Die Stille in der Klosterkirche genießen
Alexandra Müller ist die neue Leiterin der Klosterverwaltung Maulbronn

Alexandra Müller. Foto: privat

Maulbronn (hk) Alexandra Müller hat die Herausforderung angenommen: Die 40-Jährige wurde zur neuen Leiterin der Klosterverwaltung Maulbronn ernannt. Bereits im Frühjahr hatte die studierte Diplom-Finanzwirtin dort die Leitung kommissarisch übernommen. Ihre vorherige Wirkungsstätte war das Pforzheimer Amt des Landesbetriebs Vermögen und Bau Baden-Württemberg, erzählt sie im Gespräch mit der Brettener Woche. "13 Jahre lang habe ich die Personal- und Organisationsangelegenheiten des Pforzheimer Amtes bearbeitet. Eine sehr lehrreiche und spannende Zeit", betont Müller. Weil sie sich aber "weiterentwickeln und in einem neuen Aufgabengebiet tätig werden" wollte, schien ihr die Klosterverwaltung Maulbronn dabei "die perfekte Möglichkeit".

Klosteranlage auch der jüngeren Generation näherbringen

Ihr Arbeitstag im Kloster starte meist mit einem Rundgang durch die Anlage. "Danach geht es an den PC und es folgt die Beantwortung eingegangener E-Mails oder die Teilnahme an diversen Besprechungen." Das allein bereite ihr schon viel Freude. "Wenn ich dann noch im Infozentrum mit den Kolleginnen und den Besuchern und Gästen ins Gespräch komme, erfreut mich das sehr", hebt sie hervor. Im Rahmen ihres Wirkens im Kloster habe sie einige Herzensangelegenheiten, die sie umsetzen möchte. "Ich wünsche mir, dass wir die Klosteranlage weiterhin in diesem großartig erhaltenen Zustand der Öffentlichkeit präsentieren können. Und dass wir der jüngeren Generation dieses einzigartige UNESCO-Welterbe in unserer Region erklären und näherbringen."

Workshops für Kindergartenkinder und Schüler

Daher sei es ihr sehr wichtig, dieses bei den Workshops im Kloster den Kindern aus Kindergärten und Schulen zu vermitteln. "Das Kloster den Kindern erlebbar zu machen: Wie haben die Mönche früher gelebt? Was haben sie für Kleidung getragen? Wie sah ihr Alltag aus? Warum ist es heute ein UNESCO-Welterbe? Wenn wir das den Kindern vermitteln können, dann tragen sie dazu bei, diese Anlage auch in den nächsten Jahrzehnten zu schützen und zu bewahren", bringt Müller es auf den Punkt.

Viele Ideen für neue Saison ausgearbeitet

Natürlich sei die Corona-Krise auch am Kloster Maulbronn nicht spurlos vorbeigegangen, erzählt sie. "In 2020 und Anfang 2021 war das Kloster leider geschlossen. In dieser Zeit waren wir jedoch nicht untätig." Viele Ideen für die neue Saison wurden ausgearbeitet und vorbereitet und es gab, wie Müller erzählt, auch Online-Fortbildungen für alle. "Das Kloster ist derzeit von Dienstag bis Sonntag für Besucher geöffnet. Wer also in dieser kräftezehrenden Zeit einen Moment der Stille und Ruhe sucht, ist bei uns genau richtig", ist die Leiterin überzeugt. Einige Programm-Highlights der neuen Saison im Kloster kann sie auch schon verraten: "Im nächsten Jahr planen wir wieder mit unserem bunten Programm an Sonderführungen für Groß und Klein." Saisonale Kinderführungen, zum Beispiel ein Familienspaß im Kloster als "Tag der Großeltern mit Enkeln" oder Angebote in den Ferien, seien nur ein Teil davon. Ein weiteres Highlight im Frühsommer werde das sogenannte „Activity-Book“ sein – ein Element der Wissens-Vermittlung im Rahmen des Konzeptes für das Kindermuseum. Zudem soll am 9. Oktober wieder der Klostererlebnistag mit vielfältigem Programm stattfinden. Als ein weiteres Highlight im Herbst nennt Müller die coronabedingt verschobene Tagung im Kloster.

Wie könnte die besondere Art der Entschleunigung im Kloster Maulbronn zum Beispiel für jüngere Menschen „schmackhaft“ gemacht werden? Pauschal gebe es dafür kein „Rezept“, antwortet Müller auf diese Frage. "Meiner Meinung nach ist es wichtig, sich bei einem Besuch bewusst die Zeit zu nehmen, um die Ruhe auch zuzulassen." Sie empfiehlt, das Handy stummzuschalten oder daheim zu lassen und bei einer Klosterführung mit Führerin oder Audioguide den Geschichten von früher zu lauschen. "Wir erleben ganz oft, dass bei Schulklassenführungen die Schüler begeistert sind, Dinge von früher selbst herzustellen. Sei es ein selbst gebundenes Buch oder ein Lederbeutel", berichtet sie.

Klosterführungen machen Anlage erlebbar

Für sie sei das Kloster ein ganz besonderer Ort. "Er strahlt auf mich eine Ruhe aus. Setzen Sie sich zehn Minuten in die Klosterkirche und genießen Sie die Stille. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich", weiß sie. Und wenn man sich dann noch vor Augen führe, dass die Klosteranlage UNESCO-Welterbe ist und sie "direkt vor unserer Haustüre liegt", dann wisse man, was das für ein Reichtum ist. "Deshalb ist es mir ein besonderes Anliegen, diese Bedeutung der jungen Generation begreiflich, erlebbar zu machen." Erlebbar werde das Kloster etwa durch Klosterführungen, beispielsweise zu Themen wie Leben im Zisterzienserkloster, Poesie im Kreuzgang zu Herrmann-Hesse, Wandmalereien oder Wasserwegen. "Die Klosterführerinnen haben ein unfassbares Wissen, welches sie gerne an unsere Besucherinnen und Besucher weitergeben. Glauben Sie mir, danach werden Sie das Kloster mit reichem Wissen verlassen", betont Müller.
Ob sie in eine Zeitmaschine steigen und das Kloster von "damals" erleben wollen würde? Die Kloster-Leiterin antwortet mit einem Lachen: "Es hätte schon etwas Faszinierendes, das 'echte' Leben von damals kennenzulernen. Heute sind wir verwöhnt mit einer warmen Stube, reichlich Essen und Trinken und technischem Knowhow. Aber gerade dieses Spannungsfeld von damals und heute würde mich dazu bringen, in die Zeitmaschine zu steigen."

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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