Statement der Pforzheimer Theaterleitung zur vorübergehenden Schließung der deutschen Bühnen
„Sein oder Nichtsein?“
Pforzheim (kn) In einem öffentlichen Statement hat sich die Leitung des Theaters Pforzheim zu den seit 2. November geltenden Corona-Regelungen geäußert und die damit verbundenen Schließungen der deutschen Bühnen heftig kritisiert. Unterzeichner des Statements sind unter anderem Intendant Thomas Münstermann, Verwaltungsdirektor Uwe Dürigen sowie Generalmusikdirektor Robin Davis und Chefdramaturg Peter Oppermann. "Wir protestieren gegen den Entscheid von Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie der Ministerpräsidentinnen und -präsidenten, die Theater erneut zu schließen. Damit richten die regierenden Parteien von Bund und Ländern großen Schaden in der gesamten Kulturlandschaft an, nicht zuletzt an unserem Theater Pforzheim", heißt es in den einleitenden Sätzen des Statements, das die Verfasser mit dem Slogan "Sein oder Nichtsein?" überschrieben haben.
Beiträge zur seelischen und geistigen Gesundheit der Nation
Theater dienten nicht nur der reinen „Vergnügung“ und „Unterhaltung“. Sie seien Gradmesser der politischen Verfasstheit eines Landes und lieferten wesentliche Beiträge zur seelischen und geistigen Gesundheit einer Nation, heißt es in dem Schreiben weiter. "Ohne diese kann keine Maßnahme, die dazu dienen soll, auch die körperliche Gesundheit zu pflegen, wirklich Erfolg haben. Dazu gehört, dass wir gemeinsam reflektieren, uns austauschen und Dinge auch in Frage stellen. Genau das tut die Kultur zusammen mit ihrem Publikum." Zudem zählten die Theater dank bewährter Hygienemaßnahmen zu den derzeit sichersten öffentlichen Orten Deutschlands, so die Verfasser, zu denen auch die Leiterin Schauspiel, Ulrike Brambeer, zählt.
Substanz der Theater könnte "irreparabel beschädigt werden"
"Politische Entscheidungsträgerinnen und -träger, die unserem hygienetechnisch außerordentlich umsichtig agierenden Publikum genau dieses Gemeinschaftserlebnis nehmen und unsere erfolgreichen Bemühungen um einen gefährdungsfreien Spielbetrieb ignorieren, verkennen den eingangs beschriebenen Wert der Kultur. Schlimmer noch: Sie beschädigen – möglicherweise irreparabel – die langfristige Substanz auch unseres Theaters. Und das in einer Zeit, die mehr denn je nach Sinngebung und persönlichem Halt verlangt", werden die Unterzeichner in ihrem Statement deutlich.
"Sein oder Nichtsein?"
Eines stellen die Verfasser jedoch klar: "Wir relativieren keineswegs die akute Notlage, in der sich unser Land befindet, aber wir fordern von den regierenden Parteien mehr differenzierteres Handeln sowie konstruktiven Erfahrungsaustausch mit betroffenen Einrichtungen." Wenn das kulturelle Leben verstumme, sei die Demokratie gefährdet. "Sein oder Nichtsein? Wir werden, wenn man uns lässt, in hoffentlich naher Zukunft weiter spielen. Denn wir nehmen unseren Kulturauftrag genauso ernst wie die Sicherheit der Zuschauerinnen und Zuschauer." Man trage die politische Entscheidung für Schließungen inhaltlich nicht mit, wenngleich "wir uns selbstverständlich an die verordneten Maßnahmen halten", heißt es in dem Statement abschließend.
Autor:Christian Schweizer aus Bretten |
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