Strukturen menschlichen Verhaltens sichtbar machen
Der Heimatkreis Oberderdingen freut sich über neue Mitglieder und alte Fotografien
Oberderdingen (eb/hk) Seit mehr als 30 Jahren veröffentlicht der Heimatkreis Oberderdingen in seinen Rundbriefen Aufsätze zu Lokalgeschichte, beschäftigt sich mit „Volkskunde“ und sammelt auch alte Fotos aus allen Ortsteilen der Gemeinde in einem digitalen Archiv. Der Verein hat heute über 400 Mitglieder. Die Schwerpunkte der Interessen des Heimatkreises sind zeitangepasst.
„Unser Heimatkreis will ein ‚Mitmachverein‘ sein“
„Es gehörte vor ‚Corona‘ in den Sommermonaten zum Standardangebot unseres Vereins, dass er Museumsbesuche in Baden- Württemberg, der Pfalz oder Hessen für seine Mitglieder organisierte“, berichtet Vereinsvorstandsvorsitzender Erwin Breitinger. Im Winter gab es in Zusammenarbeit mit dem Heimatverein Kraichgau Angebote zur Genealogie. „Unser Heimatkreis will ein ‚Mitmachverein‘ sein“, betont Breitinger. Zurzeit seien die Aktivitäten des Vereins aber auf die Herausgabe der beiden jährlichen Rundbriefe oder die Nutzung seines Bildarchivs zurückgefallen. Der Verein bemühe sich zwar um neue Mitglieder, aber „Wachstum ist in Pandemiezeiten schwierig. Wir können keine Ausstellungen anbieten, die immer Wachstumsimpulse boten. Auch Sponsoren findet man schwerer.“
Zusammenarbeit mit dem Zaisenhäuser Heimat-, Kultur- und Trachtenverein
Im kürzlich erschienenen 61. Heft wird auf den Zustand des Kraichgaus vor 100 Jahren zurückgeblickt sowie auf unsere engere Region vor 200 Jahren. „Beidemal waren die Zeiten böser als heute“, weiß der Vorstandsvorsitzender und ergänzt: „Man findet im aktuellen, 72 Seiten starken Rundbrief Bilder und Informationen zur Volkskunde und Ortsgeschichte, beispielsweise zu den Sternsingern in unserer Gemeinde“. In den Artikeln zum „politischen Wild“ und zu den „politischen Bäumen“ spiegeln sich eher zeitgeschichtliche Aspekte. Neu, und der schwierigen Situation aller Kulturvereine in der jetzigen Pandemie geschuldet, sei nun auch die Zusammenarbeit mit dem Zaisenhäuser Heimat-, Kultur- und Trachtenverein. Daher seien auch Informationen zu Zaisenhausen im aktuellen Rundbrief enthalten, ebenso ein Aufsatz zum Kriegsende in der Oberderdinger Partnergemeinde Heinfels.
„Soldatenbilder“ gesucht
Für sein Archiv sammelt der Verein weiter Fotoaufnahmen, und jetzt besonders Bilder zum nächsten Rundbrief, der sich in einem Artikel mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs beschäftigen soll. Für den Frankreichfeldzug waren Oberderdingen und Flehingen Aufmarschgebiet – deshalb wird aus privaten Fotoalben einschlägige „Soldatenbilder“ aus der Zeit vom September 1939 bis Mai 1940 mit Bezug zu Oberderdingen, Flehingen oder Großvillars gesucht. Die bis jetzt vorhandenen Bilder ließen den Schluss zu, dass die durchziehenden Truppen zumeist mit Pferdegespannen und weniger mit Motorfahrzeugen ausgerüstet waren. Von motorisierten durchziehenden Einheiten habe der Verein bislang keine Aufnahmen. Wer einschlägige Soldatenbilder von diesem Ereignis aus 1939/40 besitzt, darf sie dem Verein kurz ausleihen. Ansprechpartner dafür sind: Erwin Breitinger, Heinrich Kowarsch und Oskar Combe. Auch den Familienalben passiere nichts, wenn die Bilder dort eingeklebt sein sollten.
„Geschichte ist die Vergangenheitsform von Politik. Insofern ist es nützlich, sich mit ihren lokalen Ausformungen zu beschäftigen. Dabei werden Grundstrukturen menschlichen Verhaltens – oder Fehlverhaltens – sichtbar“, fasst Erwin Breitinger zusammen.
Mehr lesen Sie auf unserer Themenseite Dehoim in Oberderdingen.
Autor:Havva Keskin aus Bretten |
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