auf die laut Nowitzki soliden Finanzen der Gemeinde schloss der Amtsinhaber sein Plädoyer.

Fragerunde mit fast 30 Fragen

Die folgende Fragerunde zeigte dann noch einmal das große Interesse der Bürger. Mit fast 30 Fragen zu Gemeindefinanzen, sozialem Wohnungsbau, Kinderbetreuung und Verkehr wurden die Kandidaten konfrontiert. Dabei zeigten sich die drei Herausforderer in ihren Antworten sehr engagiert, mussten aber aufgrund fehlender Einblicke in die Zahlen der Gemeinde bei einigen Fragen auf allgemeinere Statements ausweichen, während Nowitzki auf seine Erfahrungen aus bisher zwei Amtszeiten zurückgreifen konnte.

Einen ausführlichen Bericht zur Fragerunde finden Sie <a target="_blank" href="https://kraichgau.news/33934">hier.</a>

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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